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Aufklärung heute

Wie uns aufgeklärte liberale Ideen in der Praxis erhalten bleiben.

 

Wer glaubt, «Aufklärung» bezeichne vor allem eine vergangene geschichtliche Epoche, in der Männer Perücken trugen und sich verträumt in die Sterne blickend mit Zirkel und Globus in Öl porträtieren liessen, irrt. Aufklärung bezeichnet einen zeitlosen, beschwerlichen Prozess hin zu einem Geistes­zustand der Aufgeklärtheit, der nur durch die Anstrengung des einzelnen entsteht. Eine «aufgeklärte Gesellschaft» kann es nur als «Gesellschaft der Aufgeklärten» geben. Kein Automatismus dieser Welt führt per se zu Aufgeklärtheit, im Gegenteil. Man muss das Licht stets aktiv einschalten. Dunkel wird es von ganz alleine.

Die Frage nach dem Stand der Aufgeklärtheit von heute ist deshalb zugleich eine unangenehme an uns selbst: Tragen wir den Marschallstab des Fortschritts noch im Gepäck? Oder haben wir ihn unterwegs verloren, in diesen oft kleinen und unscheinbaren Momenten, als es opportuner war, sich einer Doktrin zu beugen; als es bequemer war, die eigenen Daten freizugeben statt sie zu schützen; als wir zusahen, wie der Meinungskorridor enger wurde und Räume des freien Geistes ohne Not zur Disposition gestellt wurden?

Die Autoren dieses Dossiers gehen den Ausprägungen der Aufklärung heute nach: als Leuchtturm­begriff des Westens, als ideengeschichtliche Tradition, als Gut, das von Institutionen gestützt oder durch sie gefährdet wird, als Form des Denkens oder als Scheinkompetenz einer angeblich so smarten Generation. Zugleich wollten wir wissen, wie wir Aufklärung heute praktisch leben und vielleicht sogar designen können, welches Arsenal an Methoden uns aus liberaler Sicht zur Verfügung steht.

Leben wir nicht in den bestinformierten und transparentesten Zeiten, die es je gab? Schon möglich, doch genau das glaubten auch viele Zeitgenossen früherer Generationen über sich. Heute nach dem Geist der Aufklärung zu forschen, bedeutet deshalb vor allem – wie schon seit je –, unserer Lebenswelt kritisch den Puls zu fühlen.

Wir wünschen eine in jeder Hinsicht aufklärende Lektüre!

Die Redaktion


Für die Unterstützung dieses Dossiers danken wir der Max Schmidheiny Stiftung. Redaktionell verantwortlich ist der «Schweizer Monat».

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