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Das hat er nicht verdient

Das hat er nicht verdient: Dass man ihm, von einem Tag auf den anderen, das Leben in einer Viereinhalbzimmerwohnung mit Bedienung, Privatlehrer, A-la-carte-Menus, Armani-Deo, Fitness- und Thai-Box-Instruktoren (Wert total: 29 000 Franken pro Monat) einfach so wegnahm. Für alle, die nicht regelmässig den «Blick» lesen: Von «Carlos» ist hier die Rede, dem bald 18jährigen Brasilianer, der […]

Das hat er nicht verdient: Dass man ihm, von einem Tag auf den anderen, das Leben in einer Viereinhalbzimmerwohnung mit Bedienung, Privatlehrer, A-la-carte-Menus, Armani-Deo, Fitness- und Thai-Box-Instruktoren (Wert total: 29 000 Franken pro Monat) einfach so wegnahm. Für alle, die nicht regelmässig den «Blick» lesen: Von «Carlos» ist hier die Rede, dem bald 18jährigen Brasilianer, der sich im schweizerischen Jugendstrafvollzug befindet. Diese Lebensumstände hatte sich der junge Kriminelle mit schwieriger Vergangenheit nicht etwa durch Wohlverhalten verdient, sondern durch das Gegenteil: Durch konsequente Verweigerung aller anderen Massnahmen, nicht zuletzt der Zumutung, einen Beruf zu erlernen oder wenigstens irgendeine Arbeit anzunehmen. Der junge Gewalttäter will schliesslich ein erfolgreicher Thai-Box-Profi werden.

Das hat er nicht verdient: Dass sein Fall in den Medien so prominent herausgestellt wurde. Schliesslich ist er, soviel man den Andeutungen aus dem Inneren des Jugendstrafvollzugsbusiness entnehmen kann, keineswegs der einzige, dem solche kostenintensiven «Settings» (Sozialarbeiterdeutsch) massgeschneidert werden. Sein Opfer übrigens, das mit lebenslanger Behinderung leben muss, kämpft noch immer um Opferhilfe, die einen Bruchteil der Täter-Rundumversorgung ausmachen würde.

Mit anderen Worten: Der junge Mann hat sich die – man kann es nicht anders nennen – luxuriösen Lebensumstände nicht verdient, sondern ertrotzt. Er hat aber auch deren Beendigung unter dem Druck einer massiven Medienkampagne nicht selber verursacht. Er wurde zum Opfer der schweizerischen Neidgenossenschaft. Als Volkes Stimme fungierte einmal mehr der «Blick».

Wenn (Jugend-)Strafvollzug dazu dienen soll zu lernen, für sein eigenes Leben Verantwortung zu übernehmen, seine Lebensumstände durch eigene Leistung zu verändern, dann hat der junge Carlos bisher riesengrosses Pech gehabt. Auch das hat er nicht verdient.

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