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Das ultimative Feindbild: Alte, weisse, autofahrende Männer
Boris von Heesen: Mann am Steuer. Wie das Patriarchat die Verkehrswende blockiert. München: Heyne Verlag, 2025.

Das ultimative Feindbild: Alte, weisse, autofahrende Männer

Boris von Heesen arbeitet sich in seinem neuen Buch an «patriarchalen automobilen Strukturen» ab. Das könnte grosse Satire sein, ist aber ernst gemeint.

Es ist immer wieder erstaunlich, wie Leute allein dadurch in Wallung versetzt werden können, dass andere Leute andere Präferenzen haben. So etwa Boris von Heesen in seinem Buch «Mann am Steuer». Der Autor und «Männerberater» geht darin von einer einfachen Überlegung aus: Autos sind böse, Männer sind böse, und ihre Schnittmenge ganz besonders.

Zur Begründung strickt von Heesen ein Narrativ, in dem patriarchale Strukturen den Verkehr und die Verkehrspolitik dominieren. Der Verbrennungsmotor wird dabei zum «Symbol einer fragilen patriarchalen Männlichkeit», und die Garage ist «Teil der Inszenierung der bürgerlichen Kleinfamilie», welche «die Herzkammer des Patriarchats darstellt».

Die Obsession mit dem Patriarchat und den «maskulinen Autofantasien» wirkt zuweilen so absurd, dass der Verdacht der Satire aufkommt. Würde im ganzen Buch der Begriff «Männer» durch «Juden» ersetzt, das Werk stünde als üble antisemitische Verschwörungstheorie auf dem Index.

Für von Heesen scheint nichts unerträglicher als die Vorstellung, dass Menschen selbständig entscheiden, welche Verkehrsträger sie nutzen. Aus seiner Sicht braucht es eine von oben verordnete Verkehrswende. Und das geht offenbar nur über eine «Dekonstruktion patriarchaler automobiler Strukturen». Auf dass den Menschen – pardon: Männern! – ihre fatale Vorliebe für motorisierte Mobilität ausgetrieben wird. (Lukas Leuzinger)

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