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Die Bilanz

In den 1950er Jahren in eine Unternehmerfamilie hineingeboren, sind mir sowohl die Dynamik des Wirtschaftsbooms als auch die Entbehrungen der Zeit davor bewusst. Freiheiten mussten erkämpft werden, in Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft – die Beharrungskräfte des Konservativen waren mächtiger als heute. Aber: die Renten waren sicher. Und die Alterspyramide noch kein Atompilz.

Die Babyboomergeneration hat viele Wertmonopole geknackt, ihre Netzwerke über den Erdball gespannt und den Grundstein unseres Wohlstands gelegt. Sie hat aber daraufhin auch Bescheidenheit, finanzpolitische Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Solidarität (mittels Milizprinzip) vermissen lassen. Angst vor Wohlstandsverlust diktiert nun ihre späte politische Agenda, Pioniergeist und Risiko sind ihnen fremd geworden. Öffentlich stellt deshalb kaum jemand die Grundsatzfrage: wie wollen wir, wie will die junge Generation zukünftig leben – und was können wir «Alten» dafür (noch) tun?

Klar ist: nur was heute an Wert geschöpft wird, kann morgen wieder eingesetzt werden. Zwar sind Leistungsbereitschaft, Bildung und Arbeitseinsatz der jungen Generation meiner Erfahrung nach nicht kleiner als bei uns. Letztere bewegt sich auch in einem Umfeld, das alles bietet, wofür wir noch kämpfen mussten: Freiheit in einer Welt der beinahe unbegrenzten Möglichkeiten! Und in dieser gilt: wer woanders die für ihn bessere Lebenskonfiguration vornehmen kann, wird es sich nicht zweimal überlegen. Das bringt uns Babyboomer doppelt unter Zugzwang: Einerseits sollten wir unseren freiheitlichen Errungenschaften Sorge tragen. Andererseits gilt es aber, den eigenen Konservatismus beim Bewahren untauglicher staatlicher Systeme und Regeln zu hinterfragen.

Gelingt es uns, den Jungen gesunde Staatsfinanzen, ein flexibleres Vorsorgesystem und genügend Mitbestimmungsmöglichkeiten (gegen einen rasant wachsenden Überhang Älterer an der Urne) zu hinterlassen? Angesichts der vielen sich heute bietenden Möglichkeiten wäre es verantwortungslos, wenn nicht.

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