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Prozent aller handelshemmenden Massnahmen seit 2008 waren nichttarifärer Natur. Obwohl Zölle die Nachrichten dominieren, waren sie in den letzten Jahren nicht das hauptsächliche protektionistische Mittel. Seit November 2008 kategorisiert die vom Centre for Economic Policy Research ins Leben gerufene und an der Universität St. Gallen beheimatete Initiative «Global Trade Alert» Massnahmen von Regierungen als handelsliberalisierend oder handelsschädlich. Dabei werden alle Mass­nahmen berücksichtigt, die ausländische gegenüber inländischen Anbietern von Waren potentiell diskriminieren – Zölle also ebenso wie nichttarifäre Instrumente, etwa Subventionen, Quoten oder Regeln zur Vergabe öffentlicher Aufträge. Es zeigt sich: nur 23 Prozent der seit Ende 2008 erfassten Massnahmen hatten Zölle zum Gegenstand. Fälle von diskriminierenden Subventionen waren mit 31 Prozent häufiger zu verzeichnen, man denke an die Bail-outs für Automo­bilunternehmen in den USA oder Banken in der EU.

Ausserdem zeigt sich, dass Protektionismus nicht erst seit der Wahl Donald Trumps und den folgenden Zollstreitigkeiten zwischen den USA, der EU und China wieder Konjunktur hat: Die Anzahl neuer protektionistischer Massnahmen weltweit stieg von unter 300 im Jahr 2009 schon 2015 auf über 600. Der weitere Anstieg auf bisher fast 900 neue Massnahmen im laufenden Jahr (!) passt zum Trend. Seit der Weltwirtschaftskrise 2008/09 reagieren Regierungen weltweit wieder verstärkt mit dem Schutz einheimischer Unternehmen – häufig aber «durch die Hintertür». Zölle sind leicht zu erkennen und zu beseitigen, angesichts des weltweit bereits niedrigen durchschnittlichen Zollniveaus im einstelligen Bereich ist die künftige Hauptherausforderung der Handelsliberalisierung der Abbau nichttarifärer Hemmnisse. Dass sie gewöhnlich gut getarnt und widerstandsfähig sind, macht die Sache zu einer Mammutaufgabe.

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