Das kann dann mal weg
Skandal in der Kunstwelt! Das landeseigene nordrhein-westfälische Spielcasino «Westspiel» in Aachen verscherbelte zwei Bilder von Andy Warhol in einer Auktion von Christie’s – mit dem Ziel, den NRW-Landeshaushalt zu sanieren und neue Investitionen in die Casinolandschaft tätigen zu können. Verwundert rieb sich mancher die Augen: ein Spielcasino mit eigener Kunstsammlung?! Ja, tatsächlich. In den 1970er Jahren waren u.a. Warhols «Triple Elvis» und «Four Marlons» für 185 000 bzw. 204 000 DM erworben worden, zum Zwecke der gehobenen Raumdekoration. Umgeben von teurer Kunst sollten die Spieler animiert werden, selbst ordentlich Federn zu lassen. Fast 30 Jahre lang hingen also die Bilder in Räumen, in denen geraucht, gegessen und gespielt wurde, bis sie 2009 im sicheren Depot landeten. Jetzt wurden sie für insgesamt 135 Mio. Dollar versteigert. Museumsdirektoren und Kulturpolitiker hatten so vehement wie erfolglos gegen die Verkaufspläne opponiert – die Berliner Staatsministerin für Kultur schimpfte gar, der Verkauf der Werke sei «unanständig». Alle befürchteten, dass das Beispiel, Kunst zum Zweck der Haushaltssanierung zu verkaufen, Schule machen wird. Aber, mal ganz nüchtern gefragt: Warum eigentlich nicht?
Vielleicht gibt es wichtigere Aufgaben der öffentlichen Hand, als an einem überkommenen kunsthistorischen Kanon festzuhalten. Warhol gilt zwar als Halbgott der amerikanischen Pop Art, doch was sagen uns seine seriellen Textildrucke, Zeitungsphotomotive und Promi-Porträts heute eigentlich noch? Ist diese Kunst geistreich? Ist sie schön? Ich sage es Ihnen: Warhol steht mittlerweile für die schal gewordene Postmoderne, für eine stereotype Museumsmonokultur, die nur noch langweilt. In jeder Gegenwartskunstsammlung hängt das gleiche: Warhol, Twombly, Baselitz, Polke, Richter … Besser, man fängt an, diese Konfektionsware jetzt zu verkaufen – denn in der nächsten Generation, wenn alle auf diese Idee kommen, ist sie nichts mehr wert.