Der Spinnerkönig, der gar nicht so verrückt war.
Die neu erschienene Biografie schildert das turbulente Leben des bedeutenden Zürcher Unternehmers Heinrich Kunz (1793‒1859).
Der Spitzname von Heinrich Kunz mag auf den ersten Blick irreführend sein: Der «Spinnerkönig» war nicht verrückt oder König der Spinner, sondern vielmehr König der Spindeln: Zwischenzeitlich hatte er über 130 000 Spindeln in Betrieb, was ihn zum grössten Spinnereiunternehmer und zu einem der bedeutendsten Schweizer Industriellen des 19. Jahrhunderts machte. Nach Lehrjahren in einer Baumwollspinnerei im Elsass entdeckte er früh das Potenzial der Wasserkraft und war anschliessend während Jahrzehnten eine prägende Gestalt in der Industrialisierung des Kantons Zürich. Neben seiner wirtschaftlichen Tätigkeit fungierte er auch als Politiker im Zürcher Kantonsrat und als Oberstleutnant in der Armee.
Der kometenhafte Aufstieg und die beispiellose Karriere hatten aber auch ihre Schattenseiten: Der zeitlebens ledige Kunz galt als empathieloser Einzelgänger und als knallharter Arbeitgeber, der eine komplizierte Beziehung zu seiner Arbeiterschaft unterhielt.
Der Ökonom Werner Bosshard, der auch langjähriger Gemeinderat von Oetwil am See, der Heimatgemeinde von Heinrich Kunz, war, legt nun erstmals eine umfassende Biografie dieser umstrittenen Persönlichkeit vor. Mithilfe neuer, bisher unveröffentlichter Quellen wird eine Lebensgeschichte nachgezeichnet – lesenswert und informativ! (ms)