Banale Führung?
Die Ausführungen zur Führung waren banal», sagte ein Teilnehmer am Ende einer Veranstaltung meiner Universität, an welcher vorwiegend HR-Fachleute anwesend waren. Banal ist eine Sache, die von vielen als allgemein bekannt eingestuft und daher als einer vertieften Betrachtung nicht wert erachtet wird. Synonyme sind alltäglich, trivial, gewöhnlich oder gedanklich unbedeutend. – Sollten nur noch Referate, […]
Die Ausführungen zur Führung waren banal», sagte ein Teilnehmer am Ende einer Veranstaltung meiner Universität, an welcher vorwiegend HR-Fachleute anwesend waren. Banal ist eine Sache, die von vielen als allgemein bekannt eingestuft und daher als einer vertieften Betrachtung nicht wert erachtet wird. Synonyme sind alltäglich, trivial, gewöhnlich oder gedanklich unbedeutend. – Sollten nur noch Referate, Seminare und Panels angeboten werden, welche die neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse oder Trends in der Managementliteratur zum Thema haben? Sind es ausschliesslich Publikationen, die «change», «lean», «culture», «communications» oder «winning» im Titel haben, welche zum Denken anregen und deshalb erfolgversprechend sind? – Schon bei antiken Autoren wie Thukydides, Arrian oder Vegetius ist zu lesen, dass Führer geehrt wurden, die beispielhaft und glaubwürdig waren und das taten, was sie vorgängig gepredigt hatten. Wer will, kann diese Erkenntnis banal nennen. Ähnlich trivial erscheint es, wenn heute Mann oder Frau, die Führung in der einen oder anderen Form, als Chef oder Mitarbeiter, als Kunde oder Kollege, erleben, über ihre eigenen Erfahrungen sprechen. Überhaupt ist es gewöhnlich, über Führung zu diskutieren und Geschichten aus dem Managementalltag zu erzählen: «Vorbild sein», «walk the talk» oder «Integrität» – das alles sagt sich so leicht. Im Alltag zu führen ist definitiv nicht banal, weil die Praxis komplex und widersprüchlich ist, verbunden mit divergierenden Ansprüchen von Aktionären und Mitarbeitern, gelegentlich auch mit Enttäuschungen und Ungerechtigkeiten. Zu tun ist schwieriger als nur darüber zu reden. Energie, Wille, Gelassenheit und Robustheit sind nötig, um im Alltag Leistungen zu erbringen, das Angekündigte gegen Widerstände durchzusetzen oder Personen auch dann fair zu behandeln, wenn sie einen schon einmal enttäuscht haben. Wer diesen hohen Ansprüchen über Monate und Jahre immer wieder aufs neue gerecht wird oder es zumindest versucht, der verdient meinen Respekt, und ich sage: An sich banal, aber nachahmenswert. Herzlichen Dank!
Haben Sie eine Frage an unseren Kolumnisten? Schreiben Sie an manager@schweizermonat.ch