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(1) Der Schritt von der Natur zur Ethik

Gerne wird auf die Natürlichkeit verwiesen, wenn etwas als moralisch richtig oder falsch dargestellt werden soll. Doch wie kommen wir dazu, das, was wir als natürlich ansehen, als gut zu bewerten?

Biomedizinische Technologien werden häufig mit Blick auf ihre angebliche Natürlichkeit oder Unnatürlichkeit bewertet. Was sich zu weit vom Natürlichen entfernt, gilt in ethischen Kategorien als falsch, in ästhetischer Begrifflichkeit als eklig. Englischsprachige Bioethiker sprechen bereits ironisch vom «yuck factor» – dem «Igitt-Faktor» – bei der moralischen Urteilsfindung. Andere betrachten den Ekel als ernsthaftes Element der ethischen Urteilsfindung. Doch selbst wenn das Natürliche das Wahre, Schöne und Gute repräsentiert, so bleibt meist im Dunkeln, wodurch es eigentlich charakterisiert ist. Hier soll der Frage nachgegangen werden, ob und gegebenenfalls nach welchem Verständnis das Natürliche zum Massstab des menschlichen Handelns werden könnte.

Viele Philosophen würden wohl von vornherein bestreiten, dass Natürlichkeit überhaupt einen sinnvollen ethischen Wert darstellen kann. Zwar würden sie zugeben, dass Werturteile de facto häufig auf Aussagen gegründet sind, die die Natur zum Gegenstand haben. Doch seien Werturteile weder in verteidigender noch kritischer Absicht zu rechtfertigten, indem man sie mit Beobachtungen über Vorkommnisse in der Natur verbindet. Denn es sei zweierlei, eine Beschreibung oder eine Wertung vorzunehmen.

Die beiden bekanntesten Varianten dieses prinzipiellen Einwands sind das nach David Hume benannte «Gesetz», wonach aus einem Sein kein Sollen folgt, zum anderen der «naturalistische Fehlschluss», wie ihn George Edward Moore eingeführt hat. Da beide in der Diskussion über die Verbindung von Natur und Ethik von zentraler Bedeutung sind, sollen sie hier in gebotener Kürze vorgestellt werden. David Hume stellt in einer oft zitierten Stelle fest:

«In jedem Moralsystem, das mir bisher vorgekommen ist, habe ich immer bemerkt, dass der Verfasser eine Zeitlang in der gewöhnlichen Betrachtungsweise vorgeht, das Dasein Gottes feststellt oder Beobachtungen über menschliche Dinge vorbringt. Plötzlich werde ich damit überrascht, dass mir anstatt der üblichen Verbindungen von Worten mit ist und ist nicht kein Satz mehr begegnet, in dem nicht ein sollte oder sollte nicht sich fände. Dieser Wechsel vollzieht sich unmerklich; aber er ist von grösster Wichtigkeit. Dies sollte oder sollte nicht drückt eine neue Beziehung oder Behauptung aus, muss also notwendigerweise beachtet und erklärt werden. Gleichzeitig muss ein Grund angegeben werden für etwas, das sonst ganz unbegreiflich scheint, nämlich dafür, wie diese neue Beziehung zurückgeführt werden kann auf andere, die von ihr ganz verschieden sind.» («A Treatise of Human Nature», 1739/40)

In diesem Zitat ist nicht davon die Rede, dass Sein und Sollen zwei völlig getrennte Sphären darstellten, die in keinerlei Verbindung stünden. Es wird nur behauptet, dass man nicht ohne weitere Auskünfte und Gründe vom einen zum anderen schreiten kann. Aus einem Sein folgt demnach kein Sollen geradenwegs. Es gilt, eine Lücke zu überschreiten. Dass diese prinzipiell nicht überwunden werden könne, wird von Hume keineswegs behauptet, sondern nur, dass sie nicht allein auf der Basis von Tatsachenaussagen («Ist-Aussagen») geschlossen werden könne. Die Ethik muss Humes Ansatz zufolge keineswegs als völlig autonom gegenüber Beschreibungen der Welt gedacht werden.

