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Der Kartograph von Oxford

Der Ökonom Max Roser sammelt alle Daten zur Entwicklung der Welt und baut daraus Grafiken, die jeder versteht. Nur auf lange Frist werde sichtbar, wie sehr das Leben der Menschen sich verändere, sagt er.

Der Kartograph von Oxford
Max Roser, photographiert von Moses Fuad.

Es ist, als würde er täglich ein Licht anzünden. Die Kurvendiagramme und Tabellen, mit denen Max Roser seit zwei Jahren die Netzwelt versorgt, sind so klar und schön, dass sie auch Laien begeistern. Das sollen sie auch. «Wir brauchen Statistik», schreibt Roser auf seiner Webseite, «um wirklich zu verstehen, wo wir herkommen.»

Roser gehört zu einer neuen Generation von Ökonomen. Er stellt die Empirie über die Lehrbücher, er vernetzt sich mit den Besten anderer Disziplinen, er sieht Schreiben für die Öffentlichkeit als Teil seines Jobs. Und er tritt – auch das zeichnet viele jüngere und netzaffine Wissenschafter aus – auffallend freundlich und zurückhaltend auf. Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, im Wissen um Intelligenz und Originalität von Hunderttausenden, leistet sich keine Illusionen zur eigenen Bedeutung.

Ich treffe Max Roser in Oxford, wo er forscht und arbeitet. Wir setzen uns in ein Café in der Nähe, und Roser klappt seinen Laptop auf. Viele seiner Daten lagert er dort, in einem ständig wachsenden Privatarchiv. 

Herr Roser, Sie sagen, die meisten Menschen hätten ein viel zu negatives Bild von der Welt. Die Leute glauben, alles werde immer schlimmer, obwohl wir in so guten Zeiten leben wie noch nie. Warum das?
Der Mensch ist psychologisch so angelegt, dass er negative Einzelereignisse viel stärker wahrnimmt als langfristig positive Entwicklungen. Und die Medien bieten uns an, worauf wir reagieren. In den letzten zwei Jahrzehnten sind jeden Tag 130 000 Menschen mehr der extremen Armut entkommen. Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte der Menschheit. Es könnte täglich die Titelzeile der NZZ sein. Ist es aber nicht.

Der Mensch hat kein Talent zur Zufriedenheit. Er fürchtet sich vor der Leere, die sich ausbreiten könnte, wenn er seine Sorgen loslässt.
Es geht nicht darum, sorgenfrei zu leben. Ich bin auch kein pauschaler Optimist. Wir tun sicher gegenwärtig viel zu wenig, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Mein eigenes Forschungsgebiet ist die wirtschaftliche Ungleichheit. Und da gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen. In einigen Ländern verbessert sich die Situation stark, in anderen kaum. Insbesondere für die USA, die für ein reiches Land eine hohe Ungleichheit haben, ist es diesbezüglich schwierig, optimistisch zu sein. Das ist alles wahr. Aber: die grundsätzliche Richtung, in die wir uns in den letzten Jahrhunderten bewegt haben, ist in vielen Belangen ganz eindeutig positiv. Die Welt ist in vielerlei Hinsicht viel, viel besser geworden. Das ist die Geschichte, die ich erzählen mag.

Einen Tag vor der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten am 8. November stellt Max Roser einen Beitrag auf seinen Blog. Der Titel: «Don’t Be Fooled». Lasst euch nicht veräppeln. «Die Zahlen deuten nicht darauf hin, dass Demokratien dem Wirtschaftswachstum schaden.» Roser zitiert darin den heutigen Präsidenten, der im Wahlkampf Chinas Wirtschaftswachstum von 7 Prozent mit dem der USA (1 Prozent) verglich und feststellte: «Schaut, unser Land steht still.» Er werde im Folgenden aufzeigen, warum dieser Vergleich nicht sinnvoll sei, schreibt Roser in seiner gewohnt ruhigen Art. «Ausserdem will ich auf grundsätzlicher Ebene Demokratien gegen die fehlerhafte Aussage verteidigen, autoritär regierte Länder seien wirtschaftlich erfolgreicher.»

Für Länder an der Speerspitze technologischer Innovation sei Wachstum immer schwierig und langsam, erklärt Roser. Die USA, seit 200 Jahren die führenden Innovatoren der Welt, hatten seither nie eine Wachstumsrate über 2 Prozent. China hingegen stagnierte lange und befindet sich jetzt auf einer Aufholjagd. «China und andere Länder wachsen nicht deshalb so schnell, weil sie autokratisch sind, sondern weil sie sehr, sehr arm sind.» Das Missverständnis entstehe gerade aus dem Grund, dass sämtliche reichen Länder mit Ausnahmen der Ölstaaten Demokratien seien. «Don’t be fooled», bilanziert Roser, «autokratische Regimes sind nicht gut für das Wachstum.»

Unter dem Beitrag steht, wie so oft, eine Grafik von «Our World in Data». Darauf zu sehen: das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt der USA und Chinas, von 1950 bis heute. In den USA stieg der Wert in den letzten Jahrzehnten von 36400 Dollar (1990) auf 52300 Dollar (2014). Die Kurve zur Entwicklung Chinas zieht tatsächlich ab dem Jahr 2000 beeindruckend steil in die Höhe – auf 12500 Dollar im Jahr 2014. Das ist ein Viertel des amerikanischen Werts. Und noch weniger im Vergleich zur Schweiz. Sie hatte 2014 ein Pro-Kopf-BIP von 58500 Dollar und gehört zu den reichsten Ländern der Welt.

 

Sie haben Philosophie studiert, bevor Sie zur Ökonomie wechselten. Sie sagten einmal, die negative Weltsicht, von der wir eben sprachen, sei ein Grund für den Wechsel gewesen.
Das stimmt. Ich habe sicher nicht immer so gedacht wie heute. Die Philosophie, die deutschsprachige vielleicht besonders, pflegt eine eher negative Sicht auf die Moderne. Ich war wie viele Menschen der Meinung, dass es schlecht stehe um die Welt. Irgendwann habe ich bei einem meiner künftigen Professoren einen Chart gesehen zur Entwicklung der Kindersterblichkeit in der Welt, und die Kurve ging steil nach unten. Das hat mich umgehauen! Wie konnte es sein, dass ich das nie zuvor gehört hatte in der Schule?! Also habe ich angefangen, alle Daten zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu sammeln, die ich finden konnte. Und mich zunehmend geärgert über den negativ verzerrten Blick auf die Welt, den wir pflegen.

Am 20. November stellt Roser eine Schwarz-Weiss-Fotografie auf seinen Blog, den er auf der «Our World in Data»-Webseite verlinkt. Darauf zu sehen ist ein Massenschlag, der an Gefangenenlager erinnert. Vier Holzbühnen übereinander, so schmal wie Lagerpaletten. Auf jeder kauert zusammengepfercht eine Handvoll Männer mit schwarzgefärbten Gesichtern und leeren Augen. Sie sind Minenarbeiter in Belgien um 1900. Das Bild stammt aus einer Reportage über italienische Saisonniers, die belgische Kohleminenbesitzer aufgrund einer Vereinbarung mit der italienischen Regierung bis weit ins 20. Jahrhundert billig anheuern und wieder heimschicken konnten. Eine Einrichtung, die auch die Schweiz kannte. Unter das Bild hat Roser eine seiner Grafiken gestellt (unten). Zu sehen ist eine Kurve zur durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitszeit in Belgien von 1870 bis 2000, für Frauen und Männer. 64 Stunden betrug sie im Jahr 1900, 37 Stunden im Jahr 2000.Für die Schweiz betragen die Werte 64 Stunden und 42 Stunden. Das sind in jeder Generation fünf Stunden Arbeit pro Woche weniger.

Im Gegensatz zu anderen leicht verfügbaren Daten und Visualisierungen, von der OECD beispielsweise, gehen jene von Roser und seinem Team nicht nur 50 oder 70 Jahre zurück in die Vergangenheit, sondern 150 Jahre oder noch mehr. Das sei entscheidend, sagt Roser. Erst auf sehr lange Frist begreifen wir wirklich, wie die Welt sich verändert. «1950 sehen wir eine Welt, in der die einen Länder sehr reich sind und die anderen arm.» Man könne leicht auf die Idee kommen, das sei immer schon so gewesen und werde immer so sein. «Gehen wir fünf Generationen weiter zurück, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Wie schnell manche Länder, darunter auch die Schweiz, aus bitterer Armut reich geworden sind.» Das macht Mut: Wenn die Schweiz das geschafft hat, dann können es Nepal oder Bolivien auch schaffen.

Manche falschen Vorstellungen haben vielleicht auch mit der Literatur zu tun, den hochgelobten Klassikern. Die meisten davon stammen von Männern aus der Oberschicht. Kein Wunder, glauben die Leute, das Leben sei heute so viel farbloser als früher.
Man sieht das ja auch an der physischen Umwelt. Wir laufen hier durch Oxford oder durch die Innenstadt von Zürich oder Wien, sehen all diese wunderbaren Gebäude und werden nostalgisch. Aber das waren die Prachtbauten der Elite. Die vielen erbärmlichen Hütten der Arbeiter und Bauern sind längst verschwunden. Die meisten Menschen unterschätzen, wie erbarmungslos hart das Leben vor 150 Jahren war.

