Betteln mit Lightning-Wallet
Eine Obdachlose berichtet davon, wie Bitcoin ihr Leben verändert hat.
Vor zehn Jahren kam sie nach Amsterdam, um als Au-pair zu arbeiten. Dann zog die Gastfamilie um und die junge Frau, die heute auf Twitter den Nutzernamen «HomelessMokum» trägt, fand sich ohne Job wieder. Hinzu kam, dass sie in einer schlechten und komplizierten Beziehung gewesen sei. Es habe sich auch ein grosser Schuldenberg angehäuft, der durch Arbeit kaum kleiner zu werden schien. 2019 folgte gar die Obdachlosigkeit. Die niederländischen Organisationen, die Hilfe hätten bieten können, hätten dies nicht getan, sondern die Frau nur auf ellenlange Wartelisten gesetzt. Sie sei entweder zu alt oder zu jung, psychisch zu stabil oder zu labil ‒ oder schlicht und ergreifend nicht bedürftig genug.
Eines Tages fragte sie eine Passantin nach ein wenig Kleingeld. Diese entgegnete, sie habe kein Bargeld bei sich, animierte «HomelessMokum» aber dazu, ein Lightning-Wallet auf ihr Smartphone herunterzuladen, und überwies ihr ein paar Satoshis, die kleinste Einheit des Bitcoins. Es sollte der Beginn einer eindrücklichen Geschichte werden: Innerhalb von 76 Tagen hat die Obdachlose durch die tatkräftige Unterstützung der Krypto-Community eine Million Satoshis gesammelt, was derzeit 360 Franken entspricht. Sie befasste sich mit dem Bitcoin, um die digitale Währung und die Blockchain-Technologie dahinter zu verstehen. Auch heute habe sie immer noch kein klassisches Bankkonto, möchte hingegen mit Hilfe der Kryptowährung eine neue Existenz aufbauen und dokumentiert online ihre Fortschritte und Erfolge. Ihre Reise lässt sich hier auf Twitter mitverfolgen. (ms)