ist emeritierter Professor für Medienwissenschaften an der Technischen Universität Berlin und freier Publizist. Zuletzt veröffentlichte er «Der alte weisse Mann: Sündenbock der Nation» (Langen-Müller, 2023).
Die Bohème des 21. Jahrhunderts verkleidet ihre Antibürgerlichkeit als Bürgerlichkeit. Ihre demonstrativ zur Schau getragene Tugendhaftigkeit wird leicht zum Tugendterror.
Sie wollen nur das Beste für die anderen. Sie üben sich in Sanftmut. Sie zwingen nicht, sondern leiten an. Dabei vollenden sie bloss eine moderne Technik der Macht. Die neuen Paternalisten nennen sich Verhaltensökonomen und Sozialarbeiter – und wissen ganz genau, was sie tun.
Gesellschaftskritik gehört zum guten Ton, Abweichung ist ein Businessmodell, Querdenkertum der Normalfall. Alle bemühen sich, anders anders zu sein als die anderen. Und doch sehen sich alle zum Verwechseln ähnlich.
Sie sind Öko. Antikonsumistisch. Extrem kritisch. Etatistisch. So ticken die modernen Konformisten des Andersseins. Sie beherrschen die öffentlichen Debatten. Und damit das Denken der meisten. Anmerkungen zum real existierenden Sozialdemokratismus.
Das Angebot ist gross: Bildungsbürger, Wutbürger und Spassbürger. Kleinbürger, Grossbürger und Spiessbürger. Aber ist der letzte einfache Bürger nicht längst ausgestorben?
Jeder ist frei zu denken, was er will. Aber darf er auch sagen, was er denkt? Und wenn er es nicht mehr sagen darf, kann er dann noch frei denken? Plädoyer für mehr kritischen Geist in Zeiten des Konformismus.
Max Scheler hat recht behalten: die heutige Universität ist keine «universitas» mehr, sondern eine Summe von Fachhochschulen. Ganz selbstverständlich und unverfroren tituliert man die Studentenschaft als «Generation Praktikum», weil es niemand mehr wagt, die rigorose Berufsbezogenheit des Studiums in Frage zu stellen. Alle Lernprozesse sind heute riskant, denn auf ihrem Buckel tragen sie die Frage […]
Viele Leser des «Schweizer Monats» werden Herrn Bosbach nicht kennen. Er ist Bundestagsabgeordneter und CDU-Mitglied. Herr Bosbach gehört zu den unaufgeregten, sachorientierten Politikern. Er drängt nicht mit Polemik in die Medien, sondern bleibt in seinen Diskussionsbeiträgen besonnen und in seiner politischen Überzeugung standhaft. Dass dies genügt, um zu einem Musterbeispiel couragierter Bürgerlichkeit zu werden, konnte […]
Joseph Schumpeter hat einmal gesagt, Demokratie sei die Herrschaft der Politiker. Und das «sanfte Monster Brüssel» (Enzensberger) scheint diese harte These zu bestätigen. Doch während die politische Klasse unter dem Vorwand, Europa zu retten, seine Bürger entmündigen will, sinnen diese auf Widerstand. Getragen von den neuen Kommunikationsmöglichkeiten der digitalen Welt fordern sie ihre Souveränität zurück. […]