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«Urbanität». Das Schlagwort suggeriert «Weltläufigkeit», «Modernität», «Aufgeschlossenheit». Wer sich als «urban» bezeichnet, sieht sich als «gebildet», «kreativ», «unabhängig». Vom hochnäsigen und dünkelhaften «Städter» – dem Schimpfwort von einst – ist wenig übriggeblieben. Kulturkritik, die in der Stadt das Dunkle und Verruchte ausmacht, ist passée. Die Menschen zieht es wieder in die urbanen Zentren. Für viele […]

«Urbanität». Das Schlagwort suggeriert «Weltläufigkeit», «Modernität», «Aufgeschlossenheit». Wer sich als «urban» bezeichnet, sieht sich als «gebildet», «kreativ», «unabhängig». Vom hochnäsigen und dünkelhaften «Städter» – dem Schimpfwort von einst – ist wenig übriggeblieben. Kulturkritik, die in der Stadt das Dunkle und Verruchte ausmacht, ist passée. Die Menschen zieht es wieder in die urbanen Zentren. Für viele sind die Städte nicht mehr nur das Versprechen, Arbeit zu finden, sondern tun und lassen zu können, was man will. Sie sind der Ort des modernen Individualismus.

Gerade für die jungen Menschen gilt heute: je urbaner, desto besser. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Politik den Chic des Urbanen für sich entdeckte. Die Freisinnig-demokratische Partei der Schweiz etwa erklärte vor einigen Jahren, eine zielpublikumswirksame Neuausrichtung sei angezeigt, das neue Wählerpotential sei reformorientiert, modern und städtisch, kurz: jung, weiblich und urban. Die neue «urbane Mitte», auf die sie es abgesehen hatte, fand die FDP dann aber doch nicht. Bürgerlichkeit, einst Trägerin des Städtischen, ist für viele Urbane von heute bloss noch eine Erinnerung aus Kindheitstagen.

Städte verändern sich ständig und schnell. Wer gestern oben war, kann heute schon unten sein – und umgekehrt. Man kann unbehelligt seinen Geschäften nachgehen, und trotzdem beobachten mittlerweile Tausende von Überwachungskameras das Geschehen. Die Urbanen nehmen daran kaum Anstoss. Sie kümmern sich mehr um sich selbst, setzen auf Innovation und Kreativität. Damit treiben sie die nach Max Weber für die Moderne typische wissenschaftliche «Entzauberung der Welt» voran – und arbeiten mit dem Bau neuer Einkaufsparadiese und Vergnügungsarenen zugleich an einer «Wiederverzauberung».

Die Stadt – ein Ort der Widersprüche? Unter- und Oberwelt, Müll und Kunst, Überwachung und Individualisierung, Freiheit und Sicherheit, Monumentalität und Kleinräumigkeit. Im Urbanen scheint das eine ohne das andere nicht möglich. Oder doch? Soviel steht fest: die Stadt ist das Labor der Zukunft. Hier zeigen sich neue Lebensformen. Hier lässt sich beobachten, wie wir leben werden – ob wir uns nun als urban verstehen oder nicht.

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«Urbanität». Das Schlagwort suggeriert «Weltläufigkeit», «Modernität», «Aufgeschlossenheit». Wer sich als «urban» bezeichnet, sieht sich als «gebildet», «kreativ», «unabhängig». Vom hochnäsigen und dünkelhaften «Städter» – dem Schimpfwort von einst – ist wenig übriggeblieben. Kulturkritik, die in der Stadt das Dunkle und Verruchte ausmacht, ist passée. Die Menschen zieht es wieder in die urbanen Zentren. Für viele […]

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