Die Bank im Aufwind?
Analysen, Hintergründe und Perspektiven zum Finanzplatz Schweiz
Es sind die spannendsten Zeiten seit Jahrzehnten: Der Bankenplatz Schweiz ist daran, sich neu aufzustellen. Den Wandel wollen wir beschreiben. Und zeigen, wohin die Reise geht.
Der Bankenplatz Schweiz steht unter Druck – zunächst von aussen. Die Regierungen überschuldeter Staaten sind auf der Suche nach neuem Steuersubstrat. Einige von ihnen wollen gar ihre eigenen Finanzplätze stärken, indem sie den helvetischen schwächen: Frankfurt, London, New York. Wiederum andere wie Singapur nehmen das Treiben billigend in Kauf.
Am guten Image der Schweiz unter Bürgern in Europa, USA und Asien hat dies nichts geändert – im Gegenteil. Ausländische Kunden vertrauen den helvetischen Banken ihr Vermögen gerne an. Die Schweiz ist in der grenzüberschreitenden Vermögens-verwaltung weltweit die Nummer eins.
Umso erstaunlicher ist, dass der Bankenplatz auch im Inland unter Dauerdruck steht. Bankenbashing ist sieben Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise noch immer en vogue – und dies erzeugt erhöhte Risiken und anhaltende Nebenwirkungen. Die Politik macht sich die Stimmung zunutze und kapriziert sich auf fiskalischen und finanzmarkttechnischen Aktivismus. Regulierungsbehörden führen ein Eigenleben.
Die grossen Probleme bleiben ungelöst. Vergessen ob all dem geht, dass die aller-meisten Bankangestellten einen hervorragenden Job leisten. Und dass die Schweiz aus rund 300 kleineren und mittleren Instituten besteht – und nicht bloss aus zwei grossen.
Banken sind die kommunizierenden Röhren der Volkswirtschaft, in der Schweiz noch mehr als anderswo. Sie schaffen Arbeitsplätze. Sie generieren Steuersubstrat. Sie schützen Eigentum. Sie fördern Kultur und Zivilgesellschaft. Sie helfen unternehmerische Cluster bilden. Sie vergeben Kredite an Private. Und sie arbeiten und handeln mit dem höchsten Gut, das sie (sich) stets neu verdienen müssen: Vertrauen.
Der dogmatische Schlummer der alten Bankenwelt ist vorbei, das Bankkunden-geheimnis wohl auch im Inland bald passé. Ich finde: es ist höchste Zeit, dass sich auch eine breitere Öffentlichkeit wieder für die Zukunft des Bankenplatzes interessiert. Aktiv. Zuversichtlich. Neugierig. Und nicht bloss nörgelnd.