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Alexandra Janssen, zvg.

Der Arzt als Drogenlieferant

Unternehmen und Staaten als Junkies.

 

Eine Zentralbank ist – vergleichbar mit einem Arzt – verantwortlich für die Gesundheit der Geld- und Währungspolitik eines Landes. Ist die Gesundheit akut gefährdet, muss der Arzt notfallmässig re­agieren. Wie in der Finanzkrise von 2008, als es zu heftigen Kurseinbrüchen an den Finanzmärkten kam und die Weltwirtschaft in eine Rezession rutschte. Damals verschrieben die Zentralbanken den Kapitalmärkten hohe Dosen von Liquidität und der Wirtschaft tiefe Zinsen.

Die Zentralbanken wissen, dass solche Notfallmedikamente schwere Nebenwirkungen haben, wenn sie zu lange verschrieben werden. Dennoch sind die Zentralbanken heute, mehr als zehn Jahre später, noch immer im Notfallmodus: Sie halten die Zinsen so tief, als ob die Volkswirtschaften gerade eben auf der Notfallstation eingeliefert worden wären.

Dem Zins kommt in einer Marktwirtschaft eine zentrale Informations- und Steuerungsfunktion zu. Er leitet die Marktteilnehmer an, wie das Geld der Sparer über die Banken und die Börsen effizient an Firmen und an Staaten geleitet werden soll. Mit ihren Notfallmassnahmen haben die Zentralbanken in diese Informations- und Steuerungsfunktion eingegriffen und massive Nebenwirkungen verursacht: Es sind Zombie­firmen entstanden, die nur aufgrund der tiefen Zinsen weiterleben. Die Wirtschaft schwächelt. Und es droht Inflation.

Unternehmen und Staaten sind zu Junkies geworden, die von den Zentralbanken stets mit neuem Stoff – noch mehr ­billigem Geld – versorgt werden. Sie nehmen es dankbar an, denn mit dem süssen Gift tiefer Zinsen können Schuldenberge einfacher finanziert werden und wachsen weiter an. Doch nun wird es höchste Zeit, mit dem Entzug von der Gelddroge zu beginnen – schon längst müsste der Arzt den Süchtigen ­einen verschreiben. Er wird wie jeder Drogenentzug sein: lang, schmerzhaft und gezeichnet von Rückfällen. Es ist der einzige Weg, der zurück in eine gesunde Wirtschaft führt, die echten Wohlstand schaffen kann.

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