Trotzdem glaube ich, dass eine Gesellschaft beides braucht. Wir brauchen romantische Warner, und wir brauchen nüchterne Optimisten.
Das stimmt. Es soll auch nicht jeder Mensch ein Datenwissenschafter werden. Ich glaube aber, dass wir Geschichte anders unterrichten sollten. Näher am Leben der Menschen. Es darf nicht sein, dass Jugendliche hören, wer wann welche Schlacht geschlagen hat, aber keine Ahnung haben, wie sich Armut oder Gesundheit in ihrem Land in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben. Doch viele Lehrer ändern etwas. Wir erhalten viele Nachrichten aus Schulen oder Universitäten, die unsere Visualisierungen für ihren Unterricht verwenden. Das freut mich immer ganz besonders.

Es ist ja durchaus so, dass quantitative Methoden im Trend liegen. Gerade an den Universitäten. Was können denn Daten leisten, und was nicht?
Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, alles lasse sich mit quantitativen Ansätzen erklären. Wie lautet das Zitat, das dem Soziologen Cameron zugeschrieben wird? «Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden, und nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.» Manches aber schon, und dann sollten wir es auch tun. Wir überschätzen uns, wenn wir glauben, dass wir nur aus unseren eigenen Erfahrungen und denen unserer 100, 200 Kontakte wissen, wie die Lage ist. Das tun wir nicht annähernd. Also müssen wir versuchen, die Dinge auf über die Zeit vergleichbare Art zu messen.

Als 1848 die moderne Eidgenossenschaft als Bundesstaat gegründet wurde, bekam eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 1,43 Kinder, die noch vor dem 5. Geburtstag starben. Durchschnittlich 2,71 Kinder überlebten. Frauen gebaren rund 4 Kinder, mit all den Strapazen, die dazugehörten, und verloren fast die Hälfte davon wieder. Ihre Enkelkinder lernten die Mütter nur kurz kennen, denn sie starben durchschnittlich mit rund 40 Jahren. Heute bekommt eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 1,54 Kinder, fast alle davon überleben, und sie hat eine Lebenserwartung von über 80 Jahren. «Our World in Data» hat die Zahlen in einer einfachen Grafik aufbereitet: Grün ist das Leben, Rot ist der Tod, und Rot ist bis 2015 verschwunden (unten).

Vor kurzem kam ein weiterer Chart zur Geburtenrate hinzu, angeregt durch die in «Nature» publizierte Arbeit dreier Forscher. Das Diagramm zeigt alle Länder als Punkte, platziert nach Entwicklungsstand und Geburtenrate. Die Punkte ziehen sich, wenig überraschend, von links oben (arm und fruchtbar) nach rechts unten (reich und wenig fruchtbar). Doch seit wenigen Jahren zeichnet sich eine Wende ab: auf dem höchsten Entwicklungsstand steigt die Anzahl Geburten pro Frau wieder leicht an. Die Menschheit setzt möglicherweise bereits dazu an, die Überalterung reicher Gesellschaften auszugleichen.

 

 

Wie hat sich Ihr eigener Blick auf die Welt verändert, durch die Arbeit an Ihrer Datenbank?
Ich habe sicher mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement anderer Menschen gewonnen. In politischer Hinsicht, aber auch, was technologische Innovation betrifft. Da gibt es ja auch dieses Vorurteil, dass Tech nur Gadgets für reiche Leute bringe. Was für eine Fehleinschätzung! Technologische Innovationen bedeuten mehr Produktivität, also mehr Output für denselben Input. Wir hatten seit dem 19. Jahrhundert riesige Produktivitätsgewinne. Das bedeutet, dass die breite Bevölkerung nicht nur höhere Einkommen hat, sondern auch für denselben oder höheren Wohlstand viel weniger arbeiten muss. Entsprechend haben wir mehr Zeit für Kinder, für Sport oder für Dienst an der Gemeinschaft.

Das ist alles richtig. Nur: positives Denken hat einen schlechten Ruf unter vielen Intellektuellen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum.
Das stimmt. Wer zuversichtlich ist, gilt rasch als naiv. Wer ernst genommen werden will, muss ständig vor dem nächsten Kollaps warnen.

Was ist Ihr überzeugendstes Gegenargument?
(Überlegt.) Vielleicht, dass es im Grunde eben um Vertrauen in andere Menschen geht. Interessanterweise finden wir in vielen Umfragen das Muster, dass die Befragten sich sehr zuversichtlich äussern, was ihre eigene Zukunft betrifft. Sie trauen sich selbst zu, das Leben zu meistern, sich zu entwickeln, ihre Ziele zu erreichen. Sobald es allerdings um die Allgemeinheit geht, werden sie pessimistisch. Das wichtigste Argument ist also wohl das: Unterschätzt die anderen Menschen nicht. Und unterschätzt vor allem nicht, was Menschen zustande bringen, wenn sie zusammenarbeiten.

Wir verlassen das Café und verabschieden uns.Roser muss eine Vorlesung halten; ich fliege bald zurück nach Zürich. Wenige Wochen später publiziert Roser auf «Our World in Data» einen Beitrag, der zu seinen bislang prägnantesten gehört. Unter dem Titel «Eine Geschichte globaler Lebensbedingungen in 5 Charts» leitet er über mehrere kurze Kapitel – Armut, Alphabetismus, Gesundheit, Freiheit, Bevölkerung und Bildung – her, warum die Welt noch nie so gut war wie heute. Der Text schliesst mit einem Satz, der klingt, als hätten ihn die Philosophen der Aufklärung per Zeitmaschine in die Jetztzeit gesandt.

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KORRIGENDUM:
Eine frühere Version des Artikels hatte im Text die Referenzen zu verstorbenen bzw. überlebenden Kindern in der Schweiz von 1848 vertauscht. Durchschnittlich 1,43 Kinder (nicht 2,71) starben damals vor dem 5. Geburtstag; 2,71 Kinder (nicht 1,43) überlebten. Wir bedauern den Fehler und bitten um Entschuldigung.

 


 

Max Roser

ist Ökonom am Institute of New Economic Thinking der Oxford Martin School. Seine Forschungsgebiete sind das langfristige Wirtschaftswachstum, Einkommensungleichheit und die Entwicklung globaler Lebensstandards. Neben seiner eigenen Forschung betreibt Roser die Online-Plattform «Our World in Data». Roser ist in Deutschland aufgewachsen. Er hat Geographie, Philosophie und Ökonomie studiert und hält ein Doktorat der Universität Innsbruck. Web: www.maxroser.com


Our World in Data

Die Webseite «Our World in Data» (OWID) zeigt, wie sich die Lebensbedingungen auf der Welt historisch verändert haben und weiter verändern. Der Fokus liegt auf langfristigen Entwicklungen über mehrere hundert Jahre. OWID beinhaltet Datenvisualisierungen, also Charts, Tabellen oder Karten, sowie Erklärungen zu aktuellen Forschungsergebnissen. Der Anspruch des Projekts ist gross: Gegenwärtig umfasst die Datenbank hunderte Publikationen in 16 Kategorien – Bevölkerung, Gesundheit, Ernährung, Energie, Umwelt, Technologie, Wachstum und Ungleichheit, Arbeit und Leben, öffentlicher Sektor, Globalisierung, Krieg und Frieden, Politik, Gewalt und Bürgerrechte, Bildung, Medien sowie Kultur.

«Our World in Data» ist auf dem Weg, zu einer international bekannten Referenz zu werden. Insbesondere die Datenvisualisierungen, die Max Roser und sein Team auch in den sozialen Medien verbreiten, werden inzwischen von Hunderttausenden gelesen, weitergeleitet und zitiert. Da sämtliche Grafiken unter einer sogenannten «Creative Commons»-Lizenz publiziert werden, können sie frei verwendet werden. Sie finden sich inzwischen unter anderem in Schulbüchern, Vorlesungsunterlagen und journalistischen Beiträgen.

Max Roser gründete «Our World in Data» 2011, zunächst als private Offline-Datenbank. Dank der finanziellen Unterstützung der Oxford Martin School, von Stiftungen und privaten Spendern besteht das OWID-Team seit 2016 aus drei Personen; eine weitere Stelle ist gerade ausgeschrieben.
Web: ourworldindata.org

 


 

Serie: Forschen und Denken

Wir leben in einer aufgeregten Zeit. Über alle politischen Lager hinweg ist es en vogue, eigene Befindlichkeiten über die aufrichtige Debatte zu stellen. Auf dem Spiel stehen dabei liberale Grundwerte, die den Wettbewerb der Ideen erst ermöglichen: Neugier, Respekt vor wissenschaftlicher Erkenntnis und intellektuelle Grosszügigkeit. Der «Schweizer Monat» wird in den nächsten Ausgaben in loser Folge Gespräche mit Wissenschaftern führen, die relevante, aber auch komplexe und teilweise schwierig zu vermittelnde Einsichten zu aktuellen Fragen gewonnen haben.

