Der Kunde ist König
Wenn die Politik den Starken schützt.
Der Staat regelt nicht nur das Verhältnis zu seinen Bürgern, sondern mischt sich auch gern und oft in eigentlich privatrechtliche Verträge ein. Er macht dann einen vermeintlich schwachen Vertragspartner aus, der vor dem stärkeren zu schützen sei. Beim Konsum schlägt er sich auf die Seite der Verbraucher (ausser bei der Landwirtschaft), beim Wohnen auf die Seite der Mieter (ausser bei den Genossenschaften) und beim Arbeiten auf die Seite der Arbeitnehmer (ausser bei den Topgehältern). Eine grundsätzliche Logik dahinter erschliesst sich nicht. Warum die eine Seite unterstützen und nicht die andere – oder noch besser: die Vertragspartner ganz in Ruhe lassen?
Wenn schon dem einen oder anderen unter die Arme gegriffen werden soll, bräuchte es zumindest eine gewisse Kohärenz. Diese könnte wie folgt aussehen: Bei jeder Transaktion – vom seltenen Realtausch abgesehen – hat jemand ein Produkt oder eine Leistung, die er anbietet, und der andere das entsprechende Geld, um dieses Gut zu erwerben. Wer ist nun systemisch der Mächtigere? An der Bäckereitheke beispielsweise haben Käufer und Verkäufer numerisch gleich viel: der eine das Brot, der andere das Geld im Gegenwert eines Brots. Und doch verfügt der Portemonnaieträger über die Freiheit, das Brot anderswo zu kaufen oder auf das Zvieri ganz zu verzichten. Demgegenüber muss der Bäcker dieses eine Brot verkaufen. Der Kunde ist König!
Wenn also die Politik die Schwachen vor den Starken schützen wollte, müsste sie konsequent dem Verkäufer zu helfen versuchen. Dies trifft, wie ausgeführt, auf Arbeitsgesetze zu, bei denen es vor allem um den Schutz des Arbeitnehmers geht. Beim Konsum oder Wohnen aber passiert das Gegenteil: Hier möchte der Staat nicht die Produzenten und Hauseigentümer, sondern die Konsumenten und Mieter schützen. Dabei sind letztere eben flexibler, ihr Geld auch sonst wo auszugeben, und damit prinzipiell stärker – unabhängig davon, wie «reich» alle Beteiligten sind.