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Hexenprozesse fanden schätzungsweise in der Schweiz statt.

Hexenprozesse fanden schätzungsweise in der Schweiz statt – also ein guter Teil der insgesamt etwa 80 000 europäischen ­Hexenprozesse. Die Prozesse vom 15. bis ins 18. Jahrhundert endeten in der Schweiz für die Angeklagten relativ häufig ­tödlich, etwa 60 Prozent der Angeklagten wurden hingerichtet oder zu Tode gefoltert. Ihren Höhepunkt erfuhr die Hexen­verfolgung in Europa im frühen 17. Jahrhundert.

Die populärste Erklärung für die Hexenverfolgungen der frühen Neuzeit betont die Rolle der vermeintlichen Hexen als Sündenböcke. Demnach wurden sie für das Unheil verantwortlich ­gemacht, das aus Missernten resultierte. Ebenfalls weit verbreitet ist die These, dass es insbesondere in Regionen zu ­Hexenverfolgungen kam, in denen lokale Autoritäten in Ab­wesenheit einer zentralstaatlichen Gewalt nach Gutdünken Recht sprechen konnten.

Eine weitere Hypothese lautet so: In konfessionell umkämpften Gebieten nutzten Vertreter der katholischen und der protes­tantischen Kirche Hexenprozesse, um die hexengläubige ­Bevölkerung für sich zu gewinnen, indem sie durch die Ver­folgung von Hexen glaubhaft demonstrierten, die Menschen vor dem Werk des Teufels auf Erden schützen zu können.

Zu der Hypothese passt die zeitliche und räumliche Verteilung der Prozesse. Vor 1400 sprachen Kirchenvertreter Hexen noch ihre Existenz ab. In den Jahrzehnten der Reformation und ­Gegenreformation nahmen sie Hexen als allgegenwärtige ­Bedrohung wahr. Dabei konzentrierte sich die Hexenverfolgung auf Regionen, in denen die beiden Konfessionen um die Vormachtstellung rangen. Die Schweiz und der Süden Deutschlands waren Hochburgen. Konfessionell einheitliche Länder wie Spanien und Italien hatten kaum Hexenprozesse zu ­verzeichnen.

Anders als die Konfessionskriege endete die jahrzehntelange Praxis der Hexenverfolgung nicht abrupt mit dem Westfälischen Frieden 1648. Dass es 1782 in Glarus zur letzten Hexen­hinrichtung Europas kam und nicht noch später, ist gewiss auch der Verbreitung der Ideen der Aufklärung zu verdanken, die uns noch heute davor bewahren, vermeintlich einfachen ­Erklärungen für schwer Verständliches auf den Leim zu gehen.

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