Roser gehört zu einer neuen Generation von
Ökonomen. Er stellt die Empirie über die Lehrbücher,
er vernetzt sich mit den Besten anderer Disziplinen,
er sieht Schreiben für die Öffentlichkeit als Teil seines Jobs. Und er tritt – auch das zeichnet viele jüngere und netzaffine Wissenschafter aus – auffallend freundlich und zurückhaltend auf. Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, im Wissen um Intelligenz und Origina
lität von Hunderttausenden, leistet sich keine Illusionen zur eigenen Bedeutung.

Ich treffe Max Roser in Oxford, wo er forscht und
arbeitet. Wir setzen uns in ein Café in der Nähe, und Roser klappt seinen Laptop auf. Viele seiner Daten lagert er dort, in einem ständig wachsenden Privatarchiv. 

 

Herr Roser, Sie sagen, die meisten Menschen hätten ein viel zu
negatives Bild von der Welt. Die Leute glauben, alles werde immer schlimmer, obwohl wir in so guten Zeiten leben wie noch nie.
Warum das?

Der Mensch ist psychologisch so angelegt, dass er negative Einzelereignisse viel stärker wahrnimmt als langfristig positive Entwicklungen. Und die Medien bieten uns an, worauf wir reagieren. In den letzten zwei Jahrzehnten sind jeden Tag 130000 Menschen mehr der extremen Armut entkommen. Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte der Menschheit. Es könnte täglich die Titelzeile der NZZ sein. Ist es aber nicht.

 

Der Mensch hat kein Talent zur Zufriedenheit. Er fürchtet sich vor
der Leere, die sich ausbreiten könnte, wenn er seine Sorgen loslässt.

Es geht nicht darum, sorgenfrei zu leben. Ich bin auch kein pauschaler Optimist. Wir tun sicher gegenwärtig viel zu wenig, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Mein eigenes Forschungsgebiet ist die wirtschaftliche Ungleichheit. Und da gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen. In einigen Ländern verbessert sich die Situation stark, in anderen kaum. Insbesondere für die USA, die für ein reiches Land eine hohe Ungleichheit haben, ist es diesbezüglich schwierig, optimistisch zu sein. Das ist alles wahr. Aber: die grundsätzliche Richtung, in die wir uns in den letzten Jahrhunderten bewegt haben, ist in vielen Belangen ganz eindeutig positiv. Die Welt ist in vielerlei Hinsicht viel, viel besser geworden. Das ist die Geschichte, die ich erzählen mag.

 

Einen Tag vor der Wahl Donald Trumps zum
US-Präsidenten am 8. November stellt Max Roser einen Beitrag auf seinen Blog. Der Titel: «Don’t Be Fooled». Lasst euch nicht veräppeln. «Die Zahlen deuten nicht
darauf hin, dass Demokratien dem Wirtschaftswachstum schaden.»

Roser zitiert darin den heutigen Präsidenten, der
im Wahlkampf Chinas Wirtschaftswachstum von 7 Prozent mit dem der USA (1 Prozent) verglich und feststellte: «Schaut, unser Land steht still.» Er werde im Folgenden aufzeigen, warum dieser Vergleich nicht sinnvoll sei, schreibt Roser in seiner gewohnt ruhigen Art. «Ausserdem will ich auf grundsätzlicher Ebene Demokratien
gegen die fehlerhafte Aussage verteidigen, autoritär
regierte Länder seien wirtschaftlich erfolgreicher.»

Für Länder an der Speerspitze technologischer Innovation sei Wachstum immer schwierig und langsam,
erklärt Roser. Die USA, seit 200 Jahren die führenden
Innovatoren der Welt, hatten seither nie eine Wachstumsrate über 2 Prozent. China hingegen stagnierte lange und befindet sich jetzt auf einer Aufholjagd. «China und andere Länder wachsen nicht deshalb so schnell, weil sie autokratisch sind, sondern weil sie sehr, sehr arm sind.» Das Missverständnis entstehe gerade
aus dem Grund, dass sämtliche reichen Länder mit
Ausnahmen der Ölstaaten Demokratien seien. «Don’t be fooled», bilanziert Roser, «autokratische Regimes sind nicht gut für das Wachstum.»

Unter dem Beitrag steht, wie so oft, eine Grafik
von «Our World in Data». Darauf zu sehen: das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt der USA und Chinas, von 1950 bis heute. In den USA stieg der Wert in den letzten Jahrzehnten von 36
400 Dollar (1990) auf 52300 Dollar (2014).
Die Kurve zur Entwicklung Chinas zieht tatsächlich ab dem Jahr 2000 beeindruckend steil in die Höhe – auf 12
500 Dollar im Jahr 2014.

Das ist ein Viertel des amerikanischen Werts.
Und noch weniger im Vergleich zur Schweiz. Sie hatte 2014 ein Pro-Kopf-BIP von 58500 Dollar und gehört
zu den reichsten Ländern der Welt (S. 33, links).

 

Sie haben Philosophie studiert, bevor Sie zur Ökonomie wechselten.
Sie sagten einmal, die negative Weltsicht, von der wir eben sprachen, sei ein Grund für den Wechsel gewesen.

Das stimmt. Ich habe sicher nicht immer so gedacht wie heute. Die Philosophie, die deutschsprachige vielleicht besonders, pflegt eine eher negative Sicht auf die Moderne. Ich war wie viele Menschen der Meinung, dass es schlecht stehe um die Welt. Irgendwann habe ich bei einem meiner künftigen Professoren einen Chart gesehen zur Entwicklung der Kindersterblichkeit in der Welt, und die Kurve ging steil nach unten. Das hat mich umgehauen! Wie konnte es sein, dass ich das nie zuvor gehört hatte in der Schule?! Also habe ich angefangen, alle Daten zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu sammeln, die ich finden konnte. Und mich zunehmend geärgert über den negativ verzerrten Blick auf die Welt, den wir pflegen.

 

Am 20. November stellt Roser eine Schwarz-Weiss-Fotografie auf seinen Blog, den er auf der «Our World
in Data»-Webseite verlinkt. Darauf zu sehen ist ein
Massenschlag, der an Gefangenenlager erinnert. Vier Holzbühnen übereinander, so schmal wie Lager-paletten. Auf jeder kauert zusammengepfercht eine Handvoll Männer mit schwarzgefärbten Gesichtern und leeren Augen. Sie sind Minenarbeiter in Belgien um 1900. Das Bild stammt aus einer Reportage über italienische Saisonniers, die belgische Kohleminenbesitzer aufgrund einer Vereinbarung mit der italienischen
Regierung bis weit ins 20. Jahrhundert billig anheuern und wieder heimschicken konnten. Eine Einrichtung, die auch die Schweiz kannte. Unter das Bild hat Roser eine seiner Grafiken gestellt (unten rechts). Zu sehen ist
eine Kurve zur durchschnittlichen wöchentlichen
Arbeitszeit in Belgien von 1870 bis 2000, für Frauen und Männer. 64 Stunden betrug sie im Jahr 1900, 37 Stunden im Jahr 2000.

Für die Schweiz betragen die Werte 64 Stunden
und 42 Stunden. Das sind in jeder Generation fünf Stunden Arbeit pro Woche weniger. 

Im Gegensatz zu anderen leicht verfügbaren Daten und Visualisierungen, von der OECD beispielsweise,
gehen jene von Roser und seinem Team nicht nur
50 oder 70 Jahre zurück in die Vergangenheit, sondern 150 Jahre oder noch mehr. Das sei entscheidend, sagt Roser. Erst auf sehr lange Frist begreifen wir wirklich, wie die Welt sich verändert. «1950 sehen wir eine Welt, in der die einen Länder sehr reich sind und die anderen arm.» Man könne leicht auf die Idee kommen, das sei immer schon so gewesen und werde immer so sein.
«Gehen wir fünf Generationen weiter zurück, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Wie schnell manche Länder,
darunter auch die Schweiz, aus bitterer Armut reich geworden sind.» Das macht Mut: Wenn die Schweiz das geschafft hat, dann können es Nepal oder Bolivien auch schaffen.

Manche falschen Vorstellungen haben vielleicht auch mit der Literatur zu tun, den hochgelobten Klassikern. Die meisten davon stammen von Männern aus der Oberschicht. Kein Wunder, glauben die Leute, das Leben sei heute so viel farbloser als früher.

Man sieht das ja auch an der physischen Umwelt. Wir laufen hier durch Oxford oder durch die Innenstadt von Zürich oder Wien, sehen all diese wunderbaren Gebäude und werden nostalgisch. Aber das waren die Prachtbauten der Elite. Die vielen erbärmlichen Hütten der Arbeiter und Bauern sind längst verschwunden. Die meisten Menschen unterschätzen, wie erbarmungslos hart das Leben vor 150 Jahren war.

 

Trotzdem glaube ich, dass eine Gesellschaft beides braucht. Wir brauchen romantische Warner, und wir brauchen nüchterne Optimisten.

Das stimmt. Es soll auch nicht jeder Mensch ein Datenwissenschafter werden. Ich glaube aber, dass wir Geschichte anders unterrichten sollten. Näher am Leben der Menschen. Es darf nicht sein, dass -Jugendliche hören, wer wann welche Schlacht geschlagen hat, aber keine Ahnung haben, wie sich Armut oder Gesundheit in ihrem Land in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben. Doch viele Lehrer -ändern etwas. Wir erhalten viele Nachrichten aus Schulen oder Universitäten, die unsere Visualisierungen für ihren Unterricht verwenden. Das freut mich immer ganz besonders.  

