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(4) Wirtschaftlicher Aufbruch

Neue Unternehmen und junge Menschen zieht es in den Aargau. Der Kanton setzt auf klassische Sekundärtugenden und gute Rahmenbedingungen.

Der Aargau ist als Wohnkanton und als Unternehmensstandort gleicherweise attraktiv. Privatpersonen wissen die Diskretion zu schätzen, und die Unternehmen profi tieren vom historisch gewachsenen Pragmatismus. Die Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK) setzt sich dafür ein, dass die Rahmenbedingungen gut bleiben und noch besser werden. Dabei kann sie auf die Unterstützung durch die Politik zählen: Regierung und Parlament haben diese Grundstossrichtung übernommen.

Wie gross das Leistungspotential eines Kantons ist, zeigt mitunter die Branchenstruktur und die Zahl der Beschäftigten. Die Betriebszählung ist die wichtigste Befragung, die regionale und nach Branchen diff erenzierte Informationen über die Zahl der Arbeitsstätten und Beschäftigten liefert. Die Betriebszählung 2005 ergab im Kanton Aargau ein Total der Erwerbstätigen im sekundären und tertiären Sektor von knapp 250’000, was fast 7 Prozent aller in der Schweiz Beschäftigten ausmacht. Der Kanton Aargau hat also nationales Gewicht.

Das Volkseinkommen ist ein weiterer Indikator bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eines Kantons. Es setzt sich hauptsächlich aus den primären Einkommen der privaten Haushalte und den Einkommen der öffentlichen Haushalte zusammen. Mit 48’153 Franken pro Kopf und Jahr lag der Aargau im Jahr 2004 im interkantonalen Vergleich im Mittelfeld. Dabei gilt es zu unterscheiden; während der Kanton bei den Einkommen der privaten Haushalte im oberen Drittel liegt, ist er bei den Einkommen der Kapitalgesellschaften lediglich im unteren Drittel zu fi nden. Das gute Abschneiden im ersten Fall lässt sich aus der Struktur und der Entwicklung der Bevölkerung erklären. Die Demographie zeichnet sich durch einen vergleichsweise hohen Anteil junger Menschen aus. Das schlechte Resultat bei den Unternehmenseinkommen dagegen lässt sich auf das Fehlen eines eigentlichen Wirtschaftszentrums und auf eine eher verhaltene Entwicklung typischer Wachstumsbranchen – insbesondere wertschöpfungsintensiver Dienstleistungen – zurückführen. Die Aargauer Wirtschaft ist nach wie vor klar stärker industrieorientiert als der Durchschnitt der Schweizer Wirtschaft. Die im Kanton stark vertretenen Branchen der Spitzenindustrie (Maschinen, Elektro, Metall, Chemie/Pharma) sind gut positioniert und können auf ein überdurchschnittlich hohes Wachstumspotential zählen.

Vor diesem Hintergrund haben wir auch die starken Exportleistungen des Kantons zu sehen. Der Anteil der im Exportsektor (Industrie und verarbeitendes Gewerbe) erwirtschafteten Wertschöpfung am kantonalen Bruttoinlandprodukt beträgt über 25 Prozent; das sind 5 Prozentpunkte mehr als der Schweizer Durchschnitt. Der Anteil der Ausfuhren der Investitionsgüterindustrie macht fast drei Viertel der gesamten Aargauer Exporte aus. Damit liegt der Anteil im Aargau bedeutend über den gesamtschweizerischen 50 Prozent.

2006 war ein erfolgreiches Jahr; die ausländische Nachfrage hat die Aargauer Wirtschaft stimuliert. Vom Anstieg der Exporte um fast 12 Prozent konnten alle wichtigen Branchen profi tieren. Speziell aus dem angrenzenden Deutschland – mit einem Exportanteil von über 25 Prozent der wichtigste Handelspartner – stieg die Nachfrage um mehr als einen Fünftel. Der Aargau bleibt stark im Export; doch ist realistischerweise davon auszugehen, dass sich im Rahmen der weltweiten Konjunkturberuhigung die Dynamik der Auslandnachfrage nach Gütern in nächster Zeit etwas verlangsamen dürfte.

Auch die binnenorientierten Branchen blikken auf ein erfolgreiches Jahr 2006 zurück. Das Baugewerbe entwickelte sich gut. Vor allem der private Tief- und Wohnungsbau trug zum guten Ergebnis bei, während der Wirtschaftsbau im selben Zeitraum leicht rückgängig war. Nach den Ergebnissen der jährlich von der AIHK durchgeführten Wirtschaftsumfrage sehen sich die Aargauer Bauunternehmer einer stabilen Nachfrage gegenüber. Das steigende Konsumentenvertrauen sowie positive Einkommens- und Beschäftigungsaussichten lassen für 2007 weiterhin ein gutes Niveau der Konsumausgaben erwarten.

