mit Thomas Straubhaar und Alexander Zehnder Die Hochschulen sind im Prinzip für die Wachs-tumsfaktoren Bildung und Forschung zuständig und für einen Teil des Wissenstransfers verantwortlich. Europa scheint auf diesen Feldern weniger effizient zu sein als die USA, unter anderem, weil auf dem alten Kontinent das Proporzdenken dominiert.
Der amerikanische Unternehmer Albert Barnes, der 1922 die Barnes Foundation ins Leben rief, kaufte Kunst, um seine Mitarbeiter zum Weltbürgertum zu erziehen. Durch in Kursen geschultes, analytisches Betrachten der Bilder – nicht etwa nur durch blosses Schauen – sollten die Arbeiter Toleranz lernen, um mit Rassenkonflikten besser umgehen zu können.
Im Kontext internationaler Organisationen und Regelwerke wird das Produzieren und Reproduzieren von Musik neuerdings als «Dienstleistung»
bezeichnet. Das Nachdenken über die sprachliche Ökonomisierung auch dieses Lebensbereichs
mündet in eine Reflexion über die schwierige Kunst, selber hinzuhören.
Jahraus, jahrein scheint die Hintergrundmusik in Kaufhäusern, U-Bahnhöfen und Restaurants
dieselbe zu sein. Undramatisch, weder leise noch laut, ohne Höhepunkte. Dennoch aber nervtötend und lästig. Eindrücke zum Unternehmen, das dahintersteht.
Dem Wechsel der Machthaber und Ideologien
in Russland, vom Zarenreich bis heute,
folgte oftmals ein Wechsel der Musik und der Lieder. Oft blieben die Melodien, die Texte hingegen wurden neu gedichtet.
Hitler liess sie 1936 bei der Eröffnung der Olympischen Spiele aufführen, der Europarat erklärte sie 1972 zur Europahymne. Sie begegnet uns als Filmmusik wie auch als Zitat in Werbung und Popsong. Die Rezeption der von Beethoven in der Neunten Symphonie vertonten «Ode an die Freude» hat eine wechselvolle Geschichte der Vereinnahmung durch Politik und Alltagskultur.
In der kulturpolitischen Debatte geht es um das Zutrauen zur Fähigkeit des Staates, Kultur zu tragen und zu fördern. Die Staatsgläubigen vertreten ihr Dogma, indem sie jene, die es kritisieren und entlarven, ihrerseits als dogmatische «Marktgläubige» hinstellen. Allein, Kultur ist ihrem Wesen nach näher beim Austausch als beim Zwang.
Wo Kunsthandel zum Termingeschäft verkommt, läuft letztlich auch die Kunst Gefahr, ihre Stetigkeit als Institution zu verlieren. Der Autor beschreibt eine ungute Entwicklung, deren Ursachen er nicht etwa im Kapitalismus, wohl aber in Auswüchsen neoliberalen Wirtschaftens festmacht.
«Was, der Kerl schreibt für Geld?». Mit diesem entsetzten Ruf soll Beethoven einen Roman seines Zeitgenossen Walter Scott in die Ecke geschleudert haben. Es scheint für die Schriftstellerei ebenso wie für die Musik oder die Malerei zu gelten: Geld verdunkelt das Strahlen der Kunst. Wird mit dieser doch gerne die Hoffnung verbunden, sie könne – […]