 

Es ist ja durchaus so, dass quantitative Methoden im Trend liegen.
Gerade an den Universitäten. Was können denn Daten leisten,
und was nicht?

Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, alles lasse sich mit quantitativen Ansätzen erklären. Wie lautet das Zitat, das dem Soziologen Cameron zugeschrieben wird? «Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden, und nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.» Manches aber schon, und dann sollten wir es auch tun. Wir überschätzen uns, wenn wir glauben, dass wir nur aus unseren eigenen Erfahrungen und denen unserer 100, 200 Kontakte wissen, wie die Lage ist. Das tun wir nicht annähernd. Also müssen wir versuchen, die Dinge auf über die Zeit vergleichbare Art zu messen.  

 

Als 1848 die moderne Eidgenossenschaft als Bundesstaat gegründet wurde, bekam eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 2,71 Kinder, die noch vor dem 5. Geburtstag starben. Durchschnittlich 1,43 Kinder überlebten. Frauen gebaren rund 4 Kinder, mit all den Strapazen, die dazugehörten, und verloren mehr als
die Hälfte davon wieder. Ihre Enkelkinder lernten die Mütter nur kurz kennen, denn sie starben durchschnittlich mit rund 40 Jahren. Heute bekommt eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 1,54 Kinder, fast alle -davon überleben, und sie hat eine Lebenserwartung von über 80 Jahren.

«Our World in Data» hat die Zahlen in einer einfachen Grafik aufbereitet: Grün ist das Leben, Rot
ist der Tod, und Rot ist bis 2015 verschwunden (unten links).

Vor kurzem kam ein weiterer Chart zur Geburtenrate hinzu, angeregt durch die in «Nature» publizierte Arbeit dreier Forscher. Das Diagramm zeigt alle Länder als Punkte, platziert nach Entwicklungsstand und Geburtenrate. Die Punkte ziehen sich, wenig überraschend, von links oben (arm und fruchtbar) nach rechts unten (reich und wenig fruchtbar). Doch seit wenigen Jahren zeichnet sich eine Wende ab: auf dem höchsten Entwicklungsstand steigt die Anzahl Geburten pro Frau wieder leicht an. Die Menschheit setzt möglicherweise bereits dazu an, die Überalterung reicher Gesellschaften auszugleichen.

 

Wie hat sich Ihr eigener Blick auf die Welt verändert, durch die Arbeit an Ihrer Datenbank?

Ich habe sicher mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement anderer Menschen gewonnen. In politischer Hinsicht, aber auch, was technologische Innovation betrifft. Da gibt es ja auch dieses Vorurteil, dass Tech nur Gadgets für reiche Leute bringe. Was für eine Fehleinschätzung! Technologische Innovationen bedeuten mehr Produktivität, also mehr Output für denselben Input. Wir hatten seit dem 19. Jahrhundert riesige Produktivitätsgewinne. Das bedeutet, dass die breite Bevölkerung nicht nur höhere Einkommen hat, sondern auch für denselben oder höheren Wohlstand viel weniger arbeiten muss. Entsprechend haben wir mehr Zeit für Kinder, für Sport oder für Dienst an der Gemeinschaft.  

 

Das ist alles richtig. Nur: positives Denken hat einen schlechten Ruf
unter vielen Intellektuellen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum.

Das stimmt. Wer zuversichtlich ist, gilt rasch als naiv. Wer ernst genommen werden will, muss ständig vor dem nächsten Kollaps warnen.

 

Was ist Ihr überzeugendstes Gegenargument?

(Überlegt.) Vielleicht, dass es im Grunde eben um Vertrauen in
andere Menschen geht. Interessanterweise finden wir in vielen Umfragen das Muster, dass die Befragten sich sehr zuversichtlich äussern, was ihre eigene Zukunft betrifft. Sie trauen sich selbst zu, das Leben zu meistern, sich zu entwickeln, ihre Ziele zu erreichen. Sobald es allerdings um die Allgemeinheit geht, werden sie pessimistisch. Das wichtigste Argument ist also wohl das: Unterschätzt die anderen Menschen nicht. Und unterschätzt vor allem nicht, was Menschen zustande bringen, wenn sie zusammenarbeiten.
 

 

Wir verlassen das Café und verabschieden uns.
Roser muss eine Vorlesung halten; ich fliege bald
zurück nach Zürich.

Wenige Wochen später publiziert Roser auf «Our World in Data» einen Beitrag, der zu seinen bislang prägnantesten gehört. Unter dem Titel «Eine Geschichte globaler Lebensbedingungen in 5 Charts» leitet er über mehrere kurze Kapitel – Armut, Alphabetismus, Gesundheit, Freiheit, Bevölkerung und Bildung – her, warum die Welt noch nie so gut war wie heute. Der Text schliesst mit einem Satz, der klingt, als hätten ihn die Philosophen der Aufklärung per Zeitmaschine in die Jetztzeit gesandt.

«Freiheit ist unmöglich ohne Vertrauen in den freien Menschen.»  

Max Roser

ist Ökonom am Institute of New Economic Thinking
der Oxford Martin School. Seine Forschungsgebiete
sind das langfristige Wirtschaftswachstum, Einkommens-ungleichheit und die Entwicklung globaler Lebens-standards. Neben seiner eigenen Forschung betreibt Roser
die Online-Plattform «Our World in Data». Roser ist in Deutschland aufgewachsen. Er hat Geographie, Philosophie und Ökonomie studiert und hält ein Doktorat der
Universität Innsbruck.

Schweizer Monat 1043 Februar 2017 Politik & Wirtschaft +

«Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte
der Menschheit.»
 

Max Roser

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017  

«Wir überschätzen uns,
wenn wir glauben,
dass wir nur aus unseren
eigenen Erfahrungen
wissen, wie die Lage ist.»

Max Roser

Max Roser, photographiert von Moses Fuad.

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017  

«Unterschätzt
die anderen Menschen nicht!»

Max Roser

Schweizer Monat 1043 Februar 2017 Politik & Wirtschaft +

Our World in Data

 

Die Webseite «Our World in Data» (OWID) zeigt, wie sich die Lebensbedingungen auf der Welt historisch verändert haben und weiter
verändern. Der Fokus liegt auf langfristigen
Entwicklungen über mehrere hundert Jahre. OWID beinhaltet Datenvisualisierungen, also Charts, Tabellen oder Karten, sowie Erklärungen zu aktuellen Forschungsergebnissen. Der
Anspruch des Projekts ist gross: Gegenwärtig umfasst die Datenbank hunderte Publikationen in 16 Kategorien – Bevölkerung, Gesundheit,
Ernährung, Energie, Umwelt, Technologie, Wachstum und Ungleichheit, Arbeit und Leben, öffentlicher Sektor, Globalisierung, Krieg und Frieden, Politik, Gewalt und Bürgerrechte,
Bildung, Medien sowie Kultur.

«Our World in Data» ist auf dem Weg, zu einer international bekannten Referenz zu werden. Insbesondere die Datenvisualisierungen, die Max Roser und sein Team auch in den sozialen Medien verbreiten, werden inzwischen von
Hunderttausenden gelesen, weitergeleitet und zitiert. Da sämtliche Grafiken unter einer -sogenannten «Creative Commons»-Lizenz -publiziert werden, können sie frei verwendet werden. Sie finden sich inzwischen unter -anderem in Schulbüchern, Vorlesungsunterlagen und journalistischen Beiträgen.

Max Roser gründete «Our World in Data» 2011, zunächst als private Offline-Datenbank. Dank der finanziellen Unterstützung der Oxford
Martin School, von Stiftungen und privaten Spendern besteht das OWID-Team seit 2016
aus drei Personen; eine weitere Stelle ist
gerade ausgeschrieben.

Serie:
Forschen und Denken

 

Wir leben in einer aufgeregten Zeit. Über alle
politischen Lager hinweg ist es en vogue, eigene Befindlichkeiten über die aufrichtige Debatte zu stellen. Auf dem Spiel stehen dabei liberale Grundwerte, die den Wettbewerb der Ideen erst ermöglichen: Neugier, Respekt vor wissenschaftlicher Erkenntnis und intellektuelle Grosszügigkeit. Der «Schweizer Monat» wird in den
nächsten Ausgaben in loser Folge Gespräche
mit Wissenschaftern führen, die relevante, aber auch komplexe und teilweise schwierig zu
vermittelnde Einsichten zu aktuellen Fragen
gewonnen haben.

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017  

Es ist, als würde er täglich ein Licht anzünden. Die Kurvendiagramme und Tabellen, mit denen Max Roser seit zwei Jahren die Netzwelt versorgt, sind so klar und schön, dass sie auch Laien begeistern. Das sollen sie auch. «Wir brauchen Statistik», schreibt Roser auf seiner Webseite, «um wirklich zu verstehen, wo wir herkommen.»