Angesichts dieser positiven Entwicklungen erstaunt es nicht, dass der Staatshaushalt des Kantons Aargau geradezu vor Gesundheit strotzt. Vor allem die Nachhaltigkeitsindikatoren Verschuldung und Steuerbelastung pro Kopf stützen eine solche positive Einschätzung. Der Aargau hat es geschaff t, für 2006 zum viertenmal in Folge eine Jahresrechnung mit schwarzen Zahlen vorzulegen. Die Steuereinnahmen sind im Jahr 2006 deutlich gestiegen; den grössten Anteil am Anstieg machten die Mehrerträge von Unternehmen aus. Mit dem Überschuss ist geplant, die Schulden weiter zu senken. Der Aargau setzt auf solide Politik – und das kommt wiederum der Wirtschaft zugute.

Laut der Eidgenössischen Steuerverwaltung lag der Kanton Aargau beim Index der Gesamtbesteuerung natürlicher Personen und Unternehmen 2005 auf dem sechsten Rang. Absolut konkurrenzfähig war und ist er in der Besteuerung natürlicher Personen; im Hinblick auf die Unternehmensbesteuerung lag er indes lediglich im hinteren Mittelfeld. Daraus wurden in der Zwischenzeit die nötigen Lehren gezogen. Um die Position im Steuerwettbewerb zu verbessern, hat der Kanton das bestehende Steuergesetz revidiert. Diese Revision ist per 1. Januar 2007 in Kraft getreten. Sie bringt markante steuerliche Entlastungen für juristische und natürliche Personen. Eine freiheitliche Wirtschafts- und Steuerpolitik trägt auch das Ihre zu einem gut funktionierenden Arbeitsmarkt bei. Die Arbeitslosenrate ist im Verlauf des Jahres 2006 von 3,4 Prozent im Januar auf 2,7 Prozent im Dezember gefallen und dürfte weiter sinken.

Die ruhigen Aargauer Dörfer und die relativ tiefen Steuern ziehen vor allem jüngere Menschen an. Die Altersklassen zwischen fünf und 19 Jahren sowie zwischen 35 und 49 Jahren sind besonders stark vertreten. Dies entspricht dem typischen Altersmuster für Familien, die im Aargau ihre Zukunft bauen. Altersklassen über 50 Jahre sind hingegen untervertreten. Mit 580’000 Personen ist der Aargau einer der bevölkerungsreichsten Kantone der Schweiz. Der Aargau hat eine hohe Pendlerquote. Verhältnismässig viele Leute ziehen in den Kanton, doch fast jeder vierte im Aargau wohnende Erwerbstätige arbeitet ausserhalb, hauptsächlich in den Wirtschaftszentren Zürich und Basel oder in deren Umfeld. Die hohe Pendlerquote hängt mit der verkehrstechnisch vorteilhaften Lage des Aargaus zusammen. Im Dreieck der Zentren Basel, Zürich und Bern sowie in der Nähe der internationalen Flughäfen Zürich und Basel gelegen, spielt der Kanton im nationalen Strassen- und Bahnnetz eine zentrale Rolle. Er besitzt sowohl im öffentlichen als auch im Individualverkehr eine fast einmalig zu nennende Erreichbarkeit.

Die im nationalen Vergleich hohe Pendlerquote bedeutet gleichzeitig ein grosses Reservoir an gut ausgebildeten Arbeitskräften. Die Verfügbarkeit qualifizierter und hochqualifi zierter Leute ist zweifellos ein zentraler Aspekt bei der Standortwahl eines Unternehmens.

Der Aargau hat schon viel getan, vor allem auf dem Gebiet der Hochschulbildung. Die Anstrengungen zur Verbesserung der Position auf dem Bildungsmarkt zahlen sich aus, die er als einer der Trägerkantone der Fachhochschule Nordwestschweiz seit längerem unternimmt. Wichtig ist jedoch, dass auch die Volksschule mitzieht. Die Wirtschaft ist auf eine Volksschule angewiesen, deren Absolventen für den Einstieg in die Arbeitswelt gerüstet sind. Hier sieht die AIHK noch Verbesserungspotential.

Der Aargau ist der wirtschaftlich und bevölkerungsmässig viertgrösste Kanton der Schweiz. Diese Spitzenposition gilt es zu halten. Die AIHK kämpft für eine laufende Anpassung und weitere Verbesserungen der dafür notwendigen Rahmenbedingungen. Der Erfolg der letzten Jahre gibt uns recht.

 

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(0) Aargau – ein Kanton startet durch

Das Nummernschild AG bedeutet «Achtung Gefahr» – in Zürich geht bis heute die Mär um, die Aargauer könnten nicht Auto fahren. Dieses sich hartnäckig haltende Vorurteil kontern die Betroffenen längst mit einer subtilen Kritik an der Rückständigkeit des Nachbarkantons. Sie würden sich in der Zürcher Peripherie bloss deshalb verirren, weil die Beschriftung mangelhaft sei. In […]

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