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Apéro

Häppchen aus der Alltagskultur

Die etwas andere Bibelstunde

«Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde» – so ­beginnt das am häufigsten gedruckte und publizierte Werk der Welt: die Bibel. Doch was steht eigentlich drin in diesem Buch, das seit Jahrtausenden Teil unserer Kulturgeschichte ist? Sabine Rückert, stellvertretende Chefredaktorin der «Zeit» – deren Podcast «Verbrechen» sich grosser Beliebtheit erfreut –, und ihre Schwester Johanna Haberer, Professorin für Theologie und ­Medien, beschäftigen sich in ihrem Podcast «Unter Pfarrerstöchtern» mit den Texten der Bibel. Sie stellen sich Fragen wie «War Gott einsam, bevor er die Welt erschaffen hat?» und «Hat der Schöpfungsmythos für die Menschen heute noch irgendeine Bedeutung?». ­Dabei betrachten sie die Texte als ein Stück Welt­literatur und wollen laut eigener Aussage niemanden belehren: «Wir sind kein Kirchenfunk, keine Schulstunde und auch keine Vorlesung über Theologie. Wir wollen erzählen.» Und das tun die beiden Pfarrerstöchter auch äusserst unterhaltsam. (ar)

Die Erschaffung Adams. Bild: Public Domain.

Wer erschoss Detlev Rohwedder?

An den am 1. April 1991 in seiner Düsseldorfer Villa von einem Heckenschützen erschossenen, früheren Hoesch-Manager Detlev Karsten Rohwedder erinnern sich wohl nur noch wenige. Umso verdienst­voller ist die vierteilige Netflix-Doku «A Perfect Crime». Sie analysiert seinen am Ende tödlichen Einsatz als Präsident für die Treuhandanstalt, die die maroden DDR-Staatsbetriebe in den Nachwende­jahren nach und nach privatisierte, und bietet vier Theorien über die bis heute ungeklärte Täterschaft feil. War es tatsächlich die RAF, die ein Bekennerschreiben am Tatort hinterlassen hatte? Ehemalige Stasi-Mitarbeiter, die Rache übten? Ein Auftrags­killer? Oder steckte gar die Bundesrepublik dahinter? Nach dem Tod von Rohwedder flauten die ostdeutschen Proteste gegen die Treuhand ab, und Rohwedders Nachfolgerin Birgit Breuel konnte die Privatisierungen in ruhigere Gewässer fahren. In der Doku zu Wort kommt auch der ehemalige deutsche Finanzminister Theo Waigel; reumütig, weil er den Rücktrittsgedanken hegenden Rohwedder dazu gedrängt hatte, im Amt zu bleiben. Aus heutiger Sicht fällt auf, wie marktwirtschaftlich ausgerichtet die damalige BRD-Regierung war. Lang ist’s her. (rg)


«Wer lässt sich nicht vom Westen kaufen?»

Profifussballer: Das sind doch die, die nach einem zweistündigen Arbeitstag in ihrem Luxusschlitten nach Hause kutschieren und den ganzen Nachmittag Fortnite zocken? Ganz so bequem haben es die Reizfiguren dann doch nicht immer: Der deutsche Sportjournalist Christoph Biermann hat den Alltag eines Bundesligaprofis eine gesamte Saison lang hautnah miterlebt. In «Wir werden ewig leben» (Kiepenheuer & Witsch, 2020) beschreibt er sein Abenteuer mit dem 1. FC Union Berlin, dem einzigen Verein in der höchsten deutschen Profiliga mit einer DDR-Vergangenheit – eine Herkunft, die von den Unionern in der Vereinshymne offen zelebriert wird. Der Leser erfährt, was die Kicker in ihrem Tagesgeschäft beschäftigt: Es geht um Gruppenrituale, den Umgang mit Schmerzmitteln oder den Unmut über die strikten Coronaweisungen des Deutschen Fussball-Bunds (DFB). Mittendrin: Trainer und Urzürcher Urs Fischer – der sich an Spieltagen gerne auch mal eine Zigarette in der Dusche gönnt. (jb)


Ein Koch narrt Nordkorea

Ein dänischer Koch, der von der Invalidenrente lebt, infiltriert zusammen mit einem Drogenhändler eine Vereinigung von Nordkorea-Freunden und bringt das Regime in Pjöngjang dazu, einen Millionen-Deal für die Herstellung von Waffen und Drogen auf einer Insel in Uganda abzuschliessen. Wer diesen Plot einem Hollywood-Produzenten vorstellte, würde wohl in die nächste Entzugsklinik geschickt. Bloss ist «The Mole» kein Hollywood-Streifen, sondern ein Dokumentarfilm. Realisiert hat ihn Mads Brügger. Der waghalsige dänische Regisseur hat bereits einen Film über Nordkorea gedreht und dafür ein lebenslanges Einreiseverbot erhalten. Der Koch, Ulrich Larsen, wurde durch den Film auf Nordkorea aufmerksam und beschloss, der Welt zu beweisen, dass das Regime von Kim Jong Un die internationalen Sanktionen umgeht. «The Mole» (zu sehen u.a. auf BBC) lässt einen immer wieder die Augen reiben; etwa als die Nordkoreaner dem Drogenhändler, der sich als norwegischer Geschäftsmann ausgibt, stolz einen Katalog mit ihrem Angebot an Waffen präsentieren. Teilweise filmt Larsen mit versteckter Kamera, oft aber auch offen, unter dem Vorwand, auf Social Media Werbung für das Regime zu machen. Nachdem er zehn Jahre ein Doppelleben geführt hat, erzählt er seiner Frau von seiner Rolle als Undercover-Agent. «Ich denke, du bist ein Idiot», antwortet sie. Immerhin: Dank ihrem Mann untersucht die UN nun die mutmasslichen Sanktionsbrüche. (lz)

The Mole

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