Der naturalistische Fehlschluss wird nach Moores Meinung begangen, wenn das Prädikat «gut» definiert wird und damit die Frage, ob etwas Bestimmtes gut sei, geschlossen wird. Lege man beispielsweise fest, «gut» bedeute «lustvoll», dann könne nicht mehr sinnvoll gefragt werden, ob das Lustvolle gut sei, denn das wäre es per definitionem. Welche Dinge gut seien, dürfe aber nicht durch semantische Vorentscheidungen festgelegt werden, sondern müsse immer als offene Frage gelten.

Moores Argument ist eines zur logischen Struktur der Sprache der Moral. Dass der Fehlschluss «naturalistisch» genannt wird, lädt zu Missverständnissen ein; denn er bezieht sich keineswegs nur auf solche Theorien, die das Natürliche als Quelle des Normativen in Anschlag bringen, sondern auf alle, die das Wort «gut» so analysieren, dass es auf nicht-moralische Eigenschaften zurückgeführt wird. Dazu gehören auch metaphysische wie «von Gott geschaffen» (auch wenn das nicht Moores Beispiel ist). Moore betont durchaus, dass er in erster Linie die Zurückführungen der Ethik auf bestimmte Naturwissenschaften kritisieren will. Seine wichtigsten Gegner sind die Analysen von «gut» als «lustvoll» bei den Hedonisten, als «höher entwickelt» bei Herbert Spencer, aber auch als «gesund» oder – für unsere Fragestellung wesentlich – als «natürlich».

«Wir dürfen uns also durch die Versicherung, eine Sache sei natürlich, nicht dazu verleiten lassen, einzuräumen, sie sei gut. Gut meint definitionsgemäss keineswegs etwas, das natürlich ist. Somit bleibt es stets eine offene Frage, ob etwas, das natürlich ist, auch gut ist.» («Principia Ethica», 1903)

Moores Argument des naturalistischen Fehlschlusses hat zahlreiche Kritik auf sich gezogen. Er hat sich später auch selbst bei mehreren Gelegenheiten selbstkritisch mit seiner Konzeption der naturalistic fallacy beschäftigt und zugegeben, dass er den naturalistischen Ethiken eigentlich keinen logischen Fehlschluss unterstellen könne, sondern bloss die Verwechslung (confusion) eines seiner Meinung nach unanalysierbaren Prädikats («gut») mit irgendeinem naturalistischen oder metaphysischen Prädikat («lustvoll» etc.).

Allerdings scheint dennoch zumindest so viel an Moores Argument richtig zu sein: was gut und wertvoll ist, kann nicht durch Definitionen festgelegt werden. Daraus folgt allerdings nicht, dass in der Ethik der Bezug auf naturalistische Erkenntnisse bedeutungslos wäre, sondern bloss, dass die linguistische Analyse der Sprache der Moral zur Begründung ethischer Urteile nicht ausreicht.

Interessanterweise haben dennoch viele Naturwissenschafter Moores Argumentation und die Rede vom naturalistischen Fehlschluss nahezu zum Dogma erklärt. So schreibt etwa der Evolutionspsychologe Steven Pinker, der Hunderte von Seiten darauf verwendet, den Leser zu überzeugen, wie wichtig die Einsichten der Biologie und speziell der Evolutionstheorie für ein angemessenes Verständnis der Wirkungsweise des menschlichen Geistes und der menschlichen Kultur seien:

«Die Natur schreibt uns nicht vor, was wir hinnehmen und wie wir unser Leben führen sollen. … Obwohl ich mich längst im fortpflanzungsfähigen Alter befinde, habe ich bisher absichtlich keine Kinder, sondern ich habe meine biologischen Ressourcen vergeudet. … Aber mir gefällt es so, und wenn es meinen Genen nicht gefällt, sollen sie meinetwegen von der Brücke springen.» («How the Mind Works», 1998)

