Das Erbe der Postmoderne: Naturwissenschaften
Eine Abkehr von biologischen Fakten.
Der im Pazifik und im Indischen Ozean lebende Echte Clownfisch (Amphiprion percula), seit dem Trickfilm «Findet Nemo» von 2003 weltbekannt, weist Proterandrie auf. Das bedeutet, dass alle Fische dieser Art als Männchen geboren werden und sich einige wenige davon später zu weiblichen Exemplaren entwickeln. Stirbt in einer kleinen Fischkolonie eines dieser Weibchen, nimmt das rangnächste Männchen dessen Platz ein, indem es das Geschlecht wechselt.
Was hat dieser kleine, orangefarbene Meeresbewohner mit uns Menschen zu tun? Sehr wenig, wenn man dem Konsens in Biologie und Medizin folgt. Doch auch dort macht sich mittlerweile das Erbe der Postmoderne bemerkbar. So propagiert beispielsweise die bekannte US-amerikanische Biowissenschafterin Anne Fausto-Sterling ein «Geschlechterspektrum», demzufolge es bis zu 1,7 Prozent Intersexuelle gebe – diese Behauptung ist mittlerweile widerlegt worden –, weswegen die Zweigeschlechtlichkeit beim Menschen nichts anderes als eine Fiktion sei. Die Vorstellung vom «fluiden Geschlecht» findet derweil immer mehr Anklang, oftmals mit Rekurs auf «natürliche» Beispiele wie das des Clownfisches. Viele trendbewusste Jugendliche, aber auch um Aufmerksamkeit bedachte Prominente und sich hip wähnende Akademiker verkünden in den sozialen Medien, ihr «Gender» sei «nichtbinär», was heisst, sie verstünden sich weder als Mann noch als Frau, unabhängig von biologischen Fakten. Zu beobachten ist auch die ständige begriffliche Verwechslung von «gender», was die soziale Rolle eines Geschlechts meint, und Sexus, dem biologischen Geschlecht. Für Fausto-Sterling und für die Gender-Studies-Ikone Judith Butler ist nicht nur die ansozialisierte Geschlechterrolle ein Konstrukt, sondern auch das biologische Geschlecht. Entscheidend sei einzig, als was man sich innerlich «fühle».
«Vergleiche mit Fischen, Insekten oder Pflanzen sind unwissenschaftlich und unlauter.»
Die Zweigeschlechtlichkeit von Menschen wird hier bewusst übergangen. Menschliche Fortpflanzung basiert ausschliesslich auf den beiden Gametentypen und den dazu notwendigen Organen, die sich beim beteiligten Mann und bei der beteiligten Frau finden. Es gibt kein «drittes Geschlecht», das hier eine Rolle spielen würde. Ebenso wenig bilden Menschen genetisch identische Ableger oder Sporen aus, wie das bei einigen Bakterien, Pflanzen wie Grünlilien oder bei Pilzen der Fall ist. Vergleiche mit Fischen, Insekten oder Pflanzen, die bemüht werden, um Transidentitäten, angebliche Geschlechterspektren und Ähnliches beim Menschen zu begründen, sind unwissenschaftlich und unlauter. Sie zeugen von einem falschen, missbräuchlichen Naturbegriff, weil damit anerzogene Rollen, soziale und psychologische Phänomene naturalisiert werden sollen. Mit ebenso willkürlichen Beispielen aus der Wildnis liessen sich noch ganz andere Vorkommnisse im Zusammenleben problemlos rechtfertigen bzw. legitimieren: das Töten von fremdem Nachwuchs (Löwen), das Fressen des eigenen Nachwuchses (Reptilien, Insekten), Haremshaltung (Gorillas, Rotwild) oder Vergewaltigung (einige Reptilien- und Säugetierspezies). Gilt es, solche Verhaltensweisen und Taten beim Menschen zu erklären, wird jedoch fast nie auf die Natur hingewiesen. Stattdessen fokussiert man sich bei der Erforschung und Bekämpfung dieser Probleme zu Recht auf Sozialisation und Psychologie. Doch im Geiste der Postmoderne werden nunmehr auch die Forschung zurechtgebogen und ihre Erkenntnisse missbräuchlich entlehnt, um Erscheinungen wie «trans» zu erklären. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, droht dieser Missbrauch die Naturwissenschaften zu zerstören und sie für den Menschen unbrauchbar zu machen.