Bestseller sind Ansichtssache
Autoren ausserhalb der linksliberalen Bubble haben Mühe, auf die Liste der «New York Times» zu kommen.
Der amerikanische Psychologe Rob Henderson hat mit «Troubled» offensichtlich einen Nerv getroffen. Die Autobiografie, auf die sein Essay im Schweizer Monat einen Vorgeschmack gibt, hat es auf Anhieb auf die Bestsellerliste von «USA Today» geschafft. Auch bei «Publishers Weekly» rangiert sie unter den Top 10. Nur auf der vielbeachteten Bestsellerliste der «New York Times» ist das Buch des jungen Autors seltsam abwesend.
Warum? Henderson vermutet, dass seine Kritik an den «Luxusideologien» der hochgebildeten Eliten dem Blatt sauer aufgestossen ist. Zuvor hatte er bereits feststellen müssen, dass Buchhandlungen kaum an Lesungen von ihm interessiert sind.
Die Vermutung ist nicht abwegig. Tatsächlich basiert die Bestsellerliste der «New York Times» – anders als der Name erwarten liesse – nicht auf den reinen Verkaufszahlen. Zum einen berücksichtigt die Zeitung nicht alle Verkäufe, sondern nur jene von ausgewählten Läden (welche das sind, ist allerdings geheim). Zum anderen fliessen auch subjektive Faktoren in die Rangliste ein (welche das sind, gibt das Blatt ebenfalls nicht bekannt).
So überrascht es auch nicht, dass das neue Buch von Abigail Shrier, «Bad Therapy», auf der Liste der «New York Times» fehlt, obwohl es auf Amazon das meistverkaufte Buch ist. Seit Shrier in «Irreversible Damage» überhastete Geschlechtsumwandlungen bei Jugendlichen kritisiert hatte, ist sie für Linke ein rotes Tuch. Auch in ihrem neuen Werk, in dem es um den Umgang mit psychischen Krankheiten geht, übt sie lautstarke Kritik. Vielleicht zu laut für den Geschmack der «New York Times»-Redaktion. (lz)