007 mit exzessiver Spesenrechnung
Eine liberale Kritik an James Bond.
Längst im Kanon angekommen, wurde auch der neuste «Bond»-Streifen in den letzten Wochen breit diskutiert. Erwartungsgemäss drehte sich der Diskurs vor allem um die Frage, ob dieser Inbegriff der toxischen Männlichkeit, dieser einsame Wolf gegen den Rest der Welt, dieser energetische Jäger globaler Verschwörungen, dieser Selbstzerstörer und Beziehungskrüppel als Held nicht vollends aus der Zeit gefallen sei.
Die Antworten fielen eher milde aus, was bestimmt damit zu tun hat, dass James seit einiger Zeit etwas differenzierter gezeichnet wird. Ebenfalls haben seine Gespielinnen an Tiefgang und vor allem an dramaturgischer Bedeutung gewonnen. Und es liegt wohl auch daran, dass dieser Dauerbrenner der Filmklassiker auch jene im Dunkeln des Kinos träumen lässt, die den weissen Dinosaurier eigentlich boykottieren müssten: Vielleicht ist es eine etwas verschämte Sehnsucht nach der guten alten Zeit, die besonders jene ereilt, die sich ansonsten von früh bis spät an genau dieser abarbeiten.
Und sowieso, wenn James Bond schon zu kritisieren ist, hat dies aus liberaler Sicht ganz woanders anzusetzen: Seine Hautfarbe und sein Geschlecht sind genauso egal wie die Frage, wer sich warum privat mit ihm einlässt. Der eigentliche Skandal liegt vielmehr darin, dass ein gutbesoldeter Staatsangestellter sein offensichtlich exzessives Spesenbudget für völlig unnötige Extravaganzen missbraucht. Dass er über eine sogenannte Lizenz zum Töten – die Staatsanmassung schlechthin! – nicht nur verfügt, sondern davon auch reichlich Gebrauch macht. Dass er von seiner Regierung losgeschickt wird, die Welt nach ihren Vorstellungen zurechtzubiegen. Und dabei trotzdem Privates und Dienstliches wild vermischt, ja nicht einmal Dein und Mein zu unterscheiden weiss!
Aber alles bekanntlich Tempi passati: Ob letztlich die Identitären oder die Liberalen 007 dahinscheiden liessen, kann dabei offenbleiben.