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Anti-Globalist Trump spielt
Roulette mit der Weltwirtschaft

Anti-Globalist Trump spielt Roulette mit der Weltwirtschaft
Donald Trump am 2. April 2025 am 'Liberation Day'. Bild: Screenshot von @WhiteHouse auf X, veröffentlicht am 3. April 2025.

Donald Trump treibt Freunde des Freihandels und der Vernunft zur Weissglut. Die von ihm verhängten Zölle lösen Gegenzölle und Handelskriege aus – was erwiesenermassen kontraproduktiv ist für den Aufbau von Wohlstand. In einer idealen Welt ist der Staat minimal, die Bürger und Firmen handeln abseits staatlicher Eingriffe weltweit frei miteinander und es werden auch keine Kriege geführt. Natürlich ist die Welt aber noch nicht ideal.

Als Präsident des mächtigsten Landes der Welt will Trump die Politik nutzen, um Ungleichgewichte, die er im Handel diagnostiziert hat, zu beseitigen. Die vergangenen Mittwoch ausgerufenen Zölle sollen dabei als Druckmittel dienen, um neue Deals zu erzielen. Ob ihm das so gelingt, ist völlig offen. Doch er bringt die Dinge in Schwung. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich die meisten Länder auf Deals einlassen werden. Im positivsten Fall steht am Ende eine Welt mit weniger Zöllen da.

Für die meisten scheint es nun endgültig klar zu sein: die USA wird von Verrückten regiert. Hört man sich jedoch das Interview von Tucker Carlson mit Finanzminister Scott Bessent an, merkt man bald, worum es tatsächlich geht. Die Zölle sollen als Mittel dienen, um das aus den Fugen geratene Finanzsystem unter Kontrolle zu bringen. Ein erster Befreiungsschlag ist schon mal gelungen. Der Zins, den das US-Finanzministerium für langfristige Staatsanleihen zahlen muss, ist gesunken – für 10-jährige Anleihen seit letzten Mittwoch von 4,2 auf 3,9 Prozent gefallen.

Warum ist das wichtig? Die USA haben eine gigantische Verschuldung zu bedienen, und hohe Zinsen schränken ihre Handlungsfähigkeit ein. Eric Demuth, CEO von Bitpanda, schreibt dazu in einem klugen Artikel: «Die einzige realistische Möglichkeit, diese Rendite zu senken, besteht darin, die Wirtschaft zu bremsen. Wenn nötig, mit Gewalt. (…) Das ist kein Handelskrieg. Es ist ein Renditekrieg.» Natürlich hat Präsident Trump auch bereits die (von ihm unabhängige) Federal Reserve dazu aufgefordert, den Leitzins zu senken – in Grossbuchstaben auf Truth Social: «SENKE DIE ZINSEN, JEROME, UND HÖR AUF, POLITIK ZU BETREIBEN!»

Ein zweiter Pfeiler der Strategie besteht darin, die Ausgaben zu senken, wofür das Department of Government Efficiency (DOGE) ins Leben gerufen wurde. Zuletzt hatte die US-Regierung einfach immer mehr Schulden aufgenommen und Geld gedruckt. Finanzminister Bessent sagte bereits im März, der Markt und die Wirtschaft seien süchtig geworden nach Staatsausgaben, und kündigte an: «Es wird eine Entziehungskur geben.»

Schliesslich will Trump sein Wahlversprechen «Make America Great Again» mit einer Stärkung des industriellen Produktionsstandorts USA umsetzen. Auf Kosten anderer Standorte, insbesondere von China, das sich seit dem WTO-Beitritt 2001 zur Werkbank der Welt gemausert hat. Gestärkt werden sollen insbesondere auch jene Amerikaner, die von der Globalisierung nicht profitiert haben, die kein Vermögen haben und die stattdessen in Schulden versinken.

In seiner zweiten Amtszeit hat Trump nichts zu verlieren. Er weiss genau, dass diese Zölle Schockwellen auslösen, und sieht die Disruption, die sie erzeugen, als Chance. Vielleicht sollen die Zölle zunächst nichts anderes bewirken, als die lange lauernde Rezession endlich auszulösen, auf dass sie heftig, aber kurz ausfalle – auf das dann eine Erholung (und eine Refinanzierung der Schulden) stattfinden kann. Eine unsichere Wirtschaft und eine schwache Börse jetzt machen Trump nichts aus. Strahlen müssen Wirtschaft und Börse erst im November 2026, zu den Midterm-Wahlen. Wenn ein Wirtschaftsboom benötigt wird, werden die Zölle ausgesetzt.

Donald Trump und Elon Musk – zwei Männer, die eine deutlich höhere Risikotoleranz haben als die meisten – mischen nun also die Weltwirtschaft auf. Drei Wege stehen offen:

a) Sie werden sich dabei in den Fuss schiessen. Die Zölle schaden den USA mehr als allen anderen.

b) Sie werden per Attentat gewaltsam am Vorhaben gehindert. Denn das kann allen blühen, die gut laufende Geschäfte stören.

c) Sie werden Amerika wieder grossartig machen. Die Schulden werden abgebaut, 2026 floriert die US-Wirtschaft wieder.

Ein Krieg um Handel und Geld im grossen Stil ist soeben eröffnet worden, und nicht nur die Regierungen der Welt müssen damit umgehen, sondern alle, die Geld verwalten, im kleinen und im grossen Stil. Es kann nun in kurzer Zeit vieles ins Rutschen geraten – einige sehr aufregende Wochen stehen uns bevor.

Klar ist nur eines: 2025 wird wild!

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