Das Geld und das Vertrauen
Die Zentralbanken geben es heraus. Und die Staaten brauchen es – das Papiergeld. Hat es Zukunft?
Geld ist zu unserer zweiten Natur geworden. Wir können uns eine Welt ohne Geld kaum mehr vorstellen…
…ohne Geld könnte eine dezentrale Marktwirtschaft nicht existieren. Sie beruht auf Tausch, der sich ohne ein neutrales Tauschmittel – eben das Geld – nur sehr eingeschränkt verwirklichen liesse. Oder ökonomisch ausgedrückt: die Informations- und Transaktionskosten wären viel zu hoch. Ohne Geld weniger Tausch. Weniger Tausch bedeutet weniger Arbeitsteilung. Dies wiederum hiesse geringere Produktivität und weniger Wohlstand.
Geld ist eigentlich eine Art Kredit. Der Verkäufer gibt dem Käufer für eine Ware oder Dienstleistung einen Kredit, bei dem er annimmt, dass er das entsprechende Guthaben wiederum gegen ein anderes Gut eintauschen kann.
Das heutige Papiergeld ist in der Tat vor allem Kreditgeld. Das war aber nicht immer so. Wir hatten urprünglich vollwertige Gold-, Silber- und andere Münzen. Dann schuf man Banknoten und Giralgeld, die zu einer festen Parität in Gold oder Silber eintauschbar waren. Im wesentlichen hat erst die Geldmonopolisierung durch die Zentralbanken erlaubt, substanzwertloses Geld wie das Papiergeld zu schaffen. Seither kommt alles darauf an, die Stabilität dieses Geldes zu gewährleisten; und dies wiederum ist nur durch eine Politik der Geldknappheit möglich.
Substanzwertloses Geld beruht auf dem blossen Glauben jener, die es benützen.
Ich würde eher von Vertrauen sprechen. Es wäre eine Kreditwirtschaft denkbar, in der jeder jedem vertraut. Das ist in unserem System nicht notwendig. Es reicht, Vertrauen in die Zentralbank und die Banken zu haben, die ihre Guthaben jederzeit in Zentralbankgeld einlösen können. Das ist oft ein Problem gewesen, wie die Geschichte lehrt. Ich habe in meinem Buch «Monetary Regimes and Inflation» darauf hingewiesen, dass es im 20. Jahrhundert zu den meisten Hyperinflationen in der Geschichte kam – 29 von 30 Hyperinflationen fanden nach dem Zusammenbruch der substanzwertbasierten Währungen im Zuge des Ersten Weltkriegs statt!
Der Ökonom Ludwig von Mises hat ein monetäres Regressionstheorem aufgestellt: der Wert des Geldes von heute beruht auf dem Wert des Geldes von gestern. Also muss das Geld einst einen Wert besessen haben, und nur deshalb ist es bis heute in Gebrauch.
Um das Vertrauen in das substanzwertlose Papiergeld herzustellen, bedurfte es eines Anschlusses an ein Vertrauen, das auf dem Substanzgeld basierte. Dieses Vertrauen ist in der Geschichte immer wieder missbraucht und erschüttert worden. Die Bürger von Ländern, in denen im 20. Jahrhundert eine Währungsreform stattgefunden hat, sind denn auch besonders empfindlich gegenüber willkürlicher staatlicher Geldpolitik.
Ein Beispiel?
Die erste grosse Hyperinflation mit nicht mehr eintauschbarem Papiergeld fand in Frankreich während der grossen Revolution statt. Das hat die Leute geprägt. Denn danach hatte Frankreich über 100 Jahre stabiles Gold- und Silbergeld. Ähnlich verhielt es sich in Deutschland. Die Hyperinflation nach dem Ersten und die Geldentwertung nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Leute zutiefst verunsichert.
Gegenwärtig ist es aber nicht allein der deutsche Staat, der seinen Haushalt über Schulden finanziert. Dies tun alle westlichen Staaten, angeführt von den USA.
Das System ist umso anfälliger geworden, je mehr wir zu einer reinen Kreditwirtschaft übergegangen sind. Die Frage ist, ob die Zentralbanken weiter auf Geldwertstabilität setzen können – oder ob sie diese Maxime aufgeben, weil die Staaten Geld brauchen.
Welche Alternativen zum heutigen Papiergeldsystem gäbe es?
Wir könnten alle Transaktionen zentral über eine Clearingstelle abwickeln. Jeder hätte bei dieser Clearingstelle einen gewissen Kredit und könnte alle Zahlungen über sie vornehmen. Dann brauchten wir keine Zentralbanken mehr. Aber dieses System wäre möglicherweise sehr instabil.