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Förderung von Exzellenz, Stärkung der Autonomie, Festigung der Freiheit des Denkens, Wettbewerb von Studenten und Dozenten – das sind die Ingredienzien einer erfolgreichen Universität.
Meint «Regeneration» nicht die Wiederherstellung eines kranken Organismus? Wir haben nicht im Sinne, die Universität für krank zu erklären und ihr eine dringend notwendige Kur zu verschreiben. «Regeneration» hat auch die Bedeutung von «Neubelebung», und genau darum ist es uns zu tun: die Universität kann sich nie ausruhen, ist ein ständiges Forschen und Suchen, ein permanentes Sich-Erfoschen und Sich-Neuerfinden.
Mit «Regeneration» ist zugleich jene Erneuerungsbewegung der 1830er Jahre gemeint, die das Fundament zur modernen Schweiz legte. Volkssouveränität und die Trennung von Staat und Kirche, Rechtsgleichheit und die Aufhebung der Pressezensur wurden damals gefordert. In jene Jahre fiel auch die Gründung der Universität Zürich, die, 1833 eingeweiht, bis heute ein Sinnbild dieses liberalen Aufbruchs darstellt.
Die Universitas Turicensis ist europaweit die erste universitäre Gründung eines auf demokratischer Verfassung ruhenden Staatswesens. Es war nicht wie in Nachbarländern die Aristokratie, die hier ihre Beamten ausbilden lassen wollte, sondern das Volk, das sich durch die hohe Bildungsanstalt Aufstiegschancen versprach.
Die Universität Zürich – eine Volksuniversität, mithin eine Massenuniversität avant la lettre? Es tut sich hier zweifellos eine Kluft auf zwischen Bildungsauftrag und Exzellenzstreben. Doch brauchen sich beide Ziele keineswegs zu widersprechen. Eine Universität, die Mittelmass fördert, verdient ihren Namen nicht. Und eine Universität, die nicht allen Leistungsfähigen offen steht, wird ihrer Aufgabe ebenso wenig gerecht. Um die Kluft zu schliessen, bleibt die Universität auf Entscheidungsautonomie angewiesen. Sie muss diejenigen auswählen können, die sich für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Materie eignen. Nur wo exzellente Köpfe arbeiten und der nötige geistige Freiraum herrscht, können neue Ideen entstehen, von denen letztlich alle profitieren.
Förderung von Exzellenz, Stärkung der Autonomie, Festigung der Freiheit des Denkens, Wettbewerb von Studenten und Dozenten – das sind die Ingredienzien einer erfolgreichen Universität. Die Universitas Turicensis kann auf eine 175jährige Geschichte zurückblicken – wir wünschen ihr weitere 175 Jahre im Zeichen der Regeneration.