5-Sterne-Sitterin
Ich habe fünf Sterne gekriegt! Die Höchstnote! Und eine Empfehlung: «Strongly recommend her.» Meine Leistung: Ich habe zwei Wochen lang auf zwei Welpen aufgepasst. Nun habe ich in meiner Karriere als Journalistin und Autorin oft einen guten Job gemacht. Doch selten habe ich mich über ein Lob so sehr gefreut wie über diese fünf Sterne. Denn sie läuten in meinem Nomadinnenleben ein neues Kapitel ein: Ich bin jetzt auch eine Hundesitterin.
Sie mögen sich am Kopf kratzen. Und Sie haben recht! Der Karriereschritt von der Journalistin zur Tiersitterin erscheint alles andere als überwältigend. Doch mir eröffnet er als weltenbummelnde Freelancerin neue Wege: Die Welpen leben in einer Villa mit Pool auf der Insel Bali. Als Gegenleistung für das Aufpassen durfte ich kostenlos dort wohnen. Und mein nächster Job folgt sogleich: Drei Wochen mit fünf Hunden in einem Haus zwischen Reisfeldern und Strand. Eine Frage im Bewerbungsgespräch: Können Sie mit fünf Hunden auf dem Scooter fahren? Hoffentlich kann ich das! Daneben bleibt viel Zeit, um an meinem Roman zu schreiben, von dem ich hoffe, dass er mal ein Bestseller wird. Bis es so weit ist, hüte ich Tiere, statt Miete zu zahlen.
Als Tiersitter-Anfänger ergeht es mir so wie oft: Während meine Freunde zu Hause staunen, dass ich für sieben Monate wegfahre, treffe ich unterwegs Reisende, die zwei, drei, fünf Jahre schon auf Achse sind. Wenn Kollegen mit Bewunderung oder Unverständnis reagieren, weil ich meinen Top-Journalistenjob aufgegeben habe, treffe ich unterwegs zuhauf wohnsitzlose Freelancer, die ihre Arbeit mobil von überall auf der Welt ausüben. Und während ich mich selbst ein wenig verrückt finde, weil ich überlege, ein Jahr lang als Hundesitter in fremden Wohnungen zu leben, erfahre ich in meiner Housesitter-Facebook-Gruppe: Da sind schon viele so unterwegs. Vollzeit. Denn solche Win-win-Angebote gibt’s auf der ganzen Welt. Das Leben lässt sich auf so viele Weisen leben. Erstaunlich, dass in der Schweiz so viele Leben gleich aussehen.