Roser gehört zu einer neuen Generation von
Ökonomen. Er stellt die Empirie über die Lehrbücher,
er vernetzt sich mit den Besten anderer Disziplinen,
er sieht Schreiben für die Öffentlichkeit als Teil seines Jobs. Und er tritt – auch das zeichnet viele jüngere und netzaffine Wissenschafter aus – auffallend freundlich und zurückhaltend auf. Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, im Wissen um Intelligenz und Origina
lität von Hunderttausenden, leistet sich keine Illusionen zur eigenen Bedeutung.

Ich treffe Max Roser in Oxford, wo er forscht und
arbeitet. Wir setzen uns in ein Café in der Nähe, und Roser klappt seinen Laptop auf. Viele seiner Daten lagert er dort, in einem ständig wachsenden Privatarchiv. 

 

Herr Roser, Sie sagen, die meisten Menschen hätten ein viel zu
negatives Bild von der Welt. Die Leute glauben, alles werde immer schlimmer, obwohl wir in so guten Zeiten leben wie noch nie.
Warum das?

Der Mensch ist psychologisch so angelegt, dass er negative Einzelereignisse viel stärker wahrnimmt als langfristig positive Entwicklungen. Und die Medien bieten uns an, worauf wir reagieren. In den letzten zwei Jahrzehnten sind jeden Tag 130 000 Menschen mehr der extremen Armut entkommen. Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte der Menschheit. Es könnte täglich die Titelzeile der NZZ sein. Ist es aber nicht.

 

Der Mensch hat kein Talent zur Zufriedenheit. Er fürchtet sich vor
der Leere, die sich ausbreiten könnte, wenn er seine Sorgen loslässt.

Es geht nicht darum, sorgenfrei zu leben. Ich bin auch kein pauschaler Optimist. Wir tun sicher gegenwärtig viel zu wenig, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Mein eigenes Forschungsgebiet ist die wirtschaftliche Ungleichheit. Und da gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen. In einigen Ländern verbessert sich die Situation stark, in anderen kaum. Insbesondere für die USA, die für ein reiches Land eine hohe Ungleichheit haben, ist es diesbezüglich schwierig, optimistisch zu sein. Das ist alles wahr. Aber: die grundsätzliche Richtung, in die wir uns in den letzten Jahrhunderten bewegt haben, ist in vielen Belangen ganz eindeutig positiv. Die Welt ist in vielerlei Hinsicht viel, viel besser geworden. Das ist die Geschichte, die ich erzählen mag.

 

Einen Tag vor der Wahl Donald Trumps zum
US-Präsidenten am 8. November stellt Max Roser einen Beitrag auf seinen Blog. Der Titel: «Don’t Be Fooled». Lasst euch nicht veräppeln. «Die Zahlen deuten nicht
darauf hin, dass Demokratien dem Wirtschaftswachstum schaden.»

Roser zitiert darin den heutigen Präsidenten, der
im Wahlkampf Chinas Wirtschaftswachstum von 7 Prozent mit dem der USA (1 Prozent) verglich und feststellte: «Schaut, unser Land steht still.» Er werde im Folgenden aufzeigen, warum dieser Vergleich nicht sinnvoll sei, schreibt Roser in seiner gewohnt ruhigen Art. «Ausserdem will ich auf grundsätzlicher Ebene Demokratien
gegen die fehlerhafte Aussage verteidigen, autoritär
regierte Länder seien wirtschaftlich erfolgreicher.»

Für Länder an der Speerspitze technologischer Innovation sei Wachstum immer schwierig und langsam,
erklärt Roser. Die USA, seit 200 Jahren die führenden
Innovatoren der Welt, hatten seither nie eine Wachstumsrate über 2 Prozent. China hingegen stagnierte lange und befindet sich jetzt auf einer Aufholjagd. «China und andere Länder wachsen nicht deshalb so schnell, weil sie autokratisch sind, sondern weil sie sehr, sehr arm sind.» Das Missverständnis entstehe gerade
aus dem Grund, dass sämtliche reichen Länder mit
Ausnahmen der Ölstaaten Demokratien seien. «Don’t be fooled», bilanziert Roser, «autokratische Regimes sind nicht gut für das Wachstum.»

Unter dem Beitrag steht, wie so oft, eine Grafik
von «Our World in Data». Darauf zu sehen: das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt der USA und Chinas, von 1950 bis heute. In den USA stieg der Wert in den letzten Jahrzehnten von 36
400 Dollar (1990) auf 52300 Dollar (2014).
Die Kurve zur Entwicklung Chinas zieht tatsächlich ab dem Jahr 2000 beeindruckend steil in die Höhe – auf 12
500 Dollar im Jahr 2014.

Das ist ein Viertel des amerikanischen Werts.
Und noch weniger im Vergleich zur Schweiz. Sie hatte 2014 ein Pro-Kopf-BIP von 58500 Dollar und gehört
zu den reichsten Ländern der Welt (S. 33, links).

 

Sie haben Philosophie studiert, bevor Sie zur Ökonomie wechselten.
Sie sagten einmal, die negative Weltsicht, von der wir eben sprachen, sei ein Grund für den Wechsel gewesen.

Das stimmt. Ich habe sicher nicht immer so gedacht wie heute. Die Philosophie, die deutschsprachige vielleicht besonders, pflegt eine eher negative Sicht auf die Moderne. Ich war wie viele Menschen der Meinung, dass es schlecht stehe um die Welt. Irgendwann habe ich bei einem meiner künftigen Professoren einen Chart gesehen zur Entwicklung der Kindersterblichkeit in der Welt, und die Kurve ging steil nach unten. Das hat mich umgehauen! Wie konnte es sein, dass ich das nie zuvor gehört hatte in der Schule?! Also habe ich angefangen, alle Daten zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu sammeln, die ich finden konnte. Und mich zunehmend geärgert über den negativ verzerrten Blick auf die Welt, den wir pflegen.

 

Am 20. November stellt Roser eine Schwarz-Weiss-Fotografie auf seinen Blog, den er auf der «Our World
in Data»-Webseite verlinkt. Darauf zu sehen ist ein
Massenschlag, der an Gefangenenlager erinnert. Vier Holzbühnen übereinander, so schmal wie Lager-paletten. Auf jeder kauert zusammengepfercht eine Handvoll Männer mit schwarzgefärbten Gesichtern und leeren Augen. Sie sind Minenarbeiter in Belgien um 1900. Das Bild stammt aus einer Reportage über italienische Saisonniers, die belgische Kohleminenbesitzer aufgrund einer Vereinbarung mit der italienischen
Regierung bis weit ins 20. Jahrhundert billig anheuern und wieder heimschicken konnten. Eine Einrichtung, die auch die Schweiz kannte. Unter das Bild hat Roser eine seiner Grafiken gestellt (unten rechts). Zu sehen ist
eine Kurve zur durchschnittlichen wöchentlichen
Arbeitszeit in Belgien von 1870 bis 2000, für Frauen und Männer. 64 Stunden betrug sie im Jahr 1900, 37 Stunden im Jahr 2000.

Für die Schweiz betragen die Werte 64 Stunden
und 42 Stunden. Das sind in jeder Generation fünf Stunden Arbeit pro Woche weniger. 

Im Gegensatz zu anderen leicht verfügbaren Daten und Visualisierungen, von der OECD beispielsweise,
gehen jene von Roser und seinem Team nicht nur
50 oder 70 Jahre zurück in die Vergangenheit, sondern 150 Jahre oder noch mehr. Das sei entscheidend, sagt Roser. Erst auf sehr lange Frist begreifen wir wirklich, wie die Welt sich verändert. «1950 sehen wir eine Welt, in der die einen Länder sehr reich sind und die anderen arm.» Man könne leicht auf die Idee kommen, das sei immer schon so gewesen und werde immer so sein.
«Gehen wir fünf Generationen weiter zurück, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Wie schnell manche Länder,
darunter auch die Schweiz, aus bitterer Armut reich geworden sind.» Das macht Mut: Wenn die Schweiz das geschafft hat, dann können es Nepal oder Bolivien auch schaffen.

Manche falschen Vorstellungen haben vielleicht auch mit der Literatur zu tun, den hochgelobten Klassikern. Die meisten davon stammen von Männern aus der Oberschicht. Kein Wunder, glauben die Leute, das Leben sei heute so viel farbloser als früher.

Man sieht das ja auch an der physischen Umwelt. Wir laufen hier durch Oxford oder durch die Innenstadt von Zürich oder Wien, sehen all diese wunderbaren Gebäude und werden nostalgisch. Aber das waren die Prachtbauten der Elite. Die vielen erbärmlichen Hütten der Arbeiter und Bauern sind längst verschwunden. Die meisten Menschen unterschätzen, wie erbarmungslos hart das Leben vor 150 Jahren war.

 

Trotzdem glaube ich, dass eine Gesellschaft beides braucht. Wir brauchen romantische Warner, und wir brauchen nüchterne Optimisten.

Das stimmt. Es soll auch nicht jeder Mensch ein Datenwissenschafter werden. Ich glaube aber, dass wir Geschichte anders unterrichten sollten. Näher am Leben der Menschen. Es darf nicht sein, dass -Jugendliche hören, wer wann welche Schlacht geschlagen hat, aber keine Ahnung haben, wie sich Armut oder Gesundheit in ihrem Land in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben. Doch viele Lehrer -ändern etwas. Wir erhalten viele Nachrichten aus Schulen oder Universitäten, die unsere Visualisierungen für ihren Unterricht verwenden. Das freut mich immer ganz besonders.