Zwar weist Pinker an dieser Stelle zu Recht darauf hin, dass wir als Menschen frei sind, gegen die «Imperative» der Natur aufzubegehren. Diese Tatsache hat offensichtlich Auswirkungen auf das Verhältnis von Natur und Ethik. Die Normativität von Werten und Normen – ihr «Soll-Charakter» oder «Magnetismus» (C.L. Stevenson) – kann nicht allein auf ihrer Fundierung in der Natur beruhen, da wir uns gegen ihre «Empfehlungen» richten können. Die Ethik kann demnach nicht auf die Erkenntnisse der Naturwissenschaften reduziert werden. Doch Pinker folgert darüber hinaus:

«Wie viele Philosophen, glaube ich, dass Wissenschaft und Ethik zwei in sich geschlossene Systeme sind, die aus denselben realen Elementen bestehen, genau wie Poker und Bridge unterschiedliche Spiele sind, die mit dem gleichen Satz von 52 Karten gespielt werden.» (ebda.)

Damit scheint er das Kind mit dem Bade auszuschütten. Denn gerade die Tatsache, dass beide «Spiele» mit demselben Material auskommen müssen, scheint eine nähere Verbindung zwischen Ethik und Natur zu begründen als er zugestehen will. Aus den beiden genannten Einwänden der Sein-Sollen-Kluft und des naturalistischen Fehlschlusses folgt jedenfalls nicht, dass Tatsachen generell, oder speziell Natürlichkeit, nicht als Quelle des Guten und Wertvollen in Frage kommen können. Sicherlich müssen dazu weitere Prämissen ins Spiel gebracht werden, die selbst auf genuin normativen Überlegungen fussen. Die Ethik kann zwar nicht auf empirische Tatsachen zurückgeführt werden, doch folgt daraus nicht, dass sie ihnen gegenüber vollständig autonom sei.

Ein weiterer Grund, warum unsere ethischen Vorstellungen nicht ohne weiteres durch die Natur geprägt werden sollten, ist das ambivalente Verhältnis des Menschen zur Natur. Auf der einen Seite steht die Furcht, auf der anderen die Zuneigung. Die Natur ist Feindin und Freundin, Mörderin und Ernährerin zugleich. Die Natur sorgt durch ihre Früchte für die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse. Aber der Mensch hat auch Begierden, deren Erfüllung durch Bedingungen in seiner Umwelt gefährdet wird. Die Natur muss daher vom Menschen bearbeitet und letztlich bekämpft werden, um alle seine Bedürfnisse zu erfüllen. Überschwemmungen, wie sie in relativ unfruchtbaren Ländern vorkommen, sind Beispiele dieser zwiespältigen Beziehung des Menschen zur Natur. Hochwasser können notwendig sein, damit überhaupt etwas wächst, anderseits sind sie gefährlich und im schlimmsten Fall tödlich.

Die genannte notwendige Entfernung des Menschen von der Natur ist in der biblischen Geschichte von der Vertreibung aus dem Garten Eden festgehalten: Die ersten Menschen wurden aus dem Garten gewiesen, weil sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten. Ab sofort wussten Adam und Eva um Gut und Böse; ihnen waren «die Augen geöffnet». Erst dann kamen also für sie Werte in die Welt, denn diese sind abhängig vom Blick des Menschen. Vorher waren zwar alle natürlichen Bedürfnisse erfüllt, nur hatten die Menschen sich keine eigenen Zwecke setzen können, da sie sozusagen blind waren. Sie befanden sich in einem Zustand der Sicherheit, waren aber auch auf ein bestimmtes Leben festgelegt. Insofern ist der Austritt aus dem Garten Eden gleichbedeutend mit dem Eintritt in das Reich der Freiheit. Kurz, der Mensch wurde erst wirklich zum Menschen, indem er das Paradies verliess. Gleichzeitig schuf er gegenüber der ursprünglichen eindimensionalen Beziehung zur Natur eine weitere, indem er sich mit dem Gebrauch seiner Freiheit gegen sie setzte. Es scheint daher, als sei die Ambivalenz in unserer Beziehung zur Natur selbst ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens.

