ist emeritierter Professor für Medienwissenschaften an der Technischen Universität Berlin und freier Publizist. Zuletzt veröffentlichte er «Der alte weisse Mann: Sündenbock der Nation» (Langen-Müller, 2023).
Die Eindrücke, die ich diesen Sommer am Strand von Mallorca sammeln konnte, lassen sich sehr schön mit dem Titel eines alten Albums der Rolling Stones resümieren: «Tattoo You». Man sieht kaum mehr jemanden, der nicht tätowiert wäre. Ähnlich wie beim Piercing und der grossartigen Idee, sich die Haare blau färben zu lassen, handelt es sich […]
Den Konsumenten geht es längst nicht mehr nur um Preise, sondern auch um Werte. Die Unternehmen interessieren sich nicht mehr nur für Rendite, sondern auch für Ethik. Erfindet sich der Kapitalismus gerade neu, und niemand merkt es?
Alles fliesst und ist doch stabil. Es gibt Kohärenz im Wandel, und zwar ohne zentrale Lenkung. Der spanische Soziologe Manuel Castells hat diesen Raum der flows in seinem Hauptwerk «Das Informationszeitalter» ausführlich beschrieben. Der Raum wird von den internationalen Geld- und Informationsströmen mit ihren Verkehrsknoten und Grossflughäfen gebildet. Hier leben die Erfolgreichen, die kosmopolitischen Netzwerker. […]
Für den Megatrend unserer Zeit haben die Soziologen ein sprödes Wort: Abweichungsverstärkung. Gemeint ist, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden; die Klugen werden immer klüger und die Dummen immer dümmer. Die Selbständigen werden immer souveräner, und die Betreuten werden immer abhängiger. Der einheitliche Lebensstil der nivellierten Mittelstandsgesellschaft, von dem der […]
Kritik verliert an Niveau, wenn man keinen Mut zu ihr braucht. Das ist ein sehr aktueller Akt aus der ewigen Komödie «Dialektik der Aufklärung». Zur Kritik ermuntern heisst die Kritik korrumpieren. Das Wort, das Christian Wernicke einmal für die NGO geprägt hat, passt wunderbar auf die Linksintellektuellen: «die hofierten Störenfriede». Jeder hat sie gern. Selbst […]
Intelligente Frauen haben es heute besonders schwer, weil alle Welt es gut mit ihnen meint. Politisch korrekte Männer bescheinigen den Frauen spezielle, vor allem kommunikative Fähigkeiten, die sie sich selbst absprechen. Die politischen Parteien verkünden unisono eine nahe Zukunft, in der Kinder und Karriere vereinbar seien. Und die feministische Forderung nach einer Quote für Frauen […]
Hinter uns liegen Jahrzehnte der Antibürgerlichkeit, die zu- nächst im kollektivistischen Nationalsozialismus und dreissig Jahre später dann in der Studentenbewegung ihre gespenstischen Höhepunkte fanden. Auch wenn heute gerne Vorträge über die «Zivilgesellschaft» gehalten werden, so ist doch sehr zweifelhaft, ob wir unsere Gesellschaft noch als bürgerliche beschreiben können. Aber die Idee der Bürgerlichkeit lebt! Der […]
Je globaler die Welt, desto wichtiger die Städte.
Die Metropolen des 21. Jahrhundert sind die zeitgenössischen Kultorte, die unsere Lebenswelt neu verzaubern. Wir brauchen deshalb mehr Kommerz – und mehr Monumentalität.