 

Es ist ja durchaus so, dass quantitative Methoden im Trend liegen.
Gerade an den Universitäten. Was können denn Daten leisten,
und was nicht?

Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, alles lasse sich mit quantitativen Ansätzen erklären. Wie lautet das Zitat, das dem Soziologen Cameron zugeschrieben wird? «Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden, und nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.» Manches aber schon, und dann sollten wir es auch tun. Wir überschätzen uns, wenn wir glauben, dass wir nur aus unseren eigenen Erfahrungen und denen unserer 100, 200 Kontakte wissen, wie die Lage ist. Das tun wir nicht annähernd. Also müssen wir versuchen, die Dinge auf über die Zeit vergleichbare Art zu messen.

 

Als 1848 die moderne Eidgenossenschaft als Bundesstaat gegründet wurde, bekam eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 2,71 Kinder, die noch vor dem 5. Geburtstag starben. Durchschnittlich 1,43 Kinder überlebten. Frauen gebaren rund 4 Kinder, mit all den Strapazen, die dazugehörten, und verloren mehr als
die Hälfte davon wieder. Ihre Enkelkinder lernten die Mütter nur kurz kennen, denn sie starben durchschnittlich mit rund 40 Jahren. Heute bekommt eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 1,54 Kinder, fast alle -davon überleben, und sie hat eine Lebenserwartung von über 80 Jahren.

«Our World in Data» hat die Zahlen in einer einfachen Grafik aufbereitet: Grün ist das Leben, Rot
ist der Tod, und Rot ist bis 2015 verschwunden (unten links).

Vor kurzem kam ein weiterer Chart zur Geburtenrate hinzu, angeregt durch die in «Nature» publizierte Arbeit dreier Forscher. Das Diagramm zeigt alle Länder als Punkte, platziert nach Entwicklungsstand und Geburtenrate. Die Punkte ziehen sich, wenig überraschend, von links oben (arm und fruchtbar) nach rechts unten (reich und wenig fruchtbar). Doch seit wenigen Jahren zeichnet sich eine Wende ab: auf dem höchsten Entwicklungsstand steigt die Anzahl Geburten pro Frau wieder leicht an. Die Menschheit setzt möglicherweise bereits dazu an, die Überalterung reicher Gesellschaften auszugleichen.

 

Wie hat sich Ihr eigener Blick auf die Welt verändert, durch die Arbeit an Ihrer Datenbank?

Ich habe sicher mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement anderer Menschen gewonnen. In politischer Hinsicht, aber auch, was technologische Innovation betrifft. Da gibt es ja auch dieses Vorurteil, dass Tech nur Gadgets für reiche Leute bringe. Was für eine Fehleinschätzung! Technologische Innovationen bedeuten mehr Produktivität, also mehr Output für denselben Input. Wir hatten seit dem 19. Jahrhundert riesige Produktivitätsgewinne. Das bedeutet, dass die breite Bevölkerung nicht nur höhere Einkommen hat, sondern auch für denselben oder höheren Wohlstand viel weniger arbeiten muss. Entsprechend haben wir mehr Zeit für Kinder, für Sport oder für Dienst an der Gemeinschaft.

 

Das ist alles richtig. Nur: positives Denken hat einen schlechten Ruf
unter vielen Intellektuellen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum.

Das stimmt. Wer zuversichtlich ist, gilt rasch als naiv. Wer ernst genommen werden will, muss ständig vor dem nächsten Kollaps warnen.

 

Was ist Ihr überzeugendstes Gegenargument?

(Überlegt.) Vielleicht, dass es im Grunde eben um Vertrauen in
andere Menschen geht. Interessanterweise finden wir in vielen Umfragen das Muster, dass die Befragten sich sehr zuversichtlich äussern, was ihre eigene Zukunft betrifft. Sie trauen sich selbst zu, das Leben zu meistern, sich zu entwickeln, ihre Ziele zu erreichen. Sobald es allerdings um die Allgemeinheit geht, werden sie pessimistisch. Das wichtigste Argument ist also wohl das: Unterschätzt die anderen Menschen nicht. Und unterschätzt vor allem nicht, was Menschen zustande bringen, wenn sie zusammenarbeiten.

 

Wir verlassen das Café und verabschieden uns.
Roser muss eine Vorlesung halten; ich fliege bald
zurück nach Zürich.

Wenige Wochen später publiziert Roser auf «Our World in Data» einen Beitrag, der zu seinen bislang prägnantesten gehört. Unter dem Titel «Eine Geschichte globaler Lebensbedingungen in 5 Charts» leitet er über mehrere kurze Kapitel – Armut, Alphabetismus, Gesundheit, Freiheit, Bevölkerung und Bildung – her, warum die Welt noch nie so gut war wie heute. Der Text schliesst mit einem Satz, der klingt, als hätten ihn die Philosophen der Aufklärung per Zeitmaschine in die Jetztzeit gesandt.

«Freiheit ist unmöglich ohne Vertrauen in den freien Menschen.»

Max Roser

ist Ökonom am Institute of New Economic Thinking
der Oxford Martin School. Seine Forschungsgebiete
sind das langfristige Wirtschaftswachstum, Einkommens-ungleichheit und die Entwicklung globaler Lebens-standards. Neben seiner eigenen Forschung betreibt Roser
die Online-Plattform «Our World in Data». Roser ist in Deutschland aufgewachsen. Er hat Geographie, Philosophie und Ökonomie studiert und hält ein Doktorat der
Universität Innsbruck.

Schweizer Monat 1043 Februar 2017 Politik & Wirtschaft +

«Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte
der Menschheit.»

Max Roser

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017

«Wir überschätzen uns,
wenn wir glauben,
dass wir nur aus unseren
eigenen Erfahrungen
wissen, wie die Lage ist.»

Max Roser

Max Roser, photographiert von Moses Fuad.

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017

«Unterschätzt
die anderen Menschen nicht!»

Max Roser

Schweizer Monat 1043 Februar 2017 Politik & Wirtschaft +

Our World in Data

 

Die Webseite «Our World in Data» (OWID) zeigt, wie sich die Lebensbedingungen auf der Welt historisch verändert haben und weiter
verändern. Der Fokus liegt auf langfristigen
Entwicklungen über mehrere hundert Jahre. OWID beinhaltet Datenvisualisierungen, also Charts, Tabellen oder Karten, sowie Erklärungen zu aktuellen Forschungsergebnissen. Der
Anspruch des Projekts ist gross: Gegenwärtig umfasst die Datenbank hunderte Publikationen in 16 Kategorien – Bevölkerung, Gesundheit,
Ernährung, Energie, Umwelt, Technologie, Wachstum und Ungleichheit, Arbeit und Leben, öffentlicher Sektor, Globalisierung, Krieg und Frieden, Politik, Gewalt und Bürgerrechte,
Bildung, Medien sowie Kultur.

«Our World in Data» ist auf dem Weg, zu einer international bekannten Referenz zu werden. Insbesondere die Datenvisualisierungen, die Max Roser und sein Team auch in den sozialen Medien verbreiten, werden inzwischen von
Hunderttausenden gelesen, weitergeleitet und zitiert. Da sämtliche Grafiken unter einer -sogenannten «Creative Commons»-Lizenz -publiziert werden, können sie frei verwendet werden. Sie finden sich inzwischen unter -anderem in Schulbüchern, Vorlesungsunterlagen und journalistischen Beiträgen.

Max Roser gründete «Our World in Data» 2011, zunächst als private Offline-Datenbank. Dank der finanziellen Unterstützung der Oxford
Martin School, von Stiftungen und privaten Spendern besteht das OWID-Team seit 2016
aus drei Personen; eine weitere Stelle ist
gerade ausgeschrieben.

Serie:
Forschen und Denken

 

Wir leben in einer aufgeregten Zeit. Über alle
politischen Lager hinweg ist es en vogue, eigene Befindlichkeiten über die aufrichtige Debatte zu stellen. Auf dem Spiel stehen dabei liberale Grundwerte, die den Wettbewerb der Ideen erst ermöglichen: Neugier, Respekt vor wissenschaftlicher Erkenntnis und intellektuelle Grosszügigkeit. Der «Schweizer Monat» wird in den
nächsten Ausgaben in loser Folge Gespräche
mit Wissenschaftern führen, die relevante, aber auch komplexe und teilweise schwierig zu
vermittelnde Einsichten zu aktuellen Fragen
gewonnen haben.

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017

Es ist, als würde er täglich ein Licht anzünden. Die Kurvendiagramme und Tabellen, mit denen Max Roser seit zwei Jahren die Netzwelt versorgt, sind so klar und schön, dass sie auch Laien begeistern. Das sollen sie auch. «Wir brauchen Statistik», schreibt Roser auf seiner Webseite, «um wirklich zu verstehen, wo wir herkommen.»

