Forschungsförderung in den Geisteswissenschaften ist derzeit vor allem eines: exzellenzbeflissen. Und als exzellent gilt dabei meist das, was – hermetisch betitelt und jargonlastig formuliert – ohnehin nur sehr wenige Eingeweihte zu interessieren scheint. Mit anderen Worten: klassische Editionsprojekte, als die einstigen Flaggschiffe der Grundlagenforschung in den philologisch ausgerichteten Fächern, haben es unter den gegebenen Umständen […]
Können so viele Leser irren? Wenn ein literaturwissenschaftliches Kompendium vier Auflagen erzielt, dann ist dies zunächst einmal alles andere als selbstverständlich. Man wird also davon ausgehen dürfen, dass darin Antworten auf tatsächlich gestellte Fragen gegeben werden. Offenkundig holt der Verfasser, wie man so sagt, seine Leser dort ab, wo sie gern abgeholt werden möchten. Es […]
Das «reizlose Zurzach» verliess er schleunigst, und in Germersheim musste er «auf Stroh übernachten», was ihm durchaus nicht behagte – die erste grosse der zahlreichen Reisen des späteren Staatsmannes, Historikers, Publizisten und Kosmopoliten Johannes von Müller (1752–1809) begann 1769 eher unspektakulär und (ebenso zeittypisch wie zeitalterunabhängig) begleitet von väterlichen Mahnungen, unterwegs vorsichtig und sparsam zu […]
Ohne die Liebe zu «Land und Leuten», ohne eine «feinere Art von Natur- und Landschaftssinn» lasse sich die zugegebenermassen spröde Schönheit der Mark Brandenburg nicht erkennen. Das jedenfalls behauptete Theodor Fontane. Wieviel leichter hat es Albert M. Debrunner da doch mit seinem Gegenstand. Um Nachsicht für eine erkennbar verspätete Kultur braucht er seine Leser nämlich […]
Ursula Amrein: «Phantasma Moderne. Die literarische Schweiz 1880 bis 1950». Zürich: Chronos , 2007. Die Geschichte der Intellektuellen und ihrer Einflussnahme auf Politik, Gesellschaft und Kultur im 20. Jahrhundert muss noch geschrieben werden. Dass in ihr eine verheerende, eine deprimierende Bilanz zu ziehen wäre: wer wollte dies ernsthaft bezweifeln? Ursula Amrein schlägt in ihrer Sammlung […]
Literarische Essayistik hat es heutzutage nicht leicht, kann es nicht leicht haben in einer Zeit, in der das zugehörige Lesepublikum, dessen sich ein Grossmeister des Genres wie Thomas Mann absolut sicher sein konnte, gewissermassen abhanden gekommen ist. In der Gegenwart, in der Eliten aller Art in globalökologischen Kassandra-Rufen politisierender Pop-Kleinmeister intellektuelle Offenbarungen wähnen sehen zu […]
«Lebensgestaltung aus der Kraft des Gedankens» – auf diesen Nenner hat der Göttinger Historiker Rudolf Vierhaus die rastlosen Aktivitäten der europäischen Philosophen, Schriftsteller, Pädagogen und Politiker des 18. Jahrhunderts in seinem Essay «Was war Aufklärung?» (1995) gebracht und damit sehr präzise beschrieben, was die Eliten einer ganzen Epoche umtrieb. Es war der entschlossene Wille, die […]