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Allzu pflegliche Auseinandersetzungen
Andri Silberschmidt und Esther Girsberger (Hrsg.): Wohin, liebe Schweiz? 12 Gespräche mit inspirierenden Persönlichkeiten. Basel: NZZ Libro, 2023.

Allzu pflegliche Auseinandersetzungen

Andri Silberschmidt und Esther Girsberger (Hrsg.): Wohin, liebe Schweiz? 12 Gespräche mit inspirierenden Persönlichkeiten. Basel: NZZ Libro, 2023.

Er habe sich bewusst «für ein Buch entschieden, das sich dem Dialog, der gemeinsamen Auseinandersetzung widmet», schreibt FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt im Vorwort zu «Wohin, liebe Schweiz?». Das Konzept des Werks, das er zusammen mit Esther Girsberger herausgegeben hat, ist so einfach wie vielversprechend: Man wähle zwölf Themenfelder aus und lasse jeweils zwei Personen mit unterschiedlichen Hintergründen darüber diskutieren. So reden der Gewerkschafter Daniel Lampart und der Industrieunternehmer Peter Spuhler über den Werkplatz Schweiz, die grüne Nationalrätin Aline Trede und der Transportunternehmer Nils Planzer widmen sich dem Verkehr und die FDP-Nationalrätin Petra Gössi und der Klimaforscher Reto Knutti der Klimapolitik.

So verschieden die Konstellationen, so unterschiedlich sind auch die Gespräche. Die Varianz ist dabei hoch. So streiten die Politikphilosophin Katja Gentinetta und der Soziologe Ueli Mäder kontrovers und doch klug über Sozialpolitik. Auch die Gedanken der FDP-Bundesrätin Karin Keller-Sutter und des Ökonomen Thomas Straubhaar zur Mi­grationspolitik sind inspirierend. Währenddessen trieft etwa die Konversation zwischen Nadja Lang, CEO des Zürcher Frauenvereins, und Marc Maurer, Mitgründer der Schuhfirma On, oder auch jene zwischen der Basler SP-Stände­rätin Eva Herzog und dem Churer FDP-Stadtpräsidenten Urs Marti über den Stadt-Land-Graben vor Plattitüden und schwammigen Aussagen.

Silberschmidt selber setzt sich gleich zwei Gesprächspartnern gegenüber. Zur Einstimmung ins Buch spricht er mit Alt-FDP-Bundesrat Pascal Couchepin über Grundsätze liberaler Politik. Und zum Abschluss debattiert er mit GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser, welche von beiden Parteien diese Grundsätze besser vertritt. Viel Neues kommt, wie oft bei Gesprächen unter Politikern, zwar nicht heraus, aber immerhin betonen beide die Notwendigkeit der Zusammenarbeit.

So ist dieses Buch vielleicht bezeichnend für die Schweizer Diskussionskultur: Man geht höflich miteinander um, der offene Konflikt bleibt die Ausnahme. Dialog können wir definitiv besser als Auseinandersetzung.

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