Roser gehört zu einer neuen Generation von
Ökonomen. Er stellt die Empirie über die Lehrbücher,
er vernetzt sich mit den Besten anderer Disziplinen,
er sieht Schreiben für die Öffentlichkeit als Teil seines Jobs. Und er tritt – auch das zeichnet viele jüngere und netzaffine Wissenschafter aus – auffallend freundlich und zurückhaltend auf. Wer mit dem Internet aufgewachsen ist, im Wissen um Intelligenz und Origina
lität von Hunderttausenden, leistet sich keine Illusionen zur eigenen Bedeutung.

Ich treffe Max Roser in Oxford, wo er forscht und
arbeitet. Wir setzen uns in ein Café in der Nähe, und Roser klappt seinen Laptop auf. Viele seiner Daten lagert er dort, in einem ständig wachsenden Privatarchiv. 

 

Herr Roser, Sie sagen, die meisten Menschen hätten ein viel zu
negatives Bild von der Welt. Die Leute glauben, alles werde immer schlimmer, obwohl wir in so guten Zeiten leben wie noch nie.
Warum das?

Der Mensch ist psychologisch so angelegt, dass er negative Einzelereignisse viel stärker wahrnimmt als langfristig positive Entwicklungen. Und die Medien bieten uns an, worauf wir reagieren. In den letzten zwei Jahrzehnten sind jeden Tag 130 000 Menschen mehr der extremen Armut entkommen. Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte der Menschheit. Es könnte täglich die Titelzeile der NZZ sein. Ist es aber nicht.

 

Der Mensch hat kein Talent zur Zufriedenheit. Er fürchtet sich vor
der Leere, die sich ausbreiten könnte, wenn er seine Sorgen loslässt.

Es geht nicht darum, sorgenfrei zu leben. Ich bin auch kein pauschaler Optimist. Wir tun sicher gegenwärtig viel zu wenig, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Mein eigenes Forschungsgebiet ist die wirtschaftliche Ungleichheit. Und da gibt es sehr unterschiedliche Entwicklungen. In einigen Ländern verbessert sich die Situation stark, in anderen kaum. Insbesondere für die USA, die für ein reiches Land eine hohe Ungleichheit haben, ist es diesbezüglich schwierig, optimistisch zu sein. Das ist alles wahr. Aber: die grundsätzliche Richtung, in die wir uns in den letzten Jahrhunderten bewegt haben, ist in vielen Belangen ganz eindeutig positiv. Die Welt ist in vielerlei Hinsicht viel, viel besser geworden. Das ist die Geschichte, die ich erzählen mag.

 

Einen Tag vor der Wahl Donald Trumps zum
US-Präsidenten am 8. November stellt Max Roser einen Beitrag auf seinen Blog. Der Titel: «Don’t Be Fooled». Lasst euch nicht veräppeln. «Die Zahlen deuten nicht
darauf hin, dass Demokratien dem Wirtschaftswachstum schaden.»

Roser zitiert darin den heutigen Präsidenten, der
im Wahlkampf Chinas Wirtschaftswachstum von 7 Prozent mit dem der USA (1 Prozent) verglich und feststellte: «Schaut, unser Land steht still.» Er werde im Folgenden aufzeigen, warum dieser Vergleich nicht sinnvoll sei, schreibt Roser in seiner gewohnt ruhigen Art. «Ausserdem will ich auf grundsätzlicher Ebene Demokratien
gegen die fehlerhafte Aussage verteidigen, autoritär
regierte Länder seien wirtschaftlich erfolgreicher.»

Für Länder an der Speerspitze technologischer Innovation sei Wachstum immer schwierig und langsam,
erklärt Roser. Die USA, seit 200 Jahren die führenden
Innovatoren der Welt, hatten seither nie eine Wachstumsrate über 2 Prozent. China hingegen stagnierte lange und befindet sich jetzt auf einer Aufholjagd. «China und andere Länder wachsen nicht deshalb so schnell, weil sie autokratisch sind, sondern weil sie sehr, sehr arm sind.» Das Missverständnis entstehe gerade
aus dem Grund, dass sämtliche reichen Länder mit
Ausnahmen der Ölstaaten Demokratien seien. «Don’t be fooled», bilanziert Roser, «autokratische Regimes sind nicht gut für das Wachstum.»

Unter dem Beitrag steht, wie so oft, eine Grafik
von «Our World in Data». Darauf zu sehen: das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt der USA und Chinas, von 1950 bis heute. In den USA stieg der Wert in den letzten Jahrzehnten von 36
400 Dollar (1990) auf 52300 Dollar (2014).
Die Kurve zur Entwicklung Chinas zieht tatsächlich ab dem Jahr 2000 beeindruckend steil in die Höhe – auf 12
500 Dollar im Jahr 2014.

Das ist ein Viertel des amerikanischen Werts.
Und noch weniger im Vergleich zur Schweiz. Sie hatte 2014 ein Pro-Kopf-BIP von 58500 Dollar und gehört
zu den reichsten Ländern der Welt (S. 33, links).

 

Sie haben Philosophie studiert, bevor Sie zur Ökonomie wechselten.
Sie sagten einmal, die negative Weltsicht, von der wir eben sprachen, sei ein Grund für den Wechsel gewesen.

Das stimmt. Ich habe sicher nicht immer so gedacht wie heute. Die Philosophie, die deutschsprachige vielleicht besonders, pflegt eine eher negative Sicht auf die Moderne. Ich war wie viele Menschen der Meinung, dass es schlecht stehe um die Welt. Irgendwann habe ich bei einem meiner künftigen Professoren einen Chart gesehen zur Entwicklung der Kindersterblichkeit in der Welt, und die Kurve ging steil nach unten. Das hat mich umgehauen! Wie konnte es sein, dass ich das nie zuvor gehört hatte in der Schule?! Also habe ich angefangen, alle Daten zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu sammeln, die ich finden konnte. Und mich zunehmend geärgert über den negativ verzerrten Blick auf die Welt, den wir pflegen.

 

Am 20. November stellt Roser eine Schwarz-Weiss-Fotografie auf seinen Blog, den er auf der «Our World
in Data»-Webseite verlinkt. Darauf zu sehen ist ein
Massenschlag, der an Gefangenenlager erinnert. Vier Holzbühnen übereinander, so schmal wie Lager-paletten. Auf jeder kauert zusammengepfercht eine Handvoll Männer mit schwarzgefärbten Gesichtern und leeren Augen. Sie sind Minenarbeiter in Belgien um 1900. Das Bild stammt aus einer Reportage über italienische Saisonniers, die belgische Kohleminenbesitzer aufgrund einer Vereinbarung mit der italienischen
Regierung bis weit ins 20. Jahrhundert billig anheuern und wieder heimschicken konnten. Eine Einrichtung, die auch die Schweiz kannte. Unter das Bild hat Roser eine seiner Grafiken gestellt (unten rechts). Zu sehen ist
eine Kurve zur durchschnittlichen wöchentlichen
Arbeitszeit in Belgien von 1870 bis 2000, für Frauen und Männer. 64 Stunden betrug sie im Jahr 1900, 37 Stunden im Jahr 2000.

Für die Schweiz betragen die Werte 64 Stunden
und 42 Stunden. Das sind in jeder Generation fünf Stunden Arbeit pro Woche weniger. 

Im Gegensatz zu anderen leicht verfügbaren Daten und Visualisierungen, von der OECD beispielsweise,
gehen jene von Roser und seinem Team nicht nur
50 oder 70 Jahre zurück in die Vergangenheit, sondern 150 Jahre oder noch mehr. Das sei entscheidend, sagt Roser. Erst auf sehr lange Frist begreifen wir wirklich, wie die Welt sich verändert. «1950 sehen wir eine Welt, in der die einen Länder sehr reich sind und die anderen arm.» Man könne leicht auf die Idee kommen, das sei immer schon so gewesen und werde immer so sein.
«Gehen wir fünf Generationen weiter zurück, zeigt sich ein ganz anderes Bild: Wie schnell manche Länder,
darunter auch die Schweiz, aus bitterer Armut reich geworden sind.» Das macht Mut: Wenn die Schweiz das geschafft hat, dann können es Nepal oder Bolivien auch schaffen.

Manche falschen Vorstellungen haben vielleicht auch mit der Literatur zu tun, den hochgelobten Klassikern. Die meisten davon stammen von Männern aus der Oberschicht. Kein Wunder, glauben die Leute, das Leben sei heute so viel farbloser als früher.

Man sieht das ja auch an der physischen Umwelt. Wir laufen hier durch Oxford oder durch die Innenstadt von Zürich oder Wien, sehen all diese wunderbaren Gebäude und werden nostalgisch. Aber das waren die Prachtbauten der Elite. Die vielen erbärmlichen Hütten der Arbeiter und Bauern sind längst verschwunden. Die meisten Menschen unterschätzen, wie erbarmungslos hart das Leben vor 150 Jahren war.

 

Trotzdem glaube ich, dass eine Gesellschaft beides braucht. Wir brauchen romantische Warner, und wir brauchen nüchterne Optimisten.

