China-Zölle auf E-Autos schaden Europa
Protektionismus droht Innovationen zu ersticken und den Konsumenten zu schaden. Die EU sollte einen liberaleren Ansatz verfolgen.
Die Entscheidung der Europäischen Kommission, Zölle von bis zu 35 Prozent auf die Einfuhr von elektrischen Fahrzeugen aus China zu erheben, kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für die europäische Automobilindustrie, welche bereits mit dem Übergang vom Verbrennungsmotor zu Elektrofahrzeugen zu kämpfen hat. Die Entscheidung wurde von der Europäischen Kommission formalisiert und die Zölle traten am 31. Oktober 2024 in Kraft. Trotz der Befürchtungen, dass China den europäischen Markt mit Elektroautos überschwemmen könnte, sind Zölle nicht die Lösung.
Im Gegensatz zum amerikanischen Ansatz, der deutlich höhere Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge eingeführt hat, zielt die Strategie der EU darauf ab, Protektionismus und die Aufrechterhaltung von Handelsbeziehungen in Einklang zu bringen. Dies liegt daran, dass die USA nur sehr wenige Elektroautos aus China importieren. In diesem Artikel werde ich mich ausschliesslich auf die europäische Situation konzentrieren.
Die Bedenken hinsichtlich der chinesischen Dominanz im Sektor der Elektrofahrzeuge sind begründet. Die Untersuchung der EU ergab, dass chinesische Hersteller von staatlichen Subventionen profitieren, die es ihnen ermöglichen, zu wesentlich wettbewerbsfähigeren Preisen zu verkaufen. Die Kommission befürchtet, dass diese Situation eine Bedrohung für die europäischen Automobilhersteller darstellt und sie in einen Überlebenskampf in einem bereits schwierigen Markt zwingen könnte.
Wirtschaftliche Ignoranz
Auf den ersten Blick mag die Einführung von Zöllen wie ein notwendiger Schutz für einen angeschlagenen Sektor erscheinen. Es ist jedoch paradox, dass die chinesische Nachrichtenagentur CGTN kurz nach der Ankündigung der EU-Kommission, diese Zölle zu verhängen, berichtete, dass Zölle «nicht die Lösung sind». Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet ein kommunistisches Land, das für seine zentralisierte und weitgehend kontrollierte Wirtschaft bekannt ist, die EU an den richtigen Weg erinnert. Auch wenn die EU, ein Marktsystem, das sich selbst als kapitalismus- und wettbewerbsfreundlich versteht, es in Wirklichkeit nicht ist.
«Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet ein
kommunistisches Land, das für seine zentralisierte und weitgehend
kontrollierte Wirtschaft bekannt ist, die EU an den richtigen Weg erinnert.»
Durch die Einführung von Strafzöllen ignoriert die Europäische Union die Grundprinzipien des freien Marktes und zeigt, dass sie die einfachste Lektion der Wirtschaft nicht verstanden hat: Protektionistische Massnahmen neigen dazu, Innovationen zu ersticken und den Verbrauchern zu schaden.
In einem so prekären geopolitischen Kontext ist es unerlässlich, dass die Märkte offen bleiben und Unternehmen ohne den Schutz künstlicher Schutzmassnahmen miteinander konkurrieren. Die Vorstellung, dass Zölle die europäische Industrie retten können, ist eine Fata Morgana. In Wirklichkeit schaden sie der Effizienz und schaffen ein Umfeld der Stagnation. Für die europäischen Verbraucher, die bereits mit hohen Preisen konfrontiert sind, werden Zölle diese Probleme noch verschärfen. Mit steigenden Importkosten werden die Verbraucher auf dem Markt noch weniger Auswahl haben, was dazu führt, dass sie auf potentiell teurere einheimische Produkte zurückgreifen müssen, die möglicherweise nicht den gleichen Qualitätsstandards entsprechen. Diese Situation schränkt letztlich die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher ein und könnte zu höheren Kosten für minderwertige Waren führen.
Wer könnte die Position gegen EU-Zölle besser vertreten als Oliver Blume, der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen? Blume hat betont, wie wichtig es sei, «gegenseitig Investitionen anzuerkennen», und vorgeschlagen, dass Unternehmen, die in Europa investieren und Arbeitsplätze schaffen, Anreize erhalten sollten, anstatt bestraft zu werden. Dies ist ein Aufruf zu mehr unternehmerischer Freiheit und Steuersenkungen, beides grundlegende Konzepte zur Förderung von Wirtschaftswachstum.
Blumes Aussage ist die eines pragmatischen Leaders, der weiss, dass die Zukunft der Automobilindustrie nicht durch Zölle gesichert, sondern durch Innovation und Zusammenarbeit aufgebaut werden muss. Anstatt protektionistische Massnahmen zu ergreifen, sollte die EU ein günstiges Investitionsumfeld und ein funktionierendes unternehmerisches Ökosystem schaffen, das es lokalen Produzenten ermöglicht, fair zu konkurrieren und ihre Produkte zu verbessern.
EU muss ihre Handelsstrategie überarbeiten
Allerdings dürfen wir nicht übersehen, dass in den Handelsbeziehungen mit chinesischen Unternehmen ein gewisses Mass an Vorsicht geboten ist. Viele von ihnen sind in Bereichen tätig, die von der Kommunistischen Partei oder dem Militär beeinflusst oder kontrolliert werden können, was berechtigte Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Handelsverkehrs aufwirft. Die europäischen Behörden und Unternehmen sollten sich dieser Risiken weiterhin bewusst sein, Partnerschaften sorgfältig prüfen und sicherstellen, dass keine nationalen Sicherheitsprobleme entstehen. Sie müssen die Eigentumsstrukturen, die Governance-Praktiken und die potentiellen Verbindungen dieser Unternehmen zu staatlichen Stellen verstehen. Diese Bewertung sollte auch Risiken im Zusammenhang mit der nationalen Sicherheit umfassen, wie z.B. das Potenzial für Spionage oder Technologiediebstahl.
Es ist klar, dass die EU ihre Handelsstrategie von Grund auf überarbeiten muss. Anstatt den Wettbewerb für europäische Unternehmen zu scheuen, sollte sie eine liberalere Vision verfolgen, den Freihandel und die Subsidiarität fördern und gleichzeitig die Einmischung der Regierung in die Wirtschaft der Mitgliedstaaten verringern. In einer Zeit, in der der Übergang zur Elektromobilität von entscheidender Bedeutung ist, könnte (und sollte) Europa zu einem Leuchtturm der Innovation und des Fortschritts werden. Chinesische Investitionen in den europäischen Automobilsektor könnten eine Gelegenheit darstellen, die Kräfte zu bündeln und eine stärkere, wettbewerbsfähigere Automobilindustrie zu schaffen, anstatt ein Schlachtfeld von Zöllen und Protektionismus zu schaffen.
«Chinesische Investitionen in den europäischen Automobilsektor
könnten eine Gelegenheit darstellen, die Kräfte zu bündeln und eine
stärkere, wettbewerbsfähigere Automobilindustrie zu schaffen.»
Die Entscheidung der EU, Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge einzuführen, birgt die Gefahr, die (bereits angespannten) Handelsbeziehungen zu Peking zu untergraben, und könnte auch die vielbeschworenen globalen Klimaziele gefährden – vorausgesetzt, dieses Thema bleibt auf der Tagesordnung, wie von der europäischen Politik vorgeschlagen. Grosse Fortschritte entstehen nicht durch Protektion, sondern durch freien Wettbewerb.