Beim Barte des Professors
Zwei alte, weisse Männer interviewen sich gegenseitig, und noch dazu sind sie Ökonomen? Das kann aber auch ganz heiter sein.
Mario Draghi oder Christine Lagarde? Gibt es die EU in 10 Jahren noch? Warum sind Ökonomen, die etwas von Wirtschaft verstehen sollten, nicht längst alle reich? Zwei Professoren stellen sich gegenseitig grosse Fragen (zu ihren Bärten) und kleine (zum Ruf von Ökonomen nach 2008). Professor Lars Feld beriet in seiner Karriere unter anderem als «Wirtschaftsweiser» schon die deutsche Bundesregierung. Sein Gesprächspartner Hans-Werner Sinn, ebenfalls ein Professor und kürzlich bei uns im «Studio Libero», gehört zu dem meistzitierten deutschen Ökonomen. Nach ihm sind zumindest die Volkswirtschafter deshalb nicht so reich wie manche Betriebswirtschafter, weil es eben so wenig Völker, aber viele Betriebe gibt.
Die Fragen sind auf Karten vorgegeben. Nicht antworten, ist nicht erlaubt. Verglichen wird beispielsweise die Wirtschaftspolitik von Angela Merkel und Olaf Scholz. Als Letzterer kürzlich in einem Kinder-Interview gefragt wurde, ob Merkel oder Armin Laschet klüger sei, meinte er nur: «Ich kenne Frau Merkel sehr gut und sehr lange. Die ist ganz schlau.» Die Ökonomen kennen Merkel wohl auch gut und lange, loben sie aber nicht. Sinn kritisiert stattdessen: «Ich habe das Gefühl gehabt, dass bei Angela Merkel die Ökonomen nicht solch eine Rolle spielten wie die PR-Berater.»
Über das Gespräch hinweg besprechen die Top-Ökonomen ausserdem den Krieg in der Ukraine, wirtschaftliche Abhängigkeit und den «Nobelpreis» für Ökonomie. Wobei dieser eigentlich gar nicht so heisst, denn Alfred Nobel wollte keinen solchen. Als die Schwedische Nationalbank Jahrzehnte nach seinem Tod eine Wirtschaftsauszeichnung stiften wollte, bekam diese den sperrigen Namen «Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften». Hans-Werner Sinn meint scherzend, sie könnten sich gegenseitig für den Preis vorschlagen und das Geld dann teilen. Vielleicht werden die Ökonomen also doch noch reich. (mg)