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Alternativtest in der Klimapolitik

Der Klimawandel ist ein Fakt. Aber das Übereinkommen von Paris ist die falsche Lösung.

Alternativtest  in der Klimapolitik

Inmitten des politischen Hickhacks, das immer mit dem Thema Klimawandel verbunden ist – der Klimawandel ist eine Erfindung, der Klimawandel ist die grösste Bedrohung für die Menschheit; das Abkommen ist schrecklich, das Abkommen ist grossartig, können die Fakten schnell einmal vergessen gehen.

Fakt ist, dass der Klimawandel ein reales Problem darstellt, auf das wir dringend eine Antwort finden müssen. Das Übereinkommen von Paris stellt, so gut es gemeint sein mag, jedoch nur eine sehr teure Methode dar, sehr wenig zu tun.

Die beteiligten Staaten richten gerne mit der grossen Kelle an. Es genügte den Unterzeichnern nicht, sich auf eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 2 Grad oberhalb des vorindustriellen Levels festzulegen. Die Forderungen der Regierungschefs gingen noch viel weiter: Sie versprachen, den Anstieg «weit unter 2 Grad Celsius» zu halten, und wollen versuchen, ihn auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Das ist reine Rhetorik. In einem von Fachleuten überprüften wissenschaftlichen Artikel, dem bisher einzigen veröffentlichten seiner Art, habe ich auf Grundlage des Standard-Klimamodells der UN untersucht, welchen Einfluss es auf die Temperaturen haben würde, wenn jeder Unterzeichnerstaat sein Versprechen, die Emissionen bis 2030 radikal zu reduzieren, erfüllt. Im Ergebnis steht eine magere Temperaturreduktion um lediglich 0,048 Grad Celsius bis zum Ende dieses Jahrhunderts.

Auch wenn die versprochenen Emissionsreduzierungen nach 2030 für weitere 70 Jahre eingehalten würden, würde dies den Temperaturanstieg bis im Jahr 2100 nur um 0,17 Grad Celsius drosseln. Wissenschafter am Massachusetts Institute of Technology (MIT) kamen zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Effekt ist also praktisch vernachlässigbar.

Dennoch werden Umweltaktivisten nicht müde, zu behaupten, dass das Abkommen sehr viel mehr erreichen werde. Wir sollten überprüfen, ob ihre Zahlen stimmen. Denn solche Behauptungen beruhen auf einem vollkommen unrealistischen Szenario, in dem die Regierungen im Moment fast nichts unternehmen, aber nach 2030 mit einer Politik der unglaublich ehrgeizigen Emissionsreduktion beginnen.

In den Neunziger- und den frühen Nullerjahren hat sich gezeigt, dass es nur einen todsicheren Weg gibt, den CO2-Ausstoss zu reduzieren: eine Rezession. Wie man sich vorstellen kann, ist dieser Ansatz bei Politikern nicht sonderlich beliebt. Es ist zum Beispiel im Hinblick auf die US-Wahlen unwahrscheinlich, dass irgendein Präsidentschaftskandidat, selbst wenn ihm der Klimawandel grosse Sorgen bereitet, sich je für einen wirtschaftlichen Niedergang aussprechen wird.

Nach den Berechnungen der UNO wird das Pariser Abkommen weniger als 1 Prozent der Treibhausgasemissionsreduktionen erreichen, die es braucht, um die Zieltemperatur zu erreichen. Das bedeutet, dass 99 Prozent des Problems für die Politiker der 2030er Jahre übrigbleiben.

Und wie viel kosten solche unwirksamen Emissionsreduzierungen? Jede Menge. Das Pariser Abkommen dürfte zu den vermutlich teuersten Abkommen in der Weltgeschichte gehören. Insgesamt werden die Pariser Versprechen das globale BIP jährlich um mehr als eine Billion Dollar verringern. 1

Der Versuch, den Ausstoss an Treibhausgasen zu senken, wird ausserdem – selbst mit einer effizienten CO2-Steuer  – günstige Energien verteuern und damit das Wirtschaftswachstum verlangsamen. Grüne Technologien sind leider noch sehr ineffizient (was auch der Grund ist, weshalb sie weiterhin stark subventioniert werden müssen).

Was wir wirklich bräuchten, um das Problem des Klimawandels zu lösen, ist eine massive Erhöhung der Gelder, die in die Erforschung und Entwicklung von Technologien für alternative Energie gesteckt werden. Das ist der effektivste und effizienteste Weg, neue, bahnbrechende Energieträger zu finden, die günstig genug sein werden, um fossile Brennstoffe vom Markt zu verdrängen. Sobald das geschieht, werden wir das Problem des Klimawandels gelöst haben, da jeder zu den günstigeren grünen Alternativen wechseln wird.

Die «Breakthrough Energy Coalition», die vom Philanthropen Bill Gates, diversen Wirtschaftsführern und über zwanzig Regierungen unterstützt wird, möchte die Forschung und Entwicklung grüner Energien weltweit verdoppeln und wird vermutlich viel mehr Gutes bewirken als das Übereinkommen von Paris.

Leider wurde die Entwicklung grüner Energien beim Pariser Klimaabkommen nicht in den Vordergrund gestellt. Anstatt uns von politischen Slogans verunsichern zu lassen, sollten wir nicht vergessen, dass wir tatsächlich eine Antwort auf den Klimawandel finden müssen, aber dieses Abkommen dabei nur sehr wenig ausrichten wird – und das zu einem sehr hohen Preis.


Bjørn Lomborg
ist Direktor des Copenhagen Consensus Center und Autor des Buches «Cool it! Warum wir trotz Klimawandels einen kühlen Kopf bewahren sollten» (DVA, München 2008).


1 Bjørn Lomborg: Gambling the World Economy on Climate. In: Wall Street -Journal. http://www.wsj.com/articles/gambling-the-world-economy-on-climate-1447719037

 

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