Christian Saehrendt

Christian Saehrendt ist Kunsthistoriker, er lebt in Thun und Berlin. 2012 schrieb er den Roman «Die radikale Absenz des Ronny Läpplinger» (Walde & Graf), in welchem der gescheiterte Provinzkünstler Läpplinger im planmässigen Verschwinden des Künstlers die einzige Strategie gegen die Überwucherung der Kunst durch die Kräfte des Kapitals, des Marketings und kommerziellen Entertainments sieht – er scheitert aber auch darin: Sein «Manifest des Absentismus» bleibt völlig unbeachtet.

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Christian Saehrendt

Das kann dann mal weg

Skandal in der Kunstwelt! Das landeseigene nordrhein-westfälische Spielcasino «Westspiel» in Aachen verscherbelte zwei Bilder von Andy Warhol in einer Auktion von Christie’s – mit dem Ziel, den NRW-Landeshaushalt zu sanieren und neue Investitionen in die Casinolandschaft tätigen zu können. Verwundert rieb sich mancher die Augen: ein Spielcasino mit eigener Kunstsammlung?! Ja, tatsächlich. In den 1970er […]

Lange Nächte

Das Museum (aber auch die Galerie, die Kunsthalle u.ä.) gilt vielen Menschen als eher unbehaglicher Ort intellektueller Anstrengung und emotionaler Kontrolle. Auf dieses Unbehagen reagieren pädagogische Programme und festliche Events, speziell die «Langen Museums-nächte». Sie sollen, Achtung, ein «kunstfernes Publikum» anlocken. Durch Wein (seltener: Weib), manchmal Gesang, aber stets: Spektakel. Erfunden in Berlin, breitete sich […]

Art Consultant in U-Haft

«Art Consultant» – mit diesem Berufsbild verbindet man Lachsschnittchen satt, Prosecco bottomless, Art-Basel-Preview und anschliessend Dinner beim Sammler auf Sylt. Kann so ein Job überhaupt gefährlich werden? Allenfalls für den Cholesterinspiegel vielleicht. Helge Achenbach jedenfalls wurde zugeschrieben, das «Art Consulting» in Deutschland erfunden zu haben. Nun sitzt der rheinische Kunstmakler und Gastronom im Knast. Seine […]

Monumentale Hässlichkeit im öffentlichen Raum

Kunstobjekte im öffentlichen Raum sind keine Seltenheit mehr. Sie dienen Kommunen, Staaten und Unternehmen als Ausweis ihrer Modernität, sind Zeichen des Wohlstands und des Bürgerstolzes. In gewisser Weise sind sie die Nachfolger der Herrscher- und Personendenkmäler vergangener Epochen, wirken aber oftmals mickriger und, ja, mittelmässiger. Dabei trifft die Künstler oft die geringste Schuld: Die Entwürfe, […]

Bilder vom heiligen Bill

Wer als gläubiger Mensch, Tourist oder – wie ich – als Ruhesuchender im Berner Münster einkehrt, wird von den dort seit neustem installierten Bildschirmen überrascht sein. Statt Fernsehpredigten, wie man vielleicht hätte erwarten können, zeigen Videos rätselhaft handelnde, stumme Menschen in Slow Motion und HD. Mein Gott, ist es etwa Kunst? Hat man denn nirgends […]

Männer im Museum – eine bedrohte Species?

Wissenschaftliche Untersuchungen haben sich der Frage gewidmet, wer gerne und wer weniger gerne über Kunst spricht, sich mit Kunst beschäftigt. Ergebnis: «Kunst» ist eher ein weibliches Gesprächsthema, ist eher in der Oberschicht und bei Menschen mittleren Alters verbreitet. Männer, Jugendliche und «Bildungsferne» gelten als «kunstscheu» und meiden Museen und Galerien. Gerade Männer, die in Beruf […]

R.I.P. Christoph Schlingensief

München – vor der Feldherrnhalle steht ein Karree aus Absperrgittern. Die Passanten schauen mässig interessiert, ein paar arabische Touristen ziehen vorüber, behängt mit Einkaufstaschen von Nobelmarken. Innerhalb der Absperrung befinden sich: ein Redner, einige Damen mittleren Alters, ein Rollstuhlfahrer, der innerhalb des Karrees unaufhörlich umherkurvt. Ausserhalb der Absperrung sind ca. 30 Polizisten, ein gutes Dutzend […]

Die Kunst der Stunde: Performance Art

Performance Art gilt weithin als die Kunstform der Stunde. Ständig und überall «beleben» Performances das Kunstgeschehen! Während im artverwandten Happening der 1960er und 1970er Jahre noch eine gewisse Komik angelegt war, herrscht bei der Performance heute aber ein heiliger Ernst vor. Das liegt vor allem daran, dass dem Publikum nie ganz klar ist, welches Detail, […]

Hilfe, ich hasse Kunst!

Von Zeit zu Zeit werden am Rande des Kunstbetriebs schrille Stimmen laut, die den Kunstmarkt mit Hasstiraden und Zerstörungsphantasien bedenken – und damit die Kunst gar zu retten versprechen. Dieses Phänomen kennt die Kunstgeschichte seit den Futuristen. Hinzu kommt der unterschwellig stets vorhandene Kunsthass des Stammtischs, hinter dem sich allerdings meist eher eine naive und […]