Art Consultant in U-Haft
«Art Consultant» – mit diesem Berufsbild verbindet man Lachsschnittchen satt, Prosecco bottomless, Art-Basel-Preview und anschliessend Dinner beim Sammler auf Sylt. Kann so ein Job überhaupt gefährlich werden? Allenfalls für den Cholesterinspiegel vielleicht. Helge Achenbach jedenfalls wurde zugeschrieben, das «Art Consulting» in Deutschland erfunden zu haben. Nun sitzt der rheinische Kunstmakler und Gastronom im Knast. Seine ehemaligen Kunden aus der Bussi-Bussi-Gesellschaft werfen ihm vor, er habe höhere Provisionen eingestrichen als verabredet. Konkret in Untersuchungshaft brachte ihn die Anschuldigung Babette Albrechts, ihren verstorbenen Mann Bertold (einen der Aldi-Erben) bei der Vermittlung von Kunstwerken und Oldtimer-Fahrzeugen um mehr als 18 Mio. Euro betrogen zu haben. Und rasch meldeten sich weitere Geschädigte. Plötzlich kannte in der Kunstszene niemand mehr den jovialen Düsseldorfer. Allenfalls anonym liess sich ein Händler zitieren: «Der Helge hat Parties geschmissen und richtig auf den Putz gehauen, da war es dem Albrecht, der regelrecht aufgeblüht ist, doch völlig wurst, ob er für einen Picasso eine oder eineinhalb Millionen zahlt.» Und Kunstprofessor Kasper König brachte Achenbachs Fähigkeiten auf den Punkt: «Der geht auf den Golfplatz, lernt irgendwelche Leute kennen, und kurz darauf sind sie bekehrt für die Kunst, und er dreht ihnen teure Bilder an, weil sie glauben, sich damit in die Gesellschaft einkaufen zu können.» Andere geben hinter vorgehaltener Hand, aber voller Anerkennung zu bedenken, Achenbach habe sich «seine Prozente immer beim Kunden» geholt – und den Profit für Künstler und Händler niemals geschmälert. Kann man Achenbach nun wirklich Betrug zum Vorwurf machen? Wo doch jeder weiss, dass der Kunsthandel ein Handel mit Sozialprestige und damit jedes Kunstwerk ohnehin «price-less» ist. Wo also bleibt die Solidaritätsaktion der Kunst-szene, die Kunsthändlerdemo vor dem Knast? Eins, zwei, drei – lasst den Helge frei! Ich warte.