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Wolfgang Sofsky

Wolfgang Sofsky ist Soziologe und Autor von «Verteidigung des Privaten» (2007) und «Das Prinzip Sicherheit» (2005).

Alle Artikel von
Wolfgang Sofsky

Wechselfreiheit

Situationen der Ernüchterung sind Testfälle für die Freiheit. Was tun Menschen, wenn sie unzufrieden sind mit dem Staat, der Sozialkasse, ihrer Firma oder Ehe? Eine Weile warten sie ab und hoffen auf bessere Zeiten. Dann regt sich Protest. Verärgert gehen sie auf die Strasse, beschweren sich, streiten sich herum. Fruchtet dies nichts, ziehen sie sich […]

Entscheidungsfreiheit

Entscheidungen sind wenig beliebt. Sie kommen vielen Menschen ungelegen, denn sie verändern etwas. Entschlüsse setzenneue Tatsachen, neue Verbindlichkeiten. Zwar ruft alle Welt nach Entscheidungen, doch ist das Prinzip der Dezision seit langem in Verruf. Stets haftet dem Entschluss der Geruch der Willkür an. Dies widerspricht der Sehnsucht nach Harmonie, Kompromiss und Konsens. Doch wenn alle […]

Arbeitsfrei

Um zu überleben, musste der Mensch immer arbeiten. Von Anbeginn stand seine Existenz unter diesem Joch. Tagtäglich folgt er dem Kreislauf der Selbsterhaltung, dem endlosen Wechsel von Verausgabung und Regeneration, von Erzeugen und Verbrauch. Arbeit und Konsum. In diesem Mühlrad fristet er sein Dasein. Von der Notdurft des Lebens sind nur jene befreit, die von […]

Geld und Freiheit

Dem Geld sagt man nach, es sei «gemein», weil es das Äquivalent für alles und jedes sei. Alles mache es gleich, alles unterwerfe es seinem Regime. Wenn aber alles käuflich ist, ist nichts mehr unbezahlbar. Liebe und Leistung, Geist, Glück und Gut, alles wird nach dem Geldwert bemessen. Die Monetarisierung der Kultur mündet, so heisst […]

Unfreiheit

Ist ein Mensch, der alles, was ihm aufgetragen ist, aus freien Stücken zu tun glaubt, ein freier Mensch? Für seinen Diensteifer erhält er Kleidung, Nahrung, Wohnung, Zeit zu Spiel und Erholung. Er darf heiraten, Nachkommen zeugen, Verwandte und Freunde besuchen, Hobbies pflegen und denken, was ihm einfällt. Er hat nichts zu befürchten, solange er tut, […]

Redefreiheit

Für die geistige Wohlfahrt der Nation ist die Freiheit der Rede unverzichtbar. Sie untergräbt den Stolz des Dogmatismus und bewahrt vor den Versuchungen der Selbstgerechtigkeit. Sie schützt vor übereilter Zustimmung und unterbricht den Schlummer der unbestrittenen Meinung. Konsens ohne Argumente endet in Konformismus. Der Wahn eigener Unfehlbarkeit stützt sich meist auf die Unterdrückung anderer Meinungen. […]

Gruppenfreiheit

An der Strassenecke dürfen nicht mehr als drei Personen zusammenstehen. Ein Paar mit Kleinkind ist noch gestattet; kommt ein Freund oder Fremder hinzu, erregt dies sofort Argwohn. Die harmlose Familie könnte eine Tarnung sein, was führen die drei Erwachsenen im Schilde? Ist die Konversation subversiv, beklagen sie sich, schmieden sie einen Plan? Nichts scheint die […]

Geteilte Freiheit

Der liberale Besitzindividualismus hat wenig Sinn für soziale Tatsachen. Gruppen, Kollektive oder Institutionen sind ihm fremd und suspekt. Er huldigt der Einzelperson, ihr gilt seine ganze Sorge. Jedes Individuum sei Eigentümer seiner selbst und seiner Fähigkeiten, lautet sein Credo. Dafür schulde es anderen nichts. Die Gesellschaft sei lediglich ein Forum für Tausch und Verträge, und […]

Götterfreiheit

Von Geburt an hat jeder Mensch das unverjährbare Recht, in allem, was sich ausschliesslich auf ihn selbst bezieht, unabhängig von seinen Mitmenschen zu leben und sein Geschick nach eigenen Fähigkeiten zu gestalten. Er darf denken, was er will, glauben, was er will, beten, zu wem er will. Ungehindert darf er seinen Verstand benutzen, aber Klugheit […]

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