Beissende Kritik am Hunger der Superreichen
Der Spielfilm «The Menu» serviert ästhetische Filmkost, liefert inhaltlich aber wenig Neues.
Das Luxusrestaurant «Hawthorne» befindet sich auf einer privaten Insel, die nur per Schiff erreichbar ist. Für ein edles Abendessen kommt eine durchmischte Gruppe am Landesteg zusammen, darunter ein abgehalfterter Hollywood-Schauspieler, eine abgebrühte Gastrokritikerin, drei Tech-Yuppies und ein alterndes Milliardärs-Ehepaar. Starkoch Julian Slowik (Ralph Fiennes) hat jedoch nicht nur edle Speisen vorbereitet, sondern hegt düstere Absichten. Grundlage ist eine einfache Theorie der Gesellschaft: Es gibt Menschen, die nehmen, wie die reichen Gäste. Und es gibt Menschen, die geben, wie der Koch und sein Personal. Die leidenschaftliche Küchen-Crew wirkt dabei wie eine Sekte und steht mit viel Körpereinsatz hinter ihrem Chef und seinem finsteren Menüplan.
Der Film «The Menu» von Regisseur Mark Mylod ist eine unterhaltsame und gewalttätige Satire, welche die Welt der Spitzengastronomie als Sinnbild grösserer Konflikte darstellt. Der 108-minütige Film ist dramaturgisch stringent, wie eine griechische Tragödie. Die Speisen sind ästhetisch inszeniert und die Leistungen der Schauspieler ohne Makel.
Letztlich sind Verpackung und Präsentation aber beeindruckender als der eigentliche Inhalt: Denn der Film reiht sich ein in eine ganze Reihe von Filmen und Serien der letzten Monate, die beissende Kritik am dekadenten Lebensstil der Reichen und Schönen darbieten – von TV-Produktionen wie «The White Lotus» und «Succession» über den Cannes-Gewinnerfilm «Triangle of Sadness» bis hin zum Krimi «Glass Onion»: Stets sind hier die vermeintlich erfolgreichen Vermögenden letztlich moralisch korrupt und sogar in Unternehmensfragen eigentliche Hochstapler. Doch trotz des eher geringen Nährwerts macht es Spass, wenn der Starkoch mit scharfem Händeklatschen den nächsten Gang ankündigt. Der Film ist auf Disney+ verfügbar. (dj)