Das Erbe der Gebrüder Pfister
Schweizerische Nationalbank (Hrsg.): Die Schweizerische Nationalbank in Zürich. Zürich: Scheidegger & Spiess, 2022.
Hundert-, nein tausendmal bin ich an diesem verschlossenen Gebäude vorbeigegangen, meistens hastig über die Stadthausanlage zu einem nahen Ziel strebend, gelegentlich als entspannter Flaneur durch die Börsenstrasse, wo sich der Bau etwas offener präsentiert. Von Zeit zu Zeit wurde Einlass gewährt, früh dem jugendlichen Ausläufer, der für das väterliche Geschäft alte, vergessen gegangene Banknoten in neue Valuten eintauschen wollte, oder später dem Bankangestellten, um Ermahnungen der Währungshüter zu empfangen.
Nun offenbart sich dieses geheimnisvolle Gebäude in einem prachtvollen Bildband, den die Schweizerische Nationalbank zum Hundertjahrjubiläum ihres Zürcher Gebäudes herausgibt, verantwortet von Martin Blättler, Patrick Halbeisen und Bruno Maurer.
Der Zürcher Hauptsitz der SNB entstand in den Jahren 1919 bis 1922. Die Architekten waren Otto und Werner Pfister, die das erfolgreichste Architekturbüro im damaligen Zürich betrieben und dem Gebäude ein neoklassizistisches Äusseres und ein funktional-praktisches Inneres gaben. Bankgebäude müssen viele Anforderungen unter einen Hut bringen: Funktionen für komplexe Abläufe, Sicherheit, Repräsentation und Technik. All dies haben die Gebrüder Pfister und ihre Nachfolger, die das Haus über die Jahre den Anforderungen der Zeit anpassten, perfekt gelöst.
Das Buch dazu ist ebenbürtig. Es enthält gehaltvolle Vorworte aus den Federn von Corine Mauch, Joël Mesot und Thomas Jordan. Fast ein Dutzend Essays befassen sich auf hohem Niveau mit der Architektur des Geldes, den Banken in Zürich, dem Bauen in der Nachkriegszeit, dem Gebäude, seiner Kunst, der Konstruktion und der Würdigkeit als Baudenkmal. Dazwischen gibt es Fotoessays von Leo Fabrizio und Maurice K. Grünig, die uns das Gebäude nüchtern, aber präzise nahebringen.
Den Herausgebern ist es gelungen, die Gestaltung des Buches bis in die Haptik und Farbgebung seinem Gegenstand anzunähern. So ist daraus ein nahezu perfekter Bildband geworden. Zu bemängeln wäre höchstens, dass man im ansonsten vollständigen Anhang nicht auch noch etwas über das Arbeitswerkzeug der Fotografen oder das Papier und die Schrift erfährt. Aber sonst: einfach schön.