Das stimmt. Es soll auch nicht jeder Mensch ein Datenwissenschafter werden. Ich glaube aber, dass wir Geschichte anders unterrichten sollten. Näher am Leben der Menschen. Es darf nicht sein, dass -Jugendliche hören, wer wann welche Schlacht geschlagen hat, aber keine Ahnung haben, wie sich Armut oder Gesundheit in ihrem Land in den letzten Jahrhunderten entwickelt haben. Doch viele Lehrer -ändern etwas. Wir erhalten viele Nachrichten aus Schulen oder Universitäten, die unsere Visualisierungen für ihren Unterricht verwenden. Das freut mich immer ganz besonders.

 

Es ist ja durchaus so, dass quantitative Methoden im Trend liegen.
Gerade an den Universitäten. Was können denn Daten leisten,
und was nicht?

Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, alles lasse sich mit quantitativen Ansätzen erklären. Wie lautet das Zitat, das dem Soziologen Cameron zugeschrieben wird? «Nicht alles, was zählt, kann gezählt werden, und nicht alles, was gezählt werden kann, zählt.» Manches aber schon, und dann sollten wir es auch tun. Wir überschätzen uns, wenn wir glauben, dass wir nur aus unseren eigenen Erfahrungen und denen unserer 100, 200 Kontakte wissen, wie die Lage ist. Das tun wir nicht annähernd. Also müssen wir versuchen, die Dinge auf über die Zeit vergleichbare Art zu messen.

 

Als 1848 die moderne Eidgenossenschaft als Bundesstaat gegründet wurde, bekam eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 2,71 Kinder, die noch vor dem 5. Geburtstag starben. Durchschnittlich 1,43 Kinder überlebten. Frauen gebaren rund 4 Kinder, mit all den Strapazen, die dazugehörten, und verloren mehr als
die Hälfte davon wieder. Ihre Enkelkinder lernten die Mütter nur kurz kennen, denn sie starben durchschnittlich mit rund 40 Jahren. Heute bekommt eine Frau in der Schweiz durchschnittlich 1,54 Kinder, fast alle -davon überleben, und sie hat eine Lebenserwartung von über 80 Jahren.

«Our World in Data» hat die Zahlen in einer einfachen Grafik aufbereitet: Grün ist das Leben, Rot
ist der Tod, und Rot ist bis 2015 verschwunden (unten links).

Vor kurzem kam ein weiterer Chart zur Geburtenrate hinzu, angeregt durch die in «Nature» publizierte Arbeit dreier Forscher. Das Diagramm zeigt alle Länder als Punkte, platziert nach Entwicklungsstand und Geburtenrate. Die Punkte ziehen sich, wenig überraschend, von links oben (arm und fruchtbar) nach rechts unten (reich und wenig fruchtbar). Doch seit wenigen Jahren zeichnet sich eine Wende ab: auf dem höchsten Entwicklungsstand steigt die Anzahl Geburten pro Frau wieder leicht an. Die Menschheit setzt möglicherweise bereits dazu an, die Überalterung reicher Gesellschaften auszugleichen.

 

Wie hat sich Ihr eigener Blick auf die Welt verändert, durch die Arbeit an Ihrer Datenbank?

Ich habe sicher mehr Vertrauen in die Fähigkeiten und das Engagement anderer Menschen gewonnen. In politischer Hinsicht, aber auch, was technologische Innovation betrifft. Da gibt es ja auch dieses Vorurteil, dass Tech nur Gadgets für reiche Leute bringe. Was für eine Fehleinschätzung! Technologische Innovationen bedeuten mehr Produktivität, also mehr Output für denselben Input. Wir hatten seit dem 19. Jahrhundert riesige Produktivitätsgewinne. Das bedeutet, dass die breite Bevölkerung nicht nur höhere Einkommen hat, sondern auch für denselben oder höheren Wohlstand viel weniger arbeiten muss. Entsprechend haben wir mehr Zeit für Kinder, für Sport oder für Dienst an der Gemeinschaft.

 

Das ist alles richtig. Nur: positives Denken hat einen schlechten Ruf
unter vielen Intellektuellen. Insbesondere im deutschsprachigen Raum.

Das stimmt. Wer zuversichtlich ist, gilt rasch als naiv. Wer ernst genommen werden will, muss ständig vor dem nächsten Kollaps warnen.

 

Was ist Ihr überzeugendstes Gegenargument?

(Überlegt.) Vielleicht, dass es im Grunde eben um Vertrauen in
andere Menschen geht. Interessanterweise finden wir in vielen Umfragen das Muster, dass die Befragten sich sehr zuversichtlich äussern, was ihre eigene Zukunft betrifft. Sie trauen sich selbst zu, das Leben zu meistern, sich zu entwickeln, ihre Ziele zu erreichen. Sobald es allerdings um die Allgemeinheit geht, werden sie pessimistisch. Das wichtigste Argument ist also wohl das: Unterschätzt die anderen Menschen nicht. Und unterschätzt vor allem nicht, was Menschen zustande bringen, wenn sie zusammenarbeiten.

 

Wir verlassen das Café und verabschieden uns.
Roser muss eine Vorlesung halten; ich fliege bald
zurück nach Zürich.

Wenige Wochen später publiziert Roser auf «Our World in Data» einen Beitrag, der zu seinen bislang prägnantesten gehört. Unter dem Titel «Eine Geschichte globaler Lebensbedingungen in 5 Charts» leitet er über mehrere kurze Kapitel – Armut, Alphabetismus, Gesundheit, Freiheit, Bevölkerung und Bildung – her, warum die Welt noch nie so gut war wie heute. Der Text schliesst mit einem Satz, der klingt, als hätten ihn die Philosophen der Aufklärung per Zeitmaschine in die Jetztzeit gesandt.

«Freiheit ist unmöglich ohne Vertrauen in den freien Menschen.»

Max Roser

ist Ökonom am Institute of New Economic Thinking
der Oxford Martin School. Seine Forschungsgebiete
sind das langfristige Wirtschaftswachstum, Einkommens-ungleichheit und die Entwicklung globaler Lebens-standards. Neben seiner eigenen Forschung betreibt Roser
die Online-Plattform «Our World in Data». Roser ist in Deutschland aufgewachsen. Er hat Geographie, Philosophie und Ökonomie studiert und hält ein Doktorat der
Universität Innsbruck.

Schweizer Monat 1043 Februar 2017 Politik & Wirtschaft +

«Das ist die verblüffendste Nachricht in der Geschichte
der Menschheit.»

Max Roser

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017

«Wir überschätzen uns,
wenn wir glauben,
dass wir nur aus unseren
eigenen Erfahrungen
wissen, wie die Lage ist.»

Max Roser

Max Roser, photographiert von Moses Fuad.

Politik & Wirtschaft + Schweizer Monat 1043 Februar 2017

«Unterschätzt
die anderen Menschen nicht!»

Max Roser

Schweizer Monat 1043 Februar 2017 Politik & Wirtschaft +

Our World in Data

 

Die Webseite «Our World in Data» (OWID) zeigt, wie sich die Lebensbedingungen auf der Welt historisch verändert haben und weiter
verändern. Der Fokus liegt auf langfristigen
Entwicklungen über mehrere hundert Jahre. OWID beinhaltet Datenvisualisierungen, also Charts, Tabellen oder Karten, sowie Erklärungen zu aktuellen Forschungsergebnissen. Der
Anspruch des Projekts ist gross: Gegenwärtig umfasst die Datenbank hunderte Publikationen in 16 Kategorien – Bevölkerung, Gesundheit,
Ernährung, Energie, Umwelt, Technologie, Wachstum und Ungleichheit, Arbeit und Leben, öffentlicher Sektor, Globalisierung, Krieg und Frieden, Politik, Gewalt und Bürgerrechte,
Bildung, Medien sowie Kultur.

«Our World in Data» ist auf dem Weg, zu einer international bekannten Referenz zu werden. Insbesondere die Datenvisualisierungen, die Max Roser und sein Team auch in den sozialen Medien verbreiten, werden inzwischen von
Hunderttausenden gelesen, weitergeleitet und zitiert. Da sämtliche Grafiken unter einer -sogenannten «Creative Commons»-Lizenz -publiziert werden, können sie frei verwendet werden. Sie finden sich inzwischen unter -anderem in Schulbüchern, Vorlesungsunterlagen und journalistischen Beiträgen.

Max Roser gründete «Our World in Data» 2011, zunächst als private Offline-Datenbank. Dank der finanziellen Unterstützung der Oxford
Martin School, von Stiftungen und privaten Spendern besteht das OWID-Team seit 2016
aus drei Personen; eine weitere Stelle ist
gerade ausgeschrieben.

Serie:
Forschen und Denken

 

Wir leben in einer aufgeregten Zeit. Über alle
politischen Lager hinweg ist es en vogue, eigene Befindlichkeiten über die aufrichtige Debatte zu stellen. Auf dem Spiel stehen dabei liberale Grundwerte, die den Wettbewerb der Ideen erst ermöglichen: Neugier, Respekt vor wissenschaftlicher Erkenntnis und intellektuelle Grosszügigkeit. Der «Schweizer Monat» wird in den
nächsten Ausgaben in loser Folge Gespräche
mit Wissenschaftern führen, die relevante, aber auch komplexe und teilweise schwierig zu
vermittelnde Einsichten zu aktuellen Fragen
gewonnen haben.

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