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Ausverkauf der Philosophen

TAG: 7
ZEIT: kurz vor St. Nimmerlein, also frühestens am Ende unseres Jahrhunderts
ORT: im unplatonischen Ideenhimmel des Verfassers, wo Gott und sein Sohn ihren philosophischen Kramladen entrümpeln

GOTT: Es ist zwar Sonntag, doch will ich gleichwohl tätig sein.

JESUS: Wir liegen mit dem Verkauf ja auch ziemlich im Rückstand.

GOTT: Egal, ich darf sowieso alles. Wir machen also weiter, Sohnemann!

JESUS: Siehe, zu meiner Linken steht ein Vertreter der Existenzversessenheit: Monsieur Sartre!

SARTRE: Salut! Isch ’offe, dass dein Selbstentwurf dahingeht-ä, dass du disch als meine Interessentin definierst!

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Das masch… äh mach’ ich. Ich glaube sogar, dass wir zusammenpassen.

SARTRE: Glauben ’eisst nischt glauben.

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Wie bitte?

SARTRE: Wenn du glaubst, dass wir zusammenpassen, glaubst du ausch, dass wir es nicht tun, denn du weisst es ja nischt.

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Eine merkwürdige Ansicht…

SARTRE: Was glaubst du, was für eine merkwürdige Ansicht isch von dir gewinnen werde, wenn isch disch durchs Schlüsselloch sehe? Isch verspresche dir, dass das unangenehm sein wird!

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Denkst du Witzbold, dass du mich mit unangenehmen Aussichten überzeugen kannst?

SARTRE: Wenn dir die radikale Freiheit nischts wert ist, natürlisch nischt. Abgesehen davon, will isch disch zu nischts überreden, da sowieso alles scheitert und du als anderer Mensch die ’ölle für misch wärest, übrigens wie der Sklave neben mir!

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Dann werde ich mir den mal näher anschauen.

DER ACHTE INTERESSENT: Moment, ich war zuerst da, Madame!

GOTT: Ein Seelengerangel, wie es schon der gute alte Platon beschrieben hat: herrlich!

JESUS: Sehet, ich stelle euch hier einen Humanoiden vor, welchen man, den sozusagen geeigneten Diskurs gewissermassen vorausgesetzt, als Quasisklaven aus der SM-Szene (= Schweizer-Monat-Szene, Anm. d. Verf.) bezeichnen könnte: Professeur Foucault!

DER ACHTE INTERESSENT: O, quel beau! Ich nehme ihn sofort! – Klug sieht er obendrein aus. Nicht wahr, du bist hochintelligent?

FOUCAULT: Zumindest kenne ich mich mit Macht und Lust aus. Wie übrigens auch der Alte da, der schlauerweise die juridische und militärische Macht mit der pastoralen ausgewechselt hat. Mit der Diskurstheorie, die er mir einhauchte, hat er nämlich die ihn umrankenden Schauermärchen vor dem Kugelhagel der Kritik gerettet und nach «Gott ist tot» durch meinen Mund dekretiert: «Der Mensch ist tot», gefangen im Spinnennetz des ihn Transzendierenden, so dass…

DER ACHTE INTERESSENT: Hochinteressant! – Komm, wir nehmen Kurs nach Hause!

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Hallo!

DERRIDA: Hallo, bist du da? (C’est rigolo: je n’ai pas dit «viens», et elle est là!)

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Klar bin ich da, ich habe doch eben «hallo» gesagt!

DERRIDA: Naturellement, aber «da» und «da» trennt das Messer der différence, verstehst du: différ-ence – oder, wie das A und das O meines Namens, kurz DA. DA!

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Ich verstehe nur «Dada»!

DERRIDA: «Dada», haha, du bist eben meinem Gebabel noch nicht auf die Schliche gekommen. Soll ich dir nachhelfen?

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Ich wüsste lieber, was du als Philosoph über die Liebe zu sagen hast.

DERRIDA: Mais non, je t’en prie, was soll ich denn zu einem so abgedroschenen Thema sagen? Möchtest du, dass ich irgendwelche Gemeinplätzchen backe?

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Gut, lassen wir das. – Was kannst du denn so?

DERRIDA: Ich kann sehr gut analysieren, was ich alles nicht kann, und überhaupt dekonstruieren. Darum mache ich fürs Unsterblichsein gern Kalauer.

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Dann hast du also viel Humor.

DERRIDA: Nicht unbedingt, denn meine Kalauer sind todernst.

DIE SECHSTE INTERESSENTIN: Du hast Glück, dass ich auf Freaks abfahre. Komm mit!

GOTT: Gut, dass er geht, bevor er mich indifferent Indifferenten auch noch dekonstruiert!

JESUS: Und damit nachäfft.

GOTT: Klingt wie «Na, Chef?». Himmlisch!

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