Darauf aufbauend könnte man vereinfachend zwei antagonistische Idealtypen der Beziehung des Menschen zur Natur festhalten, die in der Reinform eher selten anzutreffen sind, vielmehr beide in unterschiedlicher Ausprägung das menschliche Leben und verschiedene Kulturen prägen. Auf der einen Seite steht der Typ Mutter-Kind-Verhältnis: der Mensch als Spross der Mutter Natur. Hiermit identifizieren sich zivilisationskritische und naturromantische Bewegungen, die Slogans wie «Die Natur weiss es besser» und «Zurück zur Natur» hervorgebracht haben. Auf der anderen Seite befindet sich der Typ Herr-Knecht-Verhältnis, wobei der Mensch selbstverständlich als Herr fungiert. «Macht euch die Erde untertan» steht als Leitspruch über dieser Sichtweise, oder sogar im Extremfall das futuristische «Tod dem Mondenschein». Sollen wir der Natur folgen oder sollen wir sie dem Menschen anpassen? So kann die Leitfrage der in Streit liegenden Positionen formuliert werden.

Die beiden Grundhaltungen lassen einen einfachen Schluss – vom Natürlichen als dem der Natur Entsprechenden, zum Guten und Richtigen – unwahrscheinlich erscheinen. Da natürliche Ereignisse für den Menschen schreckliche, ja sogar tödliche Folgen zeitigen können, fragt es sich, wie Natürlichkeit zu einem Gütesiegel werden konnte. Verdankt sich die Feier des Natürlichen am Ende nur der Sehnsucht des zivilisationsmüden Städters, der in seinem mit den neuesten technischen Geräten ausgestatteten und angenehm klimatisierten Luxusappartement sitzt und davon träumt, nackt über eine sonnendurchflutete Waldlichtung zu tollen? Derselbe Städter wird doch, wenn ihn ein Zipperlein plagt, seinen Sportwagen starten, um in der nächstgelegenen Spezialklinik den Einsatz des Kernspintomographen zu verlangen.

«Um es ohne Umschweife zu sagen: Fast alles, wofür die Menschen, wenn sie es sich gegenseitig antun, gehängt oder ins Gefängnis geworfen werden, tut die Natur so gut wie alle Tage. Das, was menschlichen Gesetzen als die verbrecherischste Handlung gilt, das Töten, übt die Natur einmal an jedem lebenden Wesen, und in einer beträchtlichen Zahl von Fällen nach langen Qualen, wie sie nur die allerschlimmsten menschlichen Ungeheuer, von denen wir wissen, ihren Mitmenschen je absichtlich zugefügt haben.» (J.S. Mill: «Three Essays on Nature», postum 1874)

John Stuart Mills Furor gegen die Naturbegeisterten des viktorianischen Zeitalters in allen Ehren, aber derart einfach kann eine solch verbreitete Überzeugung, wonach das Natürliche gleichbedeutend mit dem Guten sei, nicht ad absurdum geführt werden. Vielmehr scheint eine spezifische Vorstellung des Natürlichen dessen positiven Wert zu begründen. Nicht einfach das, was in der Natur vorkommt, scheint gemeint zu sein, sondern ausschliesslich das dem Menschen Zuträgliche. Dann fragt es sich allerdings, ob «Natürlichkeit» nicht bloss ein anderer Name für das sei, was wir Menschen für gut halten. Und somit liefe die Behauptung, dass das Natürliche das Gute sei, auf die wenig informative Aussage hinaus, dass das Gute gut für uns ist. Als Wertkriterium eingesetzt, soll das Natürliche anscheinend ambitionierter sein, nämlich eine objektive Richtschnur des Guten und Richtigen darstellen. Als Wertmassstab soll etwas dienen, das von menschlichen Interessen unabhängig vorliegt.

Unter den vielen Dimensionen des Natürlichen ist es meines Erachtens eine bestimmte Bedeutung, die den Zusammenhang zur Ethik herstellen könnte. Das Natürliche ist dieser Lesart zufolge selbstorganisiert, das Künstliche hingegen durch von aussen auferlegte Zwecke bestimmt. Dieser Unterschied wird mit dem Gegensatz von Natur und Technik gefasst. Bereits Aristoteles unterschied in ähnlicher Weise das von Natur aus Seiende und das technisch Seiende. Als Beispiel dient ihm das Weidenbett. Es ist ein vom Menschen mit einem bestimmten Zweck versehener Gegenstand, ein technisches Ding. Würde man es vergraben, wüchse daraus (angenommen das Potential zum Wachstum wäre vorhanden) kein Bett, sondern ein Weidenbaum.

Ein Baum wächst, er bekommt Äste, dann Blätter, verliert sie wieder usw. Verschiedene zielgerichtete Vorgänge, wie die Umwandlung von Sonnenlicht in Energie durch Photosynthese, sind dazu nötig. Zwar kann das alles beeinflusst werden, etwa indem Zweige beschnitten werden, aber die Abläufe selbst, die das Werden und Vergehen eines Baumes bestimmen, sind nicht vom Menschen festgelegt worden, sondern dem Naturding eigen. Im Gegensatz dazu sind Produkten die Ziele ihres Daseins nicht inhärent. Sie werden vielmehr mit bestimmten Zwecken versehen. Das Material eines Produkts kann durchaus der Natur entstammen, entscheidend für den Unterschied ist die Organisation aufgrund bestimmter Absichten. Ein Ast, den wir am Wegrand finden, selbst einer, der von uns in keiner Weise bearbeitet wurde, kann uns als Wanderstab dienen. Er wird damit zu einem technischen Ding.

Selbstorganisierte, natürliche Vorgänge scheinen Zwecke zu verwirklichen, die völlig unabhängig von menschlichen Interessen ablaufen. Hinzu kommt die Tatsache, dass der menschliche Organismus selbst ein «Naturding», also auch von bestimmten inhärenten zielgerichteten Abläufen bestimmt ist. Es liegt deshalb nahe, im Natürlichen als dem Selbstorganisierten den Schlüssel zu einem angemessenen Verständnis des normativen Gebrauchs zu sehen. Die zielgerichteten Vorgänge in der Natur bestimmen nach dieser Deutung das Gute und Richtige, und zwar unabhängig davon, wie der Mensch dazu steht.

Doch ein wesentlicher Unterschied zwischen den Lösungen, die die Natur hervorbringt und solchen, die der Mensch findet, liegt darin, dass die Natur unbewusst und ungeplant verfährt, während der Mensch sich Ziele bewusst setzt und geplant versucht, sie zu verwirklichen. Kurz, natürliche Vorgänge mögen zielgerichtet ablaufen, aber nur der Mensch setzt sich Zwecke. Er verfolgt Interessen und sucht Lösungen. Diese sind aber immer vom Zweck bestimmt, in der Natur hingegen zufällig. Der Mensch kann sogar individuelle Zwecke verfolgen und dabei ein Ding – wie man sagt – zweckentfremden, etwa wenn er mit einem Schuh einen Nagel in die Wand schlägt.

Die Tatsache, dass die Natur keine Zwecke verfolgt, stellt die einfache Übertragung der natürlichen Zielgerichtetheit auf menschliche Verhältnisse in Frage. Damit ist wiederum nicht die Behauptung widerlegt, dass der Mensch sich die Abläufe in der Natur zum Vorbild machen sollte. Gleichwohl, die normative Kraft, der «Magnetismus», muss – so könnte man es ausdrücken – von Menschen selbst beigesteuert werden. Insofern gibt es keinen einfachen Schritt von der Zielgerichtetheit der Natur zur Zweckorientierung des Menschen. Und deshalb kann die Natürlichkeit für uns nur dann zu einem Wert werden, wenn wir sie dazu erheben.

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Begrenzungen sind Herausforderungen. Wie interessant ist etwa eine hohe Mauer! Wer ist da nicht in Versuchung, zumindest einmal darüberzuschauen oder gar darüberzuklettern. Ähnlich ergeht es uns mit den Grenzen unserer physischen und psychischen Leistungsfähigkeit: wir wollen darüber hinaus. Die Leistungssportler machen es uns vor, motiviert vom Ehrgeiz, getragen von Beharrlichkeit, unterstützt durch Trainingspläne und Drogen. […]

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