Der neue Avatar-Film ist ein
würdiger Nachfolger
13 Jahre nachdem Regisseur James Cameron den Welterfolg «Avatar» in die Kinos brachte, wird die Geschichte in «Avatar: The Way of Water» weitergeführt. Der neue Film überzeugt ebenfalls.
Um ein paar Dinge gleich vorwegzunehmen: «Avatar: The Way of Water» lohnt den Kinobesuch definitiv und sollte auf der grössten Leinwand gesehen werden, die sich in der Umgebung finden lässt. Die Bilder sind mindestens so fantastisch wie beim ersten Avatar-Film, der mittlerweile schon 13 Jahre alt ist. Zwar ist die Handlung des neuen Films wieder nicht besonders innovativ oder stringent. Das vergisst man jedoch schnell, wenn man einmal in die wundersame Welt auf Pandora hineingezogen wurde.
Der neue Film spielt mehr als ein Jahrzehnt nach «Avatar». Jake Sully und Neytiri haben mittlerweile fünf Kinder, zwei davon adoptiert. Die im ersten Film hart erkämpfte Befreiung Pandoras von den menschlichen Invasoren wird in den ersten paar Minuten ohne grosses Federlesen rückgängig gemacht. Mit Guerillataktiken leistet der Omaticaya-Stamm Widerstand, unter Jakes Führung. Zum Schutz seines Stammes entscheidet er sich jedoch schliesslich, mit seiner Familie zu fliehen. Denn das Militär der Menschen hat es speziell auf ihn abgesehen. Seine Familie bittet den Na’vi-Meeresstamm der Metkayina erfolgreich um Asyl. Jake, Neytiri und die Kinder versuchen, sich in deren Riff einzuleben und entdecken die atemberaubenden Wunder der Meereswelt auf Pandora. Doch der Frieden hält nicht lange an.
Der Film lebt noch mehr von Actionszenen als sein Vorgänger. Diese funktionieren gut. Die Kämpfe sind kein Selbstzweck, sondern Teil der Handlung. Man fühlt, dass sie Konsequenzen haben und fiebert mit. Das Umweltthema ist immer noch da, aber in etwas anderer Form. Regisseur James Cameron setzt auch seine naive Romantisierung des Lebens in der Natur, des «edlen Wilden» fort. Die Na’vi scheinen gut ohne Penicillin, Impfungen oder andere Vorzüge moderner Medizin auszukommen. Ihre Jäger-Sammler-Diät scheint sie gut zu nähren und sie sind nicht von Unwettern oder Raubtieren bedroht. Das Problem sind weiterhin die Menschen, ihre Gier und ihre böse Zivilisation.
Die Frauenfiguren werden etwas wenig entwickelt, zumindest die der älteren Generation. Sie dürfen jeweils einen vehementen Protest gegen Vorhaben ihrer Männer einwerfen, um dann in Sekundenschnelle dennoch überzeugt zu werden. Die erste Zusammenarbeit zwischen Schauspielerin Kate Winslet und Regisseur James Cameron seit «Titanic» enttäuscht – Winslet spielt die spirituelle Anführerin der Metkayina und kommt fast nicht zu Wort. Spannender sind die Charaktere der jüngeren Generation. Man kann gespannt sein, was sie noch erleben werden. Denn Cameron hat drei weitere Filme geplant. Einer davon wurde bereits gedreht, die Drehbücher für Teil vier und fünf sind auch schon geschrieben. (mg)