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Die Debatte über die SRG ist absurd

Wissenschafter attestieren dem öffentlich-rechtlichen Medienkonzern, er schade den Privaten nicht. Doch die Aussagekraft der Studie ist begrenzt – entscheidend ist etwas anderes.

Die Debatte über die SRG ist absurd
Bild: Screenshot FÖG.

Verdrängen die Onlineangebote der SRG die privaten Medien? Dieser Vorwurf wird von privaten Medienhäusern seit Jahren regelmässig erhoben und vom öffentlich-rechtlichen Medienkonzern ebenso regelmässig zurückgewiesen.

Am Montag hat die SRG Unterstützung vom Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög) der Universität Zürich erhalten. Wie jedes Jahr seit 2010 hat es sein Jahrbuch «Qualität der Medien» veröffentlicht und ist in diesem Rahmen der Frage nachgegangen, ob die Schweizer Öffentlich-Rechtlichen mit ihrem Newsangebot andere Plattformen schwächen. Nein, lautet der Schluss der Forscher, was sie mit einer Befragung zur Mediennutzung begründen. Gemäss dieser nutzen nur sehr wenige Leute (3,5 Prozent der Befragten) ausschliesslich das Onlineangebot der SRG. Die allermeisten, die sich auf diesen Seiten informieren, konsumieren daneben auch private Medien. Nutzer des SRG-Onlineangebots geben zudem häufiger an, auch andere Onlinemedien zu nutzen, als Nicht-Nutzer.

Viel Aufregung um nichts also? Zweifel sind angebracht. Denn die Befragten mussten nur angeben, ob sie die verschiedenen Angebote nutzen, nicht aber, in welchem Ausmass. Da wir alle ein begrenztes Zeitbudget haben, ist es durchaus plausibel, dass man seltener auf privaten Newsportalen unterwegs ist und seltener ein kostenpflichtiges Abo abschliesst, wenn man das vollausgestattete staatliche Newsportal kostenfrei nutzen kann.

Bei der Präsentation der Studie an der Universität Zürich äusserten sich denn auch mehrere Branchenvertreter kritisch zu den Ergebnissen. Die Studie greife zu kurz, sagte etwa Michael Wanner, CEO von CH Media, in der anschliessenden Podiumsdiskussion. Er forderte Einschränkungen für das, was die SRG online anbieten darf.

Das Problem geht aber über die methodischen Mängel der Untersuchung hinaus. Denn die entscheidende Frage ist nicht, ob und wie stark die SRG den Privaten schadet. Sondern vielmehr, was der mediale Service Public überhaupt umfassen soll. Diesem Punkt wird in der Debatte viel zu wenig Beachtung geschenkt. Stattdessen wird darüber gestritten, ob die heute geltende Serafe-Gebühr von 335 Franken pro Jahr und Haushalt zu hoch ist und ob auch 200 Franken reichen würden, wie es die Befürworter der Halbierungsinitiative fordern.

Die Antwort hängt davon ab, welche Leistungen die Gebührenzahler dafür erhalten – und welche davon nicht auch Private erbringen können. Dass die SRG die Zwangsabgaben nicht dazu benutzt, private Firmen aktiv zu schädigen